Raiffeisen Bank passt Ziele an
Reuters Wien – Die wegen ihrer Geschäfte in Russland massiv unter Druck geratene Raiffeisen Bank International (RBI) hat zum Jahresauftakt ihren Gewinn verdoppelt. Wegen des Krieges in der Ukraine mussten nun jedoch die Ziele für das Kreditwachstum und die Risikokosten angepasst werden, wie die in vielen Ländern Osteuropas, Russland, der Ukraine sowie in Belarus tätige Bank am Mittwoch mitteilte. Nach wie vor offen ist, wie es mit der russischen Tochterbank weitergeht.
Hohes Exposure
„Wir treiben die Evaluierung unserer strategischen Optionen, die auch einen geordneten Rückzug aus Russland beinhalten, konsequent voran“, sagte Bankchef Johann Strobl. Da der Prozess nicht einfach sei, werde das noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Das Institut mit Sitz in Wien zählt zu den am stärksten in Russland engagierten westlichen Banken. Die russische Tochterbank hatte im vergangenen Jahr etwa ein Drittel zum Konzerngewinn von 1,4 Mrd. Euro beigetragen.
Seit Kriegsbeginn hat die RBI das Neugeschäft in Russland nach eigenen Angaben weitgehend eingestellt. In der Ukraine sei der operative Betrieb trotz der äußerst schwierigen Rahmenbedingungen nie unterbrochen worden. Wichtige Bankleistungen, wie die Vergabe von Krediten, versuche die RBI weitgehend aufrechtzuerhalten. Als Marktführer im Agrarsektor habe man die für das Land wichtige Getreideaussaat maßgeblich finanziert, erklärte das Institut.
Wegen des Krieges muss die Bank allerdings ihre Erwartung für das Kreditvolumen senken. Für das Gesamtjahr werde nunmehr für die Kernmärkte in Osteuropa mit einem Kreditwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Zuvor wurde ein Plus zwischen 7% und 9% erwartet. Der Zinsüberschuss dürfte im oberen und der Provisionsüberschuss im mittleren einstelligen Prozentbereich zunehmen, bekräftigte die Bank frühere Angaben.
Die Kosten-Ertrags-Quote (CIR) sieht die Bank 2022 unverändert bei rund 55%. Bei der harten Kernkapitalquote (CET1) werde nunmehr mit einer Annäherung an das Ziel von 13% gerechnet. Zuvor wurde die Quote mit rund 13% erwartet. Im ersten Quartal war die Kapitalquote auf 12,3% gesunken nach 13,1% zu Jahresende.
„Die RBI ist aus einer Position der Stärke in diese Krise gegangen“, sagte Strobl am Mittwoch. „Wir haben im ersten Quartal hohe Risikovorsorgen gebildet und dennoch ein deutlich positives Konzernergebnis erzielt“, fügte er an. Der Konzerngewinn verdoppelte sich auf 442 Mill. Euro nach 216 Mill. Euro.
Über Erwartung
Die RBI lag damit deutlich über den Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit einem Nettogewinn von 165 Mill. Euro gerechnet hatten. Deutlich mehr musste die Bank für mögliche Kreditausfälle zur Seite legen. Die Risikokosten erhöhten sich auf 319 Mill. Euro nach 76 Mill. Euro.