Reformideen für Geldmarktfonds
sto Frankfurt
Der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB) hat als Folge der Turbulenzen bei Geldmarktfonds beim Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 Vorschläge veröffentlicht, um deren Widerstandsfähigkeit zu verbessern. Die Vorschläge wie etwa Kapitalpuffer und Rücknahmekosten wurden zu Wochenbeginn als endgültige Version verbreitet, nachdem es bereits im Juni 2021 vorläufige Ideen für eine öffentliche Konsultation gegeben hatte. In der endgültigen Version seien die zahlreichen Reaktionen darauf berücksichtigt worden, ebenso die unterschiedlichen Strukturen der Geldmarktfonds in den einzelnen Ländern sowie die damit verbundenen Märkte für kurzfristige Liquidität, teilte das FSB mit. Grundsätzlich will der Rat mit seinen Reformvorschlägen Bedrohungen für das globale Finanzsystem abwehren.
Stütze durch Zentralbanken
Im März 2020 hatte es im Zuge der Börsenturbulenzen in der ersten Corona-Welle in den USA und in Europa massive Anlegerrückgaben bei Investmentfonds gegeben – vor allem bei Geldmarktfonds, Unternehmensanleihen- oder High-Yield-Produkten –, so dass diese von Banken gestützt oder zeitweilig eingefroren werden mussten. Diese Verwerfungen waren auch Grund dafür, dass die Zentralbanken im Frühjahr 2020 intervenieren mussten. Und dies, obwohl es schon seit der Finanzkrise 2008 Reformen gegeben hatte, die die Abwehrkräfte von Fonds in Krisenzeiten verbessern sollten – wenn auch die Produkte viel weniger Regulierung auferlegt bekamen als der Bankensektor. Doch angesichts der Fülle von Anlegerrückgaben und vor dem Hintergrund der gesunkenen Liquidität in diversen Marktsegmenten konnten die Fonds im März 2020 gar nicht so schnell ihre Vermögenswerte versilbern, um die Gelder auszahlen zu können. Deutsche Geldmarktfonds allerdings hatten die Krise unbeschadet überstanden.
Der Finanzstabilitätsrat empfiehlt nunmehr mehrere Optionen, um die innere Resilienz der Geldmarktfonds – abhängig von den jeweiligen Strukturen in den einzelnen Ländern oder Regionen – zu verbessern. Es gehe vor allem darum, den Anlegern die Kosten für die Rückgabewünsche aufzuerlegen, Kreditverluste aufzufangen und die Liquiditätsabflüsse zu verringern. Der 65-seitige Bericht enthält eine Reihe von Empfehlungen, darunter die Festlegung von Mindestguthaben für Fondskunden und Kapitalpuffern, die Einführung von atmenden Fondspreisen (Swing Pricing) für verkaufswillige Anleger, die Abschaffung der Verknüpfung von aufsichtsrechtlichen Schwellenwerten mit den damit verbundenen Gebühren, die Abschaffung des stabilen Nettoinventarwerts, die Beschränkung der Investitionen der Fonds auf liquidere Vermögenswerte, zusätzliche Liquiditätsanforderungen und Eskalationsverfahren. Die Aufsichtsbehörde schlug außerdem vor, die Fonds regelmäßigen Stresstests zu unterziehen.
Abhängig von der Situation in den Ländern müsse auch die Kombination mehrerer Maßnahmen gleichzeitig erwogen werden, so das FSB. Neben den Voraussetzungen und Strukturen im eigenen Land müsse dabei auch an grenzüberschreitende Auswirkungen von Reformen oder an regulatorische Abitrage gedacht werden, hieß es.
Der Rat will zusammen mit der internationalen Wertpapieraufsichtsbehörde IOSCO die Fortschritte der FSB-Mitgliedsländer bei der Verabschiedung von Reformen zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Geldmarktfonds überprüfen. Bis Ende 2023 gibt es eine Bestandsaufnahme der ergriffenen Maßnahmen. Bis zum Jahr 2026 soll es dann eine Bewertung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen bei der Bewältigung der Risiken für die Finanzstabilität geben.
IOSCO plant, ihre Empfehlungen für Geldmarktfonds aus dem Jahr 2012 mit dem nun veröffentlichten FSB-Instrumentarium zu überarbeiten. Ergänzend zu den Reformen bei den Geldmarktfonds wollen FSB und IOSCO zusammen Vorschläge veröffentlichen, wie die Funktionsweise und die Widerstandsfähigkeit der Märkte für kurzfristige Finanzierungen verbessert werden können.
Deutscher Werkzeugkasten
Inwieweit es auf europäischer und insbesondere auf deutscher Ebene zu Änderungen bei hiesigen Geldmarktfonds kommen wird, ist unklar. Zuletzt hatte es in Deutschland neue Liquiditätsregeln für Wertpapierfonds gegeben, die im Frühjahr 2020 durch eine Reform des Investmentgesetzes KAGB eingeführt worden waren. Die KAGB-Liquiditätswerkzeuge sind zum Teil deckungsgleich mit den FSB-Vorschlägen.