Mehr Gewinn als erwartet

Natwest erhöht Ausschüttungsquote

Natwest hat im Schlussquartal überraschend gut abgeschnitten. Dass das Institut wenig auf Problemkredite abschrieb, trug stark dazu bei.

Natwest erhöht Ausschüttungsquote

Natwest erhöht Ausschüttungsquote um ein Viertel

Vorsteuerergebnis übertrifft dank niedriger Wertberichtigungen die Markterwartungen – Ausblick bleibt im Rahmen der Analystenschätzungen

hip London

Die schottische Großbank Natwest hat mit ihrem bereinigten Vorsteuerergebnis für das Schlussquartal die Markterwartungen übertroffen. Dazu trugen vor allem überraschend niedrige Wertberichtigungen bei. Wie das Institut mitteilte, schrieb es lediglich 66 (i.V. 126) Mill. Pfund auf Problemkredite ab. Analysten hatten im Schnitt mit 203 Mill. Pfund gerechnet.

Zinsergebnis wächst zweistellig

Zudem verzeichnete Natwest auf bereinigter Basis zweistelliges Wachstum. Das Zinsergebnis legte um 12,3% auf fast 3 Mrd. Pfund zu. Analysten hatten 2,93 Mrd. angesetzt. Das bereinigte Vorsteuerergebnis stieg auf 1,54 (1,16) Mrd. Pfund. Die Markterwartungen hatten bei 1,36 Mrd. gelegen. Die Nettozinsmarge verbesserte sich im Vergleich zum dritten Quartal um einen Basispunkt auf 2,19%.

Mehr Dividende

Den Aktionären winken höhere Dividenden. „Die neue Ausschüttungsquote von 50% (zuvor 40%) ist das wichtigste Highlight“, schrieben die Analysten von Bank of America. „Mit einer Dividendenrendite zwischen 6% und 7% für 2025 und 2026 befände sich Natwest am oberen Ende der britischen Banken.“

Am Vortag hatte Barclays zum Auftakt der Quartalsberichterstattung der britischen Großbanken unerwartet gute Zahlen vorgelegt, die im vergangenen Jahr im Rahmen eines Dreijahresplans kommunizierten Gewinnziele aber nicht weiter nach oben geschraubt. Auch Natwest blieb beim Ausblick auf das laufende Jahr zurückhaltend.

„Gründe für Optimismus“

„Zu Beginn des Jahres 2025 sind wir realistisch, was die Herausforderungen und Chancen angeht, die vor uns liegen“, heißt es im Ausblick von Natwest auf das laufende Geschäft. „Doch wir sehen einige Gründe für Optimismus.“ Die Bank konzentriert sich auf den Heimatmarkt und zählt in Großbritannien zu den größten Hypothekenanbietern.

Die Inflation sei von früheren Höchstständen heruntergekommen, argumentiert das Institut. Für 2025 werde moderates wirtschaftliches Wachstum vorhergesagt. Das Verbrauchervertrauen sei gegen Ende 2024 eingeknickt, aber die Bank habe bei ihren Kunden Widerstandskraft und ein gutes Aktivitätsniveau beobachtet.

Lukrative Absicherungsgeschäfte

Natwest strebt im laufenden Jahr auf bereinigter Basis Erträge zwischen 15,2 Mrd. und 15,7 Mrd. Pfund an. Analysten hatten im Schnitt 15,5 Mrd. angesetzt. Das Institut rechnet mit Rückenwind seitens seiner Absicherungsgeschäfte (Structural Hedge), die rund 1 Mrd. Pfund dazu beitragen sollen.

Die Eigenkapitalrendite (RoTE) soll sich in der Spanne von 15% bis 16% bewegen. Am Markt hatte man mit 15,7% gerechnet. Voraussetzung für das Erreichen des Ausblicks ist, dass die Bank of England den Leitzins von derzeit 4,50% bis zum Jahresende auf 3,75% senkt.

Aktie gibt nach

„Wie schon bei Barclays liegt auch die Guidance von Natwest für 2025 im Rahmen der Erwartungen, was der Grund der Kursschwäche im frühen Handel sein könnte“, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown.

Die Anleger hätten angesichts der unerwartet guten Quartalszahlen und der positiven Stimmung für die Branche wohl auf einen „schlagkräftigeren Ausblick“ gehofft, erklärte der Bankenexperte. Die Aktie verbilligte sich im frühen Londoner Handel zunächst um gut 4%. Dass kein Aktienrückkauf angekündigt wurde, könnte dazu beigetragen haben. Analysten hatten allerdings auch keinen erwartet.

Abschluss der Privatisierung naht

Natwest dürfte im laufenden Jahr vollständig in private Hände übergehen. Der Anteil, der sich nach wie vor in staatlicher Hand befindet, rutschte im Dezember unter 10%. Jeremy Hunt, der Vorgänger der britischen Schatzkanzlerin Rachel Reeves, wollte die verbliebene Staatsbeteiligung durch eine Platzierung an Kleinanleger und andere Investoren abschmelzen. Mit dem Regierungswechsel im Juli vergangenen Jahres lösten sich diese Pläne in Luft auf.

Der Labour-Schatzkanzler Alistair Darling hatte das Institut auf dem Höhepunkt der Finanzkrise für 46 Mrd. Pfund über Wasser gehalten, nachdem es sich an der Übernahme von ABN Amro verhoben hatte. Nachfolger George Osborne begann im August 2015 mit dem Verkauf der Beteiligung und nahm dafür einen Milliardenverlust in Kauf. Der Staat war bei 502 Pence eingestiegen, Osbornes Verkaufskurs lag bei 330. Zuletzt bewegte sich der Kurs um 420 Pence.

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