Ökonomen geißeln Pläne der großen Koalition in spe

Wirtschaftsweiser Schmidt: Schulden abbauen und Arbeitsmarkt reformieren

Ökonomen geißeln Pläne der großen Koalition in spe

ms Frankfurt – Führende Ökonomen kritisieren die wirtschaftspolitischen Pläne der großen Koalition in spe und fordern mutigere Schritte der Politik, um den aktuellen Wirtschaftsaufschwung zu stützen und den Wirtschaftsstandort zu stärken. “Statt die Staatsausgaben zu erhöhen, sollte sie lieber Schulden abbauen und solche Reformen umsetzen, die das Arbeitskräftepotenzial steigern”, sagt der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph M. Schmidt, in einer Umfrage der Börsen-Zeitung. Auch DIW-Präsident Marcel Fratzscher und der Chef des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, Dennis Snower, plädieren in der Umfrage unter anderem für entschlossene Arbeitsmarktreformen.CDU, CSU und SPD steuern auf ein neues Bündnis zu – falls die SPD-Basis zustimmt. Aktuell aber überlagert das Gezerre um die Ressortverteilung und die Neuaufstellung der Parteien jegliche inhaltliche Debatte. Vor allem seitens der Wirtschaft gibt es viel Kritik, dass die Parteien zu sehr auf das Verteilen fiskalischer Spielräume und zu wenig auf die Zukunft fokussiert seien. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte sich jüngst kritisch geäußert.Der Chef der Wirtschaftsweisen, Schmidt, mahnt unter anderem eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Entwicklung der ferneren Lebenserwartung an. Zudem fordert er, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken, die Erwerbsmigration zu erleichtern und unnötige Hemmnisse für den Aufbau neuer digitalisierter Geschäftsmodelle zu beseitigen. Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, kritisiert, dass die Politik frühere Reformen zurückdrehen wolle: “Deutschland erntet die Früchte der Agenda 2010”, betonte Schmieding mit Blick auf den aktuellen Aufschwung.Besonderes Gewicht erhält die Debatte, weil sich Stimmen mehren, dass die boomende Wirtschaft vor einer Überhitzung stehen könnte. Der Wirtschaftsweise Schmidt betont, dass der Sachverständigenrat aktuell bewusst von einer “Überauslastung” und nicht von einer “Überhitzung” spreche. Eine Überhitzung “könnte aber drohen, wenn die Politik jetzt die falschen Weichen stellt und die Hochkonjunktur weiter anheizt”. Dagegen beschwichtigt DIW-Chef Fratzscher: “Die Sorge um eine Überhitzung ist übertrieben.”—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 4- Schwerpunkt Seite 5