Nord/LB schreibt schwarze Zahlen
ste Hamburg
Kurz vor dem Wechsel an der Vorstandsspitze weist die in der Restrukturierung steckende Nord/LB schwarze Zahlen aus. Die Landesbank aus Hannover informierte am Donnerstag über einen Gewinn von 122 Mill. Euro in den ersten neun Monaten dieses Jahres – nach −70 Mill. Euro im Vergleichszeitraum 2020 und −45 Mill. Euro in der ersten Hälfte dieses Jahres.
Vorstandschef Thomas Bürkle, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht und vom früheren HVB-Privatkundenvorstand Jörg Frischholz abgelöst wird, hatte den Swing beim Ergebnis in Interviews bereits avisiert. Anlässlich der Vorlage der Neunmonatszahlen unterstrich er nun, dass auch für das Gesamtjahr 2021 mit einem positiven Konzernergebnis gerechnet werden könne, sofern die positiven Entwicklungen der vergangenen Wochen anhielten.
Die Nord/LB, die nach Milliardenverlusten infolge horrender Risikovorsorgen im Bereich der Schiffsfinanzierung Ende 2019 durch die Altträger sowie die Sparkassen-Finanzgruppe mit insgesamt 3,6 Mrd. Euro rekapitalisiert wurde und einen bis 2024 ausgerichteten Umbau vollzieht, profitiere von der gesamtwirtschaftlichen Erholung, so Bürkle. Diese habe sich positiv auf das Neugeschäft ausgewirkt. Dass die Bank nach neun Monaten einen Gewinn zeigt, ist indes vor allem auf ein um 317 Mill. Euro verbessertes Risikovorsorgeergebnis zurückzuführen.
Infolge einer Nettoauflösung ergab sich sogar ein positiver Ergebnisbeitrag von 42 (i.V. −275) Mill. Euro. Dabei wurden Netto-Neubildungen von Wertberichtigungen bei Flugzeugfinanzierungen von Auflösungen über 96 Mill. Euro durch Schiffsverkäufe kompensiert, wie der Zahlenpräsentation zum 30. September zu entnehmen ist. Bewertungseffekte im Zusammenhang mit dem Abbau des Schiffsportfolios sorgten in den ersten drei Quartalen 2021 zudem für ein Fair-Value-Ergebnis von 164 (i.V. 264) Mill. Euro.
Die Nord/LB, die künftig keine Schiffsfinanzierung mehr betreibt und den zuletzt auf 260 Mill. Euro verringerten und zu 62% durch Risikovorsorge abgedeckten Bestand an ausfallgefährdeten Schiffskrediten bis Ende des Jahres nahezu komplett abgebaut haben will, profitiert von der im Verlauf der Pandemie deutlich verbesserten Lage an den weltweiten Schiffsmärkten. Seit Umstellung der Risikovorsorge auf ein Exit-Szenario Ende 2018 seien mehr als 95% des damals notleidenden Schiffsportfolios von 7,5 Mrd. Euro abgebaut worden, so die Bank. Per Ende September belief sich das Schiffsportfolio insgesamt noch auf rund 1,1 Mrd. Euro, wovon gut vier Fünftel (82%) in Garantien oder Verbriefungen enthalten waren. Vor zehn Jahren lag der Bestand bei 19,5 Mrd. Euro.
Die viertgrößte Landesbank, deren Bilanzsumme in den ersten neun Monaten um 8% auf 116,8 Mrd. Euro weiter schrumpfte, verbuchte einen im Vorjahresvergleich um 15% auf 651 Mill. Euro gesunkenen Zinsüberschuss. Der Rückgang stehe im Zusammenhang mit der planmäßigen Verkleinerung der Bank und dem damit verbundenen Abbau einzelner Kreditportfolios. Aus diesem Grund habe man auch nicht an den Tendergeschäften der EZB (TLTRO III) teilnehmen und von einem damit einhergehenden positiven Zinseffekt profitieren können, erklärte die Nord/LB. Der Rückgang des Zinsergebnisses basiere ferner auf negativen Bewertungsergebnissen.
Dem Rückgang des Zinsüberschusses wirkte ein positiver Swing von 62 Mill. Euro beim Provisionsüberschuss entgegen. Hier kamen der Bank gesunkene Gebühren für die im Zusammenhang mit der Kapitalstärkung gewährten Garantien des Mehrheitseigentümers Niedersachsen zugute. Das Land hatte die Nord/LB vor zwei Jahren neben einer Kapitalerhöhung von 1,5 Mrd. Euro mit einer Kapitalentlastung über 800 Mill. Euro in Form von Garantien und der Übernahme von Beteiligungen gestützt. Mit dem sukzessiven Abbau der durch Niedersachsen abgesicherten Kredite reduziert sich auch der Umfang der Landesgarantien.
Niedersachsen erhöht
Da sich das Land verpflichtet hat, die erhaltenen Garantievergütungen über Kapitalerhöhungen zum jeweiligen Jahresende wieder dem Stammkapital der Bank zuzuführen, erhöht sich der Anteil Niedersachsens an der Nord/LB, während die Beteiligungen der übrigen Träger verwässert werden. Wie das Finanzministerium in Hannover mitteilte, wird der Anteil des Landes durch Erhöhung des Stammkapitals über 111 Mill. Euro zum Ende dieses Jahres auf 56,76 von 55,15% steigen.
Die Maßnahme dient der Eigenkapitalstärkung der Landesbank, deren Kernkapitalquote durch Abbau von Risikoaktiva vor allem in nichtstrategischen Portfolios Ende September mit 15,8% über dem Niveau Ende 2020 von 14,6% lag. Vorstandschef Bürkle betonte, die Bank stehe besser da, als es der Blick auf manche Kennzahl zuletzt suggeriert habe. Die Bank sei heute deutlich kleiner und effizienter als zu Beginn des Umbaus. Die Transformation sei die Basis dafür, dass die Nord/LB ihre ambitionierten Ziele erreichen werde. Das Institut strebt bis 2024 unter anderem einen Abbau auf 2800 bis 3000 (30.9.: 4047) Stellen und eine Eigenkapitalrendite von 7,5 (2,3)% an.
Wertberichtigt Seite 8
Nord/LB | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 651 | 769 |
Risikovorsorgeergebnis | 42 | –275 |
Provisionsüberschuss | 32 | –30 |
Fair-Value-Ergebnis | 164 | 246 |
Verwaltungsaufwand | 669 | 684 |
Ergebnis vor Restrukt., Transform. und Steuern | 175 | –35 |
Ergebnis vor Steuern | 113 | –73 |
Konzernergebnis | 122 | –70 |
Aufwand-Ertrag-Rel. (%) | 84,6 | 64,51 |
Eigenkapitalrendite (%) | 2,3 | –0,21 |
Bilanzsumme | 116758 | 1264911 |
Kernkapitalquote2 (%) | 15,8 | 14,61 |
Beschäftigtenzahl3 | 4047 | 44461 |
1) zum 31.12.2020; 2) harte Kernkapitalquote „fully loaded“; 3) Mitarbeiterkapazitäten Börsen-Zeitung |