Testat für 2023er-Bilanz steht noch aus

Northern Data mit Klagen von Ex-Mitarbeitern konfrontiert

Für Northern Data kommt es gerade knüppeldick: Ehemalige Manager der US-Tochter haben Klagen angestrengt und betätigen sich als Whistleblower über angebliche Missstände. Auch musste mal wieder eine Bilanzvorlage verschoben werden. Die Aktie fällt.

Northern Data mit Klagen von Ex-Mitarbeitern konfrontiert

Northern Data mit Klagen
von Ex-Mitarbeitern konfrontiert

2023er-Bilanz soll am 12. Juli präsentiert werden

bg Frankfurt

Der Rechenzentrenbetreiber Northern Data sieht sich mit Vorwürfen von Ex-Mitarbeitern konfrontiert, es sei zur Falschdarstellung der Finanzkraft gegenüber Investoren, Aufsehern und Geschäftspartnern gekommen. Die beiden ehemaligen Manager behaupten, sie seien rausgeschmissen worden, nachdem sie auf mutmaßlichen Betrug seitens des Vorstandsvorsitzenden Aroosh Thillainathan hingewiesen hätten. Außerdem wird der Vorwurf des Steuerbetruges erhoben. Northern Data weist alle Vorwürfe zurück.

Bei den beiden klagenden Ex-Managern handelt es sich um Joshua Porter und Gulsen Kama. Porter wurde im Frühjahr 2022 zum COO der US-Tochter berufen und war dann im Januar 2023 zum President und CEO des nordamerikanischen Geschäfts befördert worden. Im März 2023 trennte sich Northern Data von ihm.

Porter zufolge erfolgte das, weil er dem C-Level auf Konzernebene gegenüber erklärt habe, dass Northern Data aufgrund von Steuerverpflichtungen nahezu zahlungsunfähig sei. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor, aus denen die „Financial Times“ zitiert.

Porter wirft dem Unternehmen außerdem vor, der US-Steuerbehörde IRS Zahlungen aus Krypto-Mining-Gewinnen vorenthalten zu haben. Auch die im Juli 2022 zum CFO des US-Geschäftes berufene Gulsen Kama warf ihren Vorgesetzten in Deutschland vor, dass Bilanzpositionen gegenüber Prüfern und Investoren nicht korrekt dargestellt worden seien. Anfang Juni 2023 sei sie dann wegen ihrer Whistleblowing-Aktivitäten vor die Tür gesetzt worden, so Kama in ihrer Klage.

Es war dann tatsächlich so, dass Buchprüfer KPMG im Februar 2023 fehlende Dokumentationen bemängelte und Zweifel äußerte, ob das noch ein „Going Concern“ sei. Es wurde also infrage gestellt, ob eine positive Fortführungsprognose besteht – was man als Prüfer braucht, um ein Testat für die Bilanz zu geben.

KPMG versah die 2022er-Zahlen von Northern Data dann mit dem Vermerk, dass Unsicherheiten über den Fortbestand der Firma beständen wegen ihrer volatilen Einnahmen aus dem Bitcoin-Mining und wegen des „shareholder loan“ von Tether.

Diese war über einen Asset-Deal mit Nvidia-Chips bei den Frankfurtern eingestiegen. Tether ist als Stablecoin-Emittent wirtschaftlich sehr erfolgreich mit Milliardengewinnen in jedem Quartal – aus Rechtsräumen wie den USA und Deutschland hält man sich aber fern. Auch bei der Mica-Regulierung zu Stablecoins (also E-Money-Token) will Tether vorerst nicht dabei sein – womit USDT hier von den Krypto-Handelsplätzen als nichtcompliant von den Plattformen geworfen wird.

Ein Testat für die 2023er-Bilanz steht bei Northern Data weiter aus. Die Publikation hätte eigentlich bis Ende Juni erfolgen sollen, wurde am 28. Juni aber auf den 12. Juli verschoben. Buchprüfer ist nun ein kleines Stuttgarter Büro, Liebhart & Kollegen. In der Northern-Data-Aktie manifestiert sich ein gewisses Misstrauen der Anleger: Die Aktie gab mit einem Minus von 8% auch am Montag weiter nach. „Kursfeuerwerk komplett verglüht“, heißt es in einem Agenturbericht zu der Tatsache, dass die Aktie ihre Gewinne von Anfang voriger Woche von 40% nun komplett eingebüßt hat. Northern Data braucht auf jeden Fall ein uneingeschränktes Testat, um das Vertrauen bei den Anlegern neu aufzubauen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.