Britische Banken

Natwest über­windet die Pandemie

Weil die Coronakrise weniger stark einschlug als erwartet, löste die ehemalige Royal Bank of Scotland 2021 Kreditrisikovorsorge in Milliardenhöhe auf. Mit Blick auf Kosten und Reputation bleibt aber viel zu tun.

Natwest über­windet die Pandemie

bet London

Die Pandemie hat in der Bilanz von Großbritanniens größter Bank für Firmenkunden deutlich kleinere Spuren hinterlassen als erwartet. Natwest konnte es sich erlauben, im vergangenen Jahr die Rückstellungen für Kreditausfälle markant abzubauen. Die schnelle Erholung der britischen Wirtschaft, die zu Beginn der Coronakrise besonders hart getroffen worden war, half damit auch dem ehemals als Royal Bank of Scotland bekannten Finanzinstitut: Auf einen Verlust vor Steuern von knapp 500 Mill. Pfund im Jahr 2020 folgte ein Gewinn von 4 Mrd. Pfund, wie Natwest am Freitag bekanntgab.

Im vierten Quartal schnitt die Bank gar über den Erwartungen ab, gestützt auch von der anhaltend boomenden Nachfrage nach Hypothekendarlehen. Der Vorsteuergewinn von 635 Mill. Pfund fiel rund die Hälfte höher aus, als Analysten auf dem Zettel hatten. Bankchefin Alison Rose, die Natwest seit Ende 2019 anführt, sieht die Zeit für konkrete Versprechen gekommen: Sie sei zuversichtlich gestimmt und erwarte im laufenden Jahr Erlöse von mehr als 11 Mrd. Pfund, teilte Rose mit. Im Jahr 2021 stagnierten die Erträge bei 10,5 Mrd. Pfund.

Der Gewinnsprung war maßgeblich auf die Auflösung von Kreditrisikovorsorge im Volumen von 1,3 Mrd. Pfund zurückzuführen. Im Jahr 2020 hatte Natwest noch ähnlich wie andere Großbanken prophylaktisch 3,1 Mrd. Pfund abgeschrieben, doch die Geschäfts- und Privatkunden hielten sich im Wirtschaftseinbruch deutlich besser als von der Bankleitung zunächst erwartet. Hier dürften wie auch anderswo die umfangreichen staatlichen Hilfsprogramme eine Rolle gespielt haben.

Die Eigenkapitalrendite soll 2023 auf „komfortable mehr als 10%“ steigen. Gleichzeitig senkt Natwest die Ziele zur Reduktion der operativen Kosten, unter anderem um der wachsenden Inflation Rechnung zu tragen. Statt um 4% sollen die Ausgaben in diesem und im kommenden Jahr nur um 3% schrumpfen. Die Aufwand-Ertrag-Relation kletterte in den letzten drei Monaten des Jahres 2021 auf 87%, deutlich über dem Jahresschnitt und über den Prognosen der Analysten.

Rose ist bemüht, die in Edinburgh ansässige Natwest nach den Eskapaden vor der Finanzkrise als ein Institut im Dienste der britischen Wirtschaft zu positionieren. Nachdem die globalen Ambitionen der Royal Bank of Scotland zur Krise von 2008 beitrugen, sprang der britische Staat mit Steuermilliarden ein. Noch heute hält er knapp die absolute Mehrheit an der Bank, doch der Anteil soll im laufenden Jahr weiter abgebaut werden. Zur Redimensionierung unter dem 2020 eingeführten Gruppennamen Natwest gehört auch der Rückzug aus nahen Auslandsmärkten. So verabschiedet sich die Tochter Ulster Bank aus der Republik Irland.

Geldwäsche-Vorwurf belastet

Vorerst kommt die Staatskasse noch in den Genuss der Dividende, die von 3 auf 7,5 Pence erhöht werden soll. Hinzu kommt ein Aktienrückkauf im Volumen von 750 Mill. Pfund. Investitionen von 3 Mrd. Pfund sollen vor allem in die Digitalisierung fließen. Belastet wurde das Geschäftsergebnis durch eine Strafe von 265 Mill. Pfund, weil Natwest demnach Geldwäsche in Höhe von 365 Mill. Pfund nicht unterbunden hatte. Das Vergehen ereignete sich von 2012 bis 2016. Natwest ist nun das erste britische Institut, gegen das die Finanzaufsicht FCA wegen Geldwäsche ermittelte. Die Sanierung des Rufs ist eine langfristige Aufgabe.

Natwest Group
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Pfund20212020
Erträge gesamt1051210508
Operative Kosten77587858
Kreditrisikovorsorge*–12783131
Vorsteuerergebnis4032–481
Nettoergebnis2950–753
Eigenkapitalrendite (%)9,4–2,4
Cost-Income-Ratio (%)73,474,4
Kernkapitalquote (%)18,218,5
Leverage Ratio (%)5,86,4
Bilanzsumme (Mrd.)782800
*) Negativer Wert: AuflösungBörsen-Zeitung