Klare politische Rahmenbedingungen für Investitionen zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft wünschen sich Unternehmen und Finanzbranche gleichermaßen: Der Finanzbedarf sei mit insgesamt 350 Mrd. Euro gewaltig, sagte Bankenverband-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig unter Berufung auf Zahlen der EZB. „Wir wollen Teil der Lösung sein“, bekannte er bei einer Diskussionsrunde des Verbands zu „Sustainable Finance“.

Monika Schnitzer, Mitglied des Sachverständigenrats für Wirtschaft, drang auf klare Richtlinien für die Investoren. Diese wollten bereits nachhaltig investieren. Die Wirtschaftsweise regte einen umfassenderen Ansatz des Begriffs der Sustainable Finance an. Nachhaltigkeit betreffe nicht nur den Aspekt des Klimawandels. Dazu gehöre auch Widerstandsfähigkeit, wie das Wegbrechen von Lieferketten in der Coronakrise gezeigt habe. Im Ukraine-Krieg gingen nun Absatzmärkte verloren. Investoren sollten nicht nur Gewinnchancen im Blick haben, sondern auch Risiko und Sicherheit der Anlage, betonte Schnitzer. Die Resilienz bei Lieferketten und Absatzmärkten werde künftig eine noch viel größere Rolle spielen.

Die Taxonomie hilft Schnitzer zufolge zum Beispiel im Versorgungssektor dabei, zu entscheiden, welche Energieträger künftig die richtigen seien. Die aktuelle Investitionszurückhaltung sei mit strikterer Regulierung zu beheben. Die Unternehmen warteten noch ab. Im Mittelstand könne die Ursache der Investitionsschwäche im Generationswechsel liegen. Die Entscheidungen würden den Nachfolgern überlassen.

Bertram Kawlath, geschäftsführender Gesellschafter von Schubert & Salzer und Vizepräsident des Maschinenbauverbands VDMA, warnte vor zu komplexen Vorgaben für den Mittelstand. Viele Unternehmen seiner Branche seien klein und mit den Nachhaltigkeitsanforderungen personell überfordert.

Michael Diederich, Vorstandssprecher der HypoVereinsbank, bezeichnete die Banken als Transformationsriemen zwischen Investoren und Unternehmen. Der Mittelstand bereite sich mit Blick auf Wertschöpfung und Produktionsprozesse intensiv auf die Transformation vor, berichtete Diederich. Viele Unternehmen seien aber verunsichert. Er drang auf einen verlässlichen Rahmen, wie die Unternehmen den Banken ihre Fortschritte darlegen könnten. Lisa Paus, Vizefraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, stellte in Aussicht, dass bei der Taxonomie nachreguliert werde. Sie sei eine Freundin der Standardisierung, bekannte sie. Der Prozess sei allerdings noch in der Übergangsphase.