Ost-Sparkassen kritisieren neuen Kapitalpuffer
sp Berlin
Der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) rechnet im Zuge von neuen Kapitalpuffern mit Mehrbelastungen in Höhe von bis zu 620 Mill. Euro und zweifelt an den von der Finanzmarktaufsicht BaFin erhofften Auswirkungen auf das Wohnimmobilienkreditgeschäft. „Es kann nicht sein, dass das Kreditgeschäft einerseits durch sehr niedrige Zinsen angefeuert wird und dem andererseits ein Kapitalpuffer entgegengesetzt wird“, sagte OSV-Präsident Ludger Weskamp, der das Amt zum Jahresbeginn vom langjährigen Präsidenten Michael Ermrich übernommen hat. Die angekündigten Eigenkapitalanforderungen für Immobilienkredite würden das Bauen verteuern, „obwohl wir in unseren Büchern keine steigenden Kreditrisiken sehen.“ Finanzierungen würden so vermehrt vom regulierten Bankenbereich in den unregulierten Finanzbereich wechseln, sagte Weskamp.
Auch Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender übte Kritik an der Ende Januar von der BaFin angekündigten Einführung eines zusätzlichen Puffers, der Wohnimmobilien-Kredite absichern soll. Zusammen mit dem von der BaFin erhöhten antizyklischen Kapitalpuffer bedeute das für Immobilienkredite 2,75% mehr Kapitalpuffer. „Bei uns sind das dann in Summe 1,5 Jahre Reserve- und Kapitalbildung“, erklärte Zender. Das würde gemessen an dem 2021 aufgebauten Eigenkapital mehr als 600 Mill. Euro ergeben. „Wenn man Immobilienkreditbestand unabhängig von seiner Höhe bestraft, bestraft man damit auch die energetischen Bemühungen der Eigenheimbesitzer, die sich eine Solaranlage auf das Dach montieren“, wetterte Zender und brachte einen Schwellenwert von 200000 Euro ins Spiel.
Noch ohne zusätzliche Kapitalpuffer mussten die Sparkassen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr erneut den niedrigen Zinsen Tribut zollen und erzielten das vierte Jahr hintereinander weniger Gewinn im operativen Geschäft. Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank im vergangenen Jahr auf 1,12 (2020: 1,15) Mrd. Euro. Im schwierigen Marktumfeld hätten sich die 43 Mitgliedssparkassen dennoch gut behauptet, sagte Weskamp. Für dieses Jahr hofft der OSV auf ein weitgehend stabiles Ergebnis auf dem Niveau von 2021. „Über eine Seitwärtsbewegung würden wir uns freuen“, sagte Zender.
Weskamp vergaß nicht, darauf die Europäische Zentralbank (EZB) in die Pflicht zu nehmen. „Die Inflation ist hoch“, sagte der neue OSV-Präsident und forderte wie sein Vorgänger Michael Ermrich in den Vorjahren einen Kurswechsel in der Geldpolitik. „Die EZB nimmt in Kauf, dass Ersparnisse, Altersvorsorge und Löhne weiter entwertet werden.“ Viele Sparkassenkunden könnten Kaufkraftverluste nicht so einfach wegstecken.
Ostdeutsche Sparkassen* | ||
Verbundzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 1 968 | 2 048 |
Provisionsüberschuss | 960 | 904 |
Verwaltungsaufwand | 1 815 | 1 821 |
Betriebsergebnis vor Bewertung | 1 142 | 1 155 |
Cost-Income-Ratio (%) | 61,4 | 61,2 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 153,4 | 142,7 |
Mitarbeiter (Anzahl) | 18 711 | 18 598 |
*) 43 Institute (31.12.2021)Börsen-Zeitung |