Peripheriebanken bekämpfen ihre Altlasten

S & P: Spanien und Irland kommen mit Abbau fauler Kredite besser voran als Italien und Portugal - Bad Banks bieten Anreize für schnellere Portfoliobereinigung

Peripheriebanken bekämpfen ihre Altlasten

Seitdem die EZB-Bankenaufsicht dem Problem notleidender Kredite mit Leitlinien und nationalen Vorgaben zu Leibe rückt, ist Schwung in die Bemühungen zum Abbau der Bestände gekommen. S & P regt an, das Unterfangen beherzt anzugehen.bg Frankfurt – Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) bescheinigt den Banken in Irland und Spanien beträchtliche Fortschritte bei der Bereinigung ihrer Bestände an faulen Krediten (Non-Performing Assets, NPA). Italiens NPA-Bestände würden hingegen trotz großer Anstrengungen auf erhöhtem Niveau verbleiben, erwarten die Analysten. Auch für Portugal werden nur marginale Fortschritte erwartet.Dass sich die Peripheriebanken der Länder unterschiedlich entwickeln, ist S & P zufolge zum einen darauf zurückzuführen, dass Irland und Spanien eine stärkere konjunkturelle Erholung erlebt hätten und diesen Trend auch fortsetzen dürften. Für 2017 und 2018 traut S & P den beiden Ländern ein kumulatives BIP-Wachstum von 7,1 % und 4,6 % zu, verglichen mit Raten von 1,8 % in Italien und 3,1 % in Portugal. Vom starken BIP-Wachstum in Irland und Italien hätten die Immobilienmärkte mit Wertaufholungen von 50 % bzw. 40 % gegenüber den Tiefs aus den Jahren 2008 – 2011 profitiert, was den Druck auf Asset-Preise verminderte. Italien und Portugal erlebten einen Aufschwung der Immobilienpreise von 30 % bzw. 24 %, ohne dass es dort zuvor zu einer ausgeprägten Bubble bei den Preisen gekommen war.Dass die Schere zwischen den Banken aus Ländern der Euro-Peripherie auseinandergeht, liegt außerdem daran, dass in Irland und Spanien AMCs, also Asset Management Companies, als Bad Banks mit staatlicher Unterstützung gegründet wurden. Das hatte die Altlastenbereinigung beschleunigt. Und aus diesen Erfahrungen heraus setzt sich die European Banking Authority (EBA) nun für die Schaffung einer EU-weiten Bad Bank für den Abbau fauler Kredite ein. Dabei soll das Prinzip nationaler Verbuchung von Verlusten aus der Übertragung und Verwertung von Assets aufrechterhalten werden. Trotzdem regt sich in einigen Mitgliedsländern Widerstand gegen eine solche AMC – auch die Banken selbst sind nicht restlos begeistert, lohnt sich die Übertragung von notleidenden Assets für sie doch nur, wenn sie von Restrisiken aus der Verwertung befreit werden und sie Positionen bei der Übertragung an die AMC nah an ihren Marktwerten losschlagen können. Möglicherweise werden einzelne Länder für sich Bad-Bank-Programme aufsetzen. Faktor ZeitDie Arbeit daran hat angeschoben von der EZB-Bankenaufsicht mit ihrem Fokus auf den Abbau des NPA-Bestands bereits im vergangenen Jahr begonnen – mit den nationalen Aufsehern in Griechenland, Portugal und Italien wurden Abbauziele für 2017 und 2018 vereinbart, die bereits in Umsetzung sind. S & P betrachtet diese Bemühungen mit einer gewissen Skepsis und verweist darauf, dass es Zeit brauche, bis eine Bad Bank errichtet ist.Außerdem gebe es strukturelle Hindernisse bei der Bereinigung von Altlasten. Zum Beispiel mangelt es S & P zufolge an einem funktionsfähigen und liquiden Sekundärmarkt für NPAs. Ursächlich dafür sei unter anderem das Auseinanderklaffen von Marktwerten und Buchwerten, was die Institute davon abhalte, ihre Assets in den Sekundärmarkt einzubringen. Nur Großbanken wie die Unicredit seien in der Lage, ein Frontloading bei den erwarteten Kreditverlusten vorzunehmen, sagt S & P. Andere italienische Institute müssten eine graduelle Herangehensweise wählen und die Vorsorge stückweise aufstocken. Daten der Bank of Italy zufolge lagen die Marktpreise für notleidende Kredite in dem Land in den vergangenen Jahren bei 20 % bis 25 % ihres Nominalwertes, während die durchschnittliche “Recovery Rate” von NPAs bei 43 % bis 45 % lag, was Transaktionen hemme.In Portugal, Irland und Spanien rechnet S & P hingegen mit weiteren NPA-Transaktionen. In Irland beträgt der NPA-Bestand nur noch ein Drittel des Höchststandes von 2013 und die Quote fauler Kredite ist auf rund 16 % gefallen gegenüber 37 % vor vier Jahren (siehe Grafik). In Spanien wurde knapp ein Drittel der faulen Kredite abgebaut, die NPA-Quote lag per Ende 2016 bei rund 15 %. Den Berechnungen von S & P zufolge dürfte der Bestand notleidender Kredite bis Ende 2018 auf 11 % in beiden Ländern abschmelzen. Für Italien und Portugal sind die Analysten weniger optimistisch: Mehr als 3 bis 5 % Abbau pro Jahr seien in Italien nicht drin, heißt es in dem Report. Selbst wenn der angekündigte Abbau von 50 Mrd. Euro NPA gelänge, bliebe die NPA-Quote über 16 %. In Portugal hatte die NPA-Quote 2016 sogar zugelegt und erreichte 21 %. S & P traut den Banken des Landes keine großen Sprünge bei der Bereinigung von Altlasten zu, auch wenn die Banken selbst durchaus ehrgeizige Ziele verfolgten. Diese Skepsis liegt wohl darin begründet, dass sich (wenn auch mit abnehmender Dynamik) immer neue notleidende Forderungen in dem Land auftun. Sekundärmarkt fehltDie strukturellen Probleme beim Beseitigen von Kreditaltlasten beschränken sich dabei nicht nur auf den in Europa unterentwickelten Sekundärmarkt für NPA-Forderungen. Hinzu kommen S & P zufolge je nach Land unterschiedliche Mängel im gesetzlichen und steuerlichen Rahmen, was die Verwertung von Assets behindert. Lediglich in Irland ist es möglich, ein Insolvenzverfahren innerhalb eines Jahres abzuschließen, in Spanien dauert es im Schnitt 18 Monate – in Portugal und Italien sind es der Aufstellung von S & P zufolge fünf lange Jahre.In Italien fehlen zudem auf Insolvenzen spezialisierte Gerichtskammern. Dort ist aber nun immerhin ein neues Insolvenzrecht in Kraft, das es den Banken erlaubt, Immobilien-Sicherheiten schon nach 18 Monaten in die Verwertung geben zu können – bislang galt es, eine Frist von sieben Jahren abzuwarten. Zudem haben die Regierungen in einigen Ländern die steuerliche Anrechenbarkeit für Kreditrückstellungen verbessert, was Anreize setze für eine zeitnahe Realisierung von Verlusten, sagt S & P.—– Wertberichtigt Seite 8