Österreich

RBI prüft Rückzug aus Russland

Die österreichische Raiffeisen Bank International prüft angeblich den Rückzug aus dem Russlandgeschäft. Durch die Sanktionen wegen des Ukraine-Geschäfts drohen dem Institut massive Einbußen.

RBI prüft Rückzug aus Russland

Reuters Wien

Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) erwägt Insidern zufolge nach der Invasion Russlands in der Ukraine, den russischen Markt zu verlassen. Das sagten zwei mit der Situation vertraute Personen. Unmittelbar geplant sei ein solcher Schritt zwar nicht. Es handele sich aber um einen Notfallplan, falls der russischen Tochterbank das Geld ausgehe, weil lokale Unternehmen Liquidität oder Kapital einforderten.

Das Geldhaus mit Sitz in Wien steht unter der Leitung von CEO Johann Strobl und zählt zu den größten Kreditgebern in Osteuropa. Es wäre damit die erste europäische Bank, die Russland verlässt. „In einer solchen Situation lässt man das Geschäft normalerweise fallen“, sagte eine der mit der Situation vertrauten Personen. Denkbar wären in einem solchen Fall zwei Szenarien: Einerseits die Übertragung des Geschäfts in Russland an einen neuen Eigentümer oder andererseits die vorübergehende Einstellung der Aktivitäten in dem Land, sagte die Person. Ein solcher Schritt müsste aber in Abstimmung mit der russischen Zentralbank erfolgen, die möglicherweise ihre Bedingungen auferlegte, fügte der Insider hinzu.

Eine Sprecherin der Bank wollte sich dazu auf Anfrage von Reuters nicht äußern. Am Vortag, als die Aktie der RBI an der Wiener Börse erneut auf Talfahrt war, versuchte die Bank zu beruhigen: In der Ukraine könne man derzeit die wichtigsten Bankgeschäfte aufrechterhalten. Die russische Tochter sei gut kapitalisiert, und man verzeichne aktuell sogar Zuflüsse. Die russische RBI-Tochter erklärte, Finanzdienstleistungen weiter zur Verfügung zu stellen. Ein Ausfall des Geschäfts in der Ukraine und in Russland wäre schmerzhaft, aber verkraftbar, sagten die Insider. „Die große Herausforderung ist, dass der Bank die Cash-Cows wegfallen“, sagte eine Person. Die RBI habe in diesen beiden Märkten den Großteil ihrer Gewinne erwirtschaftet. Das Geschäft in Russland machte zuletzt fast ein Drittel des Nettogewinns der Gruppe von 1,5 Mrd. Euro aus. Aus einer Unternehmenspräsentation geht hervor, dass die RBI 2,4 Mrd. Euro in die russische Tochter investiert hat, die Ende 2021 über ein Vermögen von 11,96 Mrd. Euro verfügte. Unter der Annahme, dass die Gelder abgeschrieben werden müssen, würde dies laut Berechnungen von Reuters die Gruppe etwas mehr als 100 Basispunkte von der harten Kernkapitalquote in Höhe von 13,1% kosten.

Unter dem Eindruck der Ukraine-Krise hat die Bank ihre Dividende gestrichen, wie sie am Dienstag mitteilte. Der Gewinn solle auf neue Rechnung vorgetragen werden. Eigentlich wollte sie 1,15 Euro je Aktie an die Anteilseigner ausschütten. Der Vorstand lässt aber eine Hintertür offen. Geplant sei, „nach Abflauen der gegenwärtigen krisenhaften geopolitischen Entwicklungen die Möglichkeit einer nachträglichen Dividendenausschüttung unter Berücksichtigung der Entwicklung der Kapitalquoten und der wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts neu zu bewerten“, hieß es.