Oberbank erzielt Rekordergebnis
jh München
Die österreichische Oberbank, die in Deutschland weiter expandiert, hat ein Rekordjahr hinter sich. Verglichen mit 2020 hat sich der Jahresüberschuss nahezu verdoppelt (siehe Tabelle). Das Nettoergebnis übertraf auch den bisher höchsten Wert von 2019 (216 Mill. Euro).
Für dieses Jahr wagt der Vorstandsvorsitzende Franz Gasselsberger jedoch keine Prognose. „Das wäre unseriös“, sagte er in der Bilanzpressekonferenz in München. Wegen des Kriegs in der Ukraine müssten die Risiken neu bewertet werden. Im Moment gebe es noch keinen zusätzlichen Vorsorgebedarf. „Das zweite Quartal wird das Quartal der Wahrheit“, sagte Gasselsberger. Dann werde sich zeigen, ob die Firmenkunden höhere Preise durchsetzen könnten, um so die Inflation aufzufangen. Es stelle sich die Frage nach der Marktmacht. „Der Kampf ist brutal“, fügte Gasselsberger hinzu. Manche Unternehmen drohten, ihre Kunden nicht mehr zu beliefern, falls diese höhere Preise nicht akzeptierten.
Auch für das vergangene Jahr hatte Gasselsberger mit einer steigenden Risikovorsorge gerechnet, doch sie verringerte sich um 15%. „Ich bin halt ein vorsichtiger Mensch“, kommentierte der Österreicher die Fehleinschätzung. Er habe nicht geglaubt, dass sich die Konjunktur so gut entwickle. Auch Staatshilfen wegen der Pandemie und die gute Ausstattung der Unternehmen mit Liquidität als Lehre aus der Finanzkrise hätten dazu beigetragen.
In guter Stimmung hätten die Unternehmen viel investiert und wegen der lückenhaften Lieferketten die Vorräte drastisch erhöht. „Just in time ist vorbei“, meint Gasselsberger. Die Bank habe die Finanzierung von Betriebskapital der Firmen drastisch erhöht. Die gesamten Unternehmenskredite seien 2021 so kräftig gestiegen, wie er es in seinen 40 Berufsjahren in der Oberbank nie zuvor erlebt habe. Die Darlehen an Firmen nahmen um gut 6% auf 14,4 Mrd. Euro zu.
46 Filialen hierzulande
Zu dem absoluten Anstieg von 854 Mill. Euro habe das Geschäft in Deutschland 451 Mill. Euro und somit mehr als die Hälfte beigetragen. Hierzulande seien die Firmenkredite um 18% gewachsen. Inzwischen besitzt die Bank mit Hauptsitz in Linz 46 Filialen in Deutschland, insgesamt sind es 178.
Neu als Standort hinzugekommen sind im vergangenen Jahr Potsdam und in diesem Jahr bisher Cottbus sowie in Köln und Düsseldorf die ersten Filialen in Nordrhein-Westfalen. Auf der Planungsliste für dieses Jahr stehen zudem Magdeburg und Kassel. „Wenn wir die richtigen Leute finden“, fügte Gasselsberger hinzu.
Vor vier Monaten hatte er im Interview der Börsen-Zeitung gesagt: „Solange die großen und mittelständischen Banken nicht aufhören umzustrukturieren, werden wir weiter expandieren.“ Wegen des Stellenabbaus hierzulande kämen Fachkräfte auf den Markt. So finde die Oberbank qualifiziertes Personal.
Oberbank | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsergebnis | 346 | 337 |
Risikovorsorge | 36 | 42 |
Provisionsergebnis | 192 | 171 |
Verwaltungsaufwand | 314 | 295 |
Ergebnis vor Steuern | 282 | 168 |
Nettoergebnis | 235 | 124 |
Kosten-Ertrag-Quote (%) | 49,7 | 58,5 |
Eigenkapitalrendite* (%) | 8,9 | 5,7 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 27,5 | 24,4 |
Harte Kernkapitalquote (%) | 18,4 | 17,8 |
Mitarbeiter (Anzahl) | 2152 | 2 168 |
*) vor Steuern Börsen-Zeitung |