Gewinnziel reduziert

Rechtsstreit belastet HCOB

Ungeplante Belastungen im Zuge eines alten Rechtsstreits haben den Vorsteuergewinn der Hamburg Commercial Bank im ersten Halbjahr um 44% sinken lassen. Das von Finanzinvestoren beherrschte Institut, das mit Luc Popelier am 1. September einen neuen Vorstandschef bekommt, hat das Ergebnisziel für 2024 reduziert. 

Rechtsstreit belastet HCOB

Rechtsstreit belastet HCOB

Bank reduziert Gewinnziel nach Einmalbelastung von 62 Mill. Euro

Ungeplante Belastungen im Zuge eines alten Rechtsstreits haben den Vorsteuergewinn der Hamburg Commercial Bank im ersten Halbjahr um 44% sinken lassen. Das von Finanzinvestoren beherrschte Institut, das mit Luc Popelier am 1. September einen neuen Vorstandschef bekommt, hat das Ergebnisziel für 2024 reduziert. 

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Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) erwartet 2024 einen stärkeren Gewinnrückgang als bislang avisiert. Grund für die geänderte Prognose sind erhöhte Rückstellungen für ein seit Jahren bestehendes Prozessrisiko im Zusammenhang mit einem alten Rechtsstreit, wie das Institut am Donnerstag bei der Vorlage seines Zwischenberichts zum 30. Juni mitteilte. Der Vorsteuergewinn soll nun bei über 250 (i.V. 427) Mill. Euro landen. Im Februar hatte die HCOB mehr als 300 Mill. Euro in Aussicht gestellt.

Alter Kreditfall

Der Einmaleffekt belastet den Angaben zufolge mit insgesamt 62 Mill. Euro. Die Bank verweist zum einen auf Rückstellungen von 56 Mill. Euro, die das sonstige betriebliche Ergebnis im ersten Halbjahr auf −38 (+29) Mill. Euro drückten. Zum anderen fielen Rückstellungen von 6 Mill. Euro für Rechtsberatungskosten im Zusammenhang mit dem seit über zehn Jahren bestehenden Rechtsstreit an, die den Verwaltungsaufwand erhöhten.

Genauere Angaben zu dem Rechtsstreit machte die HCOB in ihrem Halbjahresbericht nicht. Es soll sich um einen Kreditfall aus der Zeit des Vorgängerinstituts HSH Nordbank handeln. Ende 2018 war die HCOB aus dem Verkauf und der Privatisierung der ehemaligen Landesbank an Finanzinvestoren um Cerberus und J.C. Flowers hervorgegangen.

Einmalertrag aus Verkauf

Wie die HCOB weiter mitteilte, wurden die erhöhten Rückstellungen durch einen positiven Sondereffekt von 17 Mill. Euro nicht kompensiert, der im Zusammenhang mit einer in Vorjahren veräußerten Tochtergesellschaft steht. Laut dem Institut handelt es sich dabei um vertragliche Vereinbarungen (Earn-out) im damaligen Kaufvertrag, die zu einer nachträglichen Kaufpreisanpassung führten.

Die ungeplanten Belastungen beeinträchtigten Steuerungskennzahlen der Bank: Die Eigenkapitalrendite nach Steuern rutschte verglichen mit Ultimo 2023 auf 9,7 (16,8)% ab, die Aufwand-Ertrag-Relation verschlechterte sich auf 49 (39)%. Die Einmalfaktoren außen vor gelassen, liege man zum Halbjahr im Plan, die für 2024 angekündigte Aufwandsquote von unter 45% zu erreichen, erklärte die HCOB.

Gewinn schrumpft um 38 Prozent

Der in den ersten sechs Monaten um 38% auf 111 (178) Mill. Euro gesunkene Konzerngewinn basiert auf einem auf 129 (230) Mill. Euro geschrumpften Vorsteuerergebnis. Zu dem Rückgang trug auch ein auf −4 (+73) Mill. Euro gesunkenes Ergebnis aus sogenannten FVPL-kategorisierten Finanzinstrumenten bei, das sich durch niedrigere Erträge aus Zins- und Credit Spread-Entwicklungen sowie durch geringere Beiträge aus der Absicherung des Bankbuchs ergab.

Neben den belastenden Faktoren wurde die Ertragslage von einer „soliden operativen Geschäftsentwicklung“ geprägt, wie die HCOB hervorhob. Der Gesamtertrag habe im Halbjahresvergleich um 2% auf 383 Mill. Euro zugelegt. Allein der Zinsüberschuss erhöhte sich bei nur leicht gestiegenen durchschnittlichen Aktiva überplanmäßig um 29% auf 376 Mill. Euro. Maßgeblich war den Angaben zufolge die weitere Ausdehnung der operativen Nettozinsmarge um 51 auf 238 Basispunkte.

Erhöhte Risikovorsorge

Die Risikovorsorge sei weiterhin von der schwierigen Lage an den Immobilienmärkten bestimmt, erklärte die HCOB weiter und verwies auf Nettozuführungen von 40 Mill. Euro im ersten Halbjahr – nach einer Auflösung von 2 Mill. Euro vor Jahresfrist. Die Quote ausfallgefährdeter Engagements sei mit 2,3% verglichen mit dem Vorjahresultimo stabil geblieben. Rund 0,4 Prozentpunkte entfielen laut der Bank wie bereits Ende Dezember 2023 auf den einzigen Kredit für die Signa-Gruppe, der mit einer Grundschuld am Hauptgebäude der Bank in Hamburg besichert sei. Neuausfälle im Immobilienkreditbestand seien durch den Abbau bestehender Engagements weitgehend kompensiert worden.

Neugeschäft und Margenentwicklung entsprachen im ersten Halbjahr den Erwartungen, wie die HCOB hinzufügte. Das Brutto-Neugeschäftsvolumen lag bei 2,9 (3,0) Mrd. Euro. Zur Stärkung der Ertragsbasis übernahm die Bank zudem im Juni ein Schiffskreditportfolio über rund 900 Mill. Euro von der niederländischen Bank NIBC.

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