Private Geldvermögen in Deutschland legen trotz Krise zu
jsc Frankfurt
Die deutschen Privathaushalte haben laut Prognose der DZ Bank im abgelaufenen Jahr den schwachen Kapitalmärkten getrotzt und das Geldvermögen gesteigert. Weil die deutschen Sparer im zweiten Halbjahr vermutlich erneut viel Geld anlegten und die Aktienmärkte in der zweiten Jahreshälfte leicht zulegten, wuchsen die Vermögen von Privatleuten sowie privaten Organisationen ohne Erwerbszweck im Gesamtjahr schätzungsweise um 1,9% auf 7,99 Bill. Euro, wie das Spitzeninstitut der Kreditgenossenschaften in einem Bericht schreibt.
Die Delle zur Jahresmitte, als das Vermögen nach Daten der Bundesbank auf 7,70 Bill. Euro gefallen war, ist damit überwunden. Allerdings fällt das Wachstum auf Gesamtjahressicht niedriger aus als in den Jahren 2020 und 2021, als das Volumen um 6,7% und 8,5% zulegte.
Hinter dem jüngsten Zuwachs steht vor allem eine hohe Sparquote, die aufs Jahr gerechnet geschätzt 11% erreichte – das ist zwar deutlich weniger als in den Ausnahmejahren 2020 und 2021, aber höher als im Jahr 2019. Die DZ Bank sieht zwei gegenläufige Effekte am Werk: Während die hohe Inflation das verfügbare Einkommen schmälert und damit den Spielraum in der Geldanlage einengt, halten sich private Haushalte in der Krise mit Konsumausgaben zurück. „Dass das Geldvermögen bis Jahresende 2022 trotz einer geringeren Bewertung von Aktien und Fonds weiterwuchs, ist vor allem der Ersparnis der privaten Haushalte zu verdanken“, schreibt die DZ Bank. Die Bundesbürger legten tatsächlich etwas mehr zurück als noch vor einigen Monaten erwartet. So hatte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) im September für das Gesamtjahr eine Sparquote von 9 bis 10% prognostiziert.
Der Bestand an Aktien und Fonds war laut Schätzung rückläufig, doch fiel der Rückgang mit 4% auf 1,69 Bill. Euro moderat aus. Das Volumen der Einlagen dürfte wiederum um etwa 3% auf 3,17 Bill. Euro gewachsen sein. Die Zinswende sorgt bisher allerdings noch nicht für hohe Wertzuwächse, da das gestiegene Zinsniveau bisher vor allem im Neugeschäft, weniger aber im Bestand spürbar ist. Das Volumen von Versicherungen und Altersvorsorgebeständen legte laut Hochrechnung um annähernd 4% auf 2,23 Bill. Euro zu. Die Inflation macht die tatsächlichen Wertzuwächse aber wieder zunichte. Läge die Teuerungsrate auf Jahressicht bei 10%, ergäbe sich für das Geldvermögen trotz der Zuwächse real ein Verlust von mehr als 7%.
Für das neue Jahr zeigt sich die Bank optimistisch: Eine Erholung der Wirtschaft komme dem Aktienmarkt zugute, die Sparquote bleibe hoch und das höhere Zinsniveau breite sich zunehmend aus. De energiepreisgetriebene Inflation geht nach Auffassung der DZ Bank zurück, so dass den Haushalten real mehr im kommenden Jahr bleiben könnte.
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