Pfandbriefbanken

Nachhaltige Covered Bonds verlassen die Nische

Das Geschäft der deutschen Pfandbriefbanken brummt, droht aber durch eine weiter verschärfte Regulierung Schaden zu nehmen.

Nachhaltige Covered Bonds verlassen die Nische

tl Frankfurt

Der Pfandbriefmarkt zeigt sich im laufenden Jahr erneut in sehr guter Verfassung und dürfte bei den Neuemissionen besser ab­schneiden als im Vorjahr. „Wir könnten uns aber vorstellen, dass der Pfandbrief noch besser in der Refinanzierung genutzt wird“, sagte Louis Hagen, Präsident des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP), im jährlichen Pressegespräch.

Emissionsvolumen steigt

Die Neuemissionen lagen bis Ende Oktober bei 53,5 Mrd. Euro (2020: 59,8 Mrd. Euro), wovon 37,8 (40,7) Mrd. Euro auf Hypothekenpfandbriefe und 15,7 (19,1) Mrd. Euro auf öffentliche Pfandbriefe entfielen. Der Gesamtumlauf erreichte 390,9 (371,9) Mrd. Euro. Etwa die Hälfte der Benchmark-Emissionen sind laut Hagen bei der EZB gelandet: „Die EZB ist und bleibt der stärkste Pfandbriefinvestor.“

Kräftig gewachsen ist erneut das Segment der nachhaltigen Covered Bonds. Von Januar bis Ende Oktober kamen in Europa ESG Covered Bonds für 14,8 Mrd. Euro neu auf den Markt. 2020 waren es erst 7,8 Mrd. Euro. Gemessen am Umlaufvolumen ist Deutschland der zweitgrößte Markt, nur übertroffen von Frankreich, das einen großen Anteil „so­zialer“ Covered Bonds aufweist. Das Emissionsvolumen von grünen und sozialen Pfandbriefen lag bis Ende Oktober hierzulande bei 9 Mrd. Euro (+35% zum Jahresende 2020). 14,3 Mrd. Euro ESG-Benchmark-Emissionen sind 17% aller welt­weiten Covered-Bond-Benchmarks (Umlaufvolumen). Dieser Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt.

Um 50% (zu Ende 2020) stieg das Volumen der grünen bzw. sozialen ungedeckten Schuldverschreibungen in Deutschland. Hagen begründete dies mit einem größeren Preisvorteil im Vergleich zum grünen Pfandbrief, bei dem die Spreads extrem komprimiert seien. Von der EZB, die für einen „Gutteil“ der sehr niedrigen Spreads der europäischen Covered Bonds verantwortlich sei (wobei die Pfandbriefe die niedrigsten aufwiesen), verlangt Hagen eine graduelle und gut kommunizierte Exit-Strategie.

Die Zusagen im Finanzierungsgeschäft der Pfandbriefbanken haben in den ersten zehn Monaten auf 135,8 (119,1) Mrd. Euro zugelegt, wobei 91,5 (81) Mrd. Euro auf Wohnimmobilien und 44,3 (38) Mrd. Euro auf gewerbliche Immobilien entfielen. Die deutlich gestiegenen Wohnimmobilienpreise sieht der VDP vor dem Hintergrund gestiegener Baupreise deutlich entspannter als die Bundesbank. Man könne zwar die Vorsicht der Aufseher verstehen. „Wir allerdings können keine stark überhitzten Märkte sehen“, so Hagen. Er verwies auf Fundamentaldaten wie das Zinsumfeld, eine ungebrochene Nachfrage und die nicht-spekulative Bautätigkeit in Deutschland. Außerdem bleibe die Kreditvergabe unverändert konservativ. Angesichts einer guten Wirtschaftslage und einer immer noch geringen Kreditbelastung würden sogar sinkende Immobilienpreise nicht zu Kreditausfällen führen, sagte er.

Der VDP-Präsident rechnet mit der Wiedereinführung des antizyklischen Kapitalpuffers, um Wohnimmobilienkredite zu verteuern und die Preisdynamik am Wohnimmobilienmarkt zu brechen. „Wir glauben, dass das, auch angesichts der unsicheren Pandemielage, nicht notwendig ist.“

VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt kritisierte eine Übererfüllung der Baseler Vorgaben (Basel III) durch die EU-Kommission und den dadurch folgenden spürbaren Anstieg der Kapitalanforderungen (siehe Grafik). Sollte dies in der kommenden, etwa einjährigen Verhandlungsphase so bleiben, seien eine Verknappung des Kreditangebots der Banken, höhere Finanzierungskosten für Kreditnehmer und eine Verlagerung des Kreditgeschäfts in weniger streng regulierte Bereiche („Schattenbanken“) zu befürchten. Dies könnte die Finanzstabilität gefährden.

Im Bereich der Nachhaltigkeit verlangt Tolckmitt eine deutliche Verringerung des bürokratischen Aufwands. Die EU-Taxonomieverordnung, die Anfang 2022 in Kraft treten wird, sei schon jetzt sehr komplex und drohe durch Ausführungsbestimmungen noch komplexer zu werden. Müssten EU Green Bonds nach dem kommenden Standard zu 100% taxonomiekonform sein, könnten kaum solche grünen Anleihen emittiert werden, sagte Tolckmitt.

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