Boomende Assetklasse

Realitätseinbruch bei Privatkrediten

Weltweit sind mehr als 3 Bill. Dollar in Privatkredite investiert. Die Assetklasse hat Pandemie, Krieg und steigende Zinsen gut verdaut. Allerdings wurden oft Konditionen angepasst. Stabilitätshüter dürfte neben der Konzentration der Branche beunruhigen, dass zunehmend „Covenant-lite“-Kredite vergeben werden.

Realitätseinbruch bei Privatkrediten

Realitätseinbruch bei Privatkrediten

Anteil der Darlehen, bei denen Konditionen gelockert werden mussten, steigt weltweit um mehr als zwei Fünftel

hip London

Weltweit sind mehr als 3 Bill. Dollar in Privatkredite investiert. Die Assetklasse hat Pandemie, Krieg und steigende Zinsen gut verdaut. Allerdings wurden oft Konditionen angepasst. Stabilitätshüter dürfte neben der Konzentration der Branche beunruhigen, dass zunehmend „Covenant-lite“-Kredite vergeben werden.

Privatkredite haben als Assetklasse einen Siegeszug hinter sich, der an den rasanten Aufstieg von Private Equity erinnert. Im vergangenen Jahr wurden einer Studie des Alternative Credit Council (ACC) zufolge 333 Mrd. Dollar frisches Geld investiert. Das ist ein starker Anstieg im Vergleich zu den 203 Mrd. Dollar, die ein Jahr zuvor hineinflossen.

Für das laufende Jahr rechnen die Verfasser mit 410 Mrd. Dollar. Weltweit stecken nun mehr als 3 Bill. Dollar in Privatkrediten. Dass diese Marke überschritten wurde, „ist eine bemerkenswerte Leistung für die Private-Credit-Branche, insbesondere in einem schwierigen Makroumfeld“, sagte Jiří Król, Global Head des ACC.

Allerdings schlagen sich steigende Zinsen, höhere Energiepreise und geopolitische Spannungen nicht nur an den öffentlichen Märkten nieder. Der Anteil der Privatkredite, bei denen wesentliche Änderungen an den Konditionen – sprich: Lockerungen – vorgenommen werden mussten, stieg um mehr als zwei Fünftel. Hatte er sich 2022 noch auf 8,07% der Portfolios belaufen, waren es im vergangenen Jahr schon 11,65%.

Bei diesen Änderungen kann es sich nach der Definition des ACC um Dinge wie die Aussetzung bestimmter Klauseln (Covenants) handeln, um Zahlungsferien oder die Umwandlung von bislang fortlaufend fälligen Zinsen in auf den Kreditbetrag auflaufende Zinsen (Payment in Kind, PIK).

Europa wachsender Markt

Der größte Markt sind die USA, wo 1,24 Bill. Dollar in Privatkrediten liegen. In den Vereinigten Staaten ist es für Unternehmen mit Geldbedarf normal, Investoren anzuzapfen. In Europa wird das Geschäft mit Firmenkrediten dagegen immer noch von Banken dominiert. Doch angesichts immer neuer regulatorischer Vorgaben würden sich viele Institute gerne zurückziehen.

Assetmanagern bietet sich dadurch die Möglichkeit zum Markteintritt. Bislang summiert sich das verwaltete Vermögen in dieser Assetklasse dort auf 374 Mill. Dollar (ohne Großbritannien). Im Vereinigten Königreich sind es 225 Mill. Dollar.

Wachstum von großen Anbietern getragen

Immer mehr institutionelle Investoren in Europa richten eigene Private-Credit-Teams ein. Das Wachstum wird in erster Linie von großen Anbietern getragen, was Stabilitätshüter hellhörig machen dürfte. Von einem Fünftel der größten Vermögensverwalter wurden vier Fünftel des Gesamtvolumens ausgereicht.

Zudem findet eine Konsolidierung der Branche statt. Im laufenden Jahr übernahm Manulife den Alternative-Credit-Manager CQS. Axa Investment Managers sicherte sich die europäische Private-Equity- und Private-Debt-Firma Capza. Blue Owl holte sich Atalaya Capital Management, und Clearlake Capital akquirierte MV Credit.

Wachsender Anlagedruck

Weil immer mehr Geld in die Assetklasse drängt, wächst der Anlagedruck. Das sorgt offenbar dafür, dass zunehmend „Covenant-lite“-Kredite vergeben werden. Das bedeutet, dass von den Darlehensnehmern oft nicht mehr die Einhaltung bestimmter Finanzkennzahlen gefordert wird, oder nur von einer. Der Studie zufolge waren 79% der im ersten Halbjahr 2024 vergebenen Kredite im Volumen von mehr als einer Mrd. Dollar „Covenant-lite“ (siehe Grafik). Im vergangenen Jahr waren es lediglich 47%.

Die gute Nachricht ist, dass Private-Credit-Investoren den Schuldenhebel nur sehr sparsam einsetzen. Der Leverage von 51% der Umfrageteilnehmer bewegt sich zwischen dem 0,1- und 1,5-fachen Eigenkapital. Und 31% verzichten ganz auf Fremdkapital. Immerhin 8% wollten sich nicht zu diesem Thema äußern.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.