Natixis nimmt Assetmanager beim Eltif 2.0 in die Pflicht
Im Gespräch: Patrick Sobotta und Michael Jäger
Natixis nimmt Assetmanager in die Pflicht
Die Manager Sobotta und Jäger über den
Umgang mit dem reformierten Eltif und
das Fundraising bei Privatanlegern
phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Natixis Investment Managers ist dabei, mehrere Eltifs aufzulegen. Mit den European Long-Term Investment Funds möchte der Vermögensverwalter mehr Privatanleger in die privaten Märkte holen. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sprechen die Natixis-Manager Patrick Sobotta und Michael Jäger über das neue Potenzial im Fundraising – und richten gleichzeitig einen Appell an die Branche.
Große Vermögensverwalter im Bereich Private Markets drängen stärker ins Geschäft mit Privatanlegern. So ist der französische Assetmanager Natixis Investment Manager kurz davor, mehrere sogenannte European Long-Term Investment Funds (Eltif) aufzulegen, über die Privatanleger in private Anlageklassen investieren können. Diese waren bislang vor allem institutionellen Investoren und Family Offices vorbehalten, der überarbeitete Eltif 2.0 könnte das aber ändern.
Wie Natixis auf Nachfrage bestätigt, sind insgesamt drei neue Eltifs in der Vorbereitung. Alle haben sogenannte Evergreen-Strukturen und sind damit Fonds ohne eine feste Laufzeit. Einer der Fonds verfolgt eine Multi-Private-Assets-Strategie, investiert also unterschiedlich gewichtet sowohl in Private Equity und Private Debt als auch in Immobilien und Infrastruktur. Die beiden anderen Vehikel sind Private-Equity-Fonds und werden von den zu Natixis gehörenden Boutiquen Mirova und Flexstone gemanagt.
Europa braucht mehr privates Kapital
Natixis-Europachef Patrick Sobotta ist davon überzeugt, dass es die privaten Märkte braucht. „In Europa besteht ein enormer Investitionsbedarf in Höhe von über 1,5 bis 2 Billionen Euro bis 2030, insbesondere im Bereich Infrastruktur“, sagt Sobotta. Um diesen Bedarf zu decken, seien die privaten Märkte unverzichtbar und es müsse verstärkt Kapital von Privatanlegern mobilisiert werden. Natixis verwaltet weltweit 1,2 Bill. Euro, wovon etwas mehr als 100 Mrd. in privaten Märkten investiert sind.
Patrick Sobotta, Natixis IMIn Europa besteht ein enormer Investitionsbedarf in Höhe von über 1,5 bis 2 Billionen Euro bis 2030, insbesondere im Bereich Infrastruktur.
Der Anteil des Retail-Segments daran ist bislang jedoch überschaubar, da die alten Eltif-Strukturen am breiten Markt wenig Anklang gefunden haben. „Dies könnte sich nun ändern, da ein verbessertes Regelwerk auf den wachsenden Druck im institutionellen Fundraising trifft“, sagt Michael Jäger, Leiter Private Assets von Natixis IM in Zentral- und Osteuropa.
Institutionelles Fundraising bei Private Markets ausgereizt
Jäger zufolge stehen Vermögensverwalter in den privaten Märkten derzeit vor erheblichen Herausforderungen im Fundraising mit institutionellen Investoren. „Viele dieser großen Investoren haben ihre Zielallokation für Private Assets bereits erreicht und können, auch aus regulatorischen Gründen, diese nicht weiter erhöhen“, sagt Jäger. Gleichzeitig seien klassische Anleihen aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus wieder attraktiv und damit eine interessante Alternative.
Michael Jäger, Natixis IMViele große Investoren haben ihre Zielallokation für Private Assets bereits erreicht und können, auch aus regulatorischen Gründen, diese nicht weiter erhöhen.
Um neue Fundraising-Potenziale zu erschließen, würden deshalb viele Private-Asset-Anbieter ihren Blick zunehmend auf das Retail-Segment richten. Jäger zufolge verwalten institutionelle Investoren rund die Hälfte des weltweiten Vermögens. Die andere Hälfte liege in den Händen privater Investoren. Doch deren Anteil an den privaten Märkten sei aktuell nahezu bei 0%. „Sollte es der Branche gelingen, diesen Anteil durch den Eltif 2.0 und gezielte Aufklärungsarbeit auf nur 10% zu steigern, würde dies ein enormes Fundraising-Potenzial freisetzen“, sagt Jäger.
Mit illiquiden Produkten die Finger verbrannt
Allerdings hätten Privatanleger in der Vergangenheit oft schlechte Erfahrungen mit illiquiden Produkten gemacht, was zu einer gewissen Skepsis geführt habe. Für Jäger ist es daher unerlässlich, dass Privatkunden genau verstehen, worauf sie sich einlassen. Ein Scheitern könnte das Vertrauen in die Anlageklasse erheblich untergraben. „Der Eltif 2.0 bietet die nötige regulatorische Sicherheit, doch es erfordert auch von den Anbietern ein hohes Maß an Verantwortung im Umgang mit dem Regelwerk, insbesondere bei der Festlegung der Mindestinvestitionsbeträge“, sagt Jäger.
Michael Jäger, Natixis IMDer Eltif 2.0 bietet die nötige regulatorische Sicherheit, doch es erfordert auch von den Anbietern ein hohes Maß an Verantwortung im Umgang mit dem Regelwerk.
Da das Eltif-2.0-Regelwerk hier keine genauen Vorgaben mache, liege es in der Verantwortung jedes Assetmanagers, eine angemessene Schwelle zu definieren, um Kleinanleger zu schützen. Um die privaten Märkte einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, ist Sobotta zufolge umfassende Aufklärungsarbeit unerlässlich. „Deshalb haben wir die Private Asset Academy ins Leben gerufen. Diese Plattform bringt die bedeutendsten Akteure aus dem Markt zusammen, um gesammelte Erfahrungen und Wissen zu teilen – von der Branche für die Branche“, sagt Sobotta.
Private Banker sind der Schlüssel
Für den Europachef von Natixis Investment Managers liegt der Schlüssel zur Erschließung des Privatkundenmarkts in der gezielten Weiterbildung der Berater. Also vor allem der vielen Private-Banking-Berater in Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die den Eltif letztendlich an den privaten Endkunden bringen. „Damit diese Privatkunden fundiert beraten können, ist es wichtig, dass sie die Produkte und die privaten Märkte umfassend verstehen“, sagt Sobotta.