Rendite mit Maut und mehr

Das Interesse an Infrastruktur-Anlagen ist deutlich gestiegen

Rendite mit Maut und mehr

Markus PimplSenior Vice President, Partners Group AGDer Betrieb von Kerninfrastrukturanlagen liefert Anlegern stabile, weitgehend konjunkturunabhängige Erträge mit vertraglich gesichertem Inflationsschutz. Listed-Infrastructure-Fonds bieten einen einfachen Zugang. Ohne Infrastruktur funktioniert keine Wirtschaft. Verkehrs-, Telekommunikations-, Energie- und Wassernetze sind wesentliche Voraussetzung dafür, dass Unternehmen erfolgreich wirtschaften können und die Bevölkerung ihre Grundbedürfnisse befriedigen kann. Vielfach wird dem Staat die Aufgabe zugeschrieben, für Aufbau und Instandhaltung solcher Einrichtungen zu sorgen. Immer häufiger aber übernehmen angesichts leerer öffentlicher Kassen Unternehmen der Privatwirtschaft Aufbau und Betrieb.Häufig geschieht dies im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften. Sie sichern etwa den privaten Erbauern und Betreibern von mautpflichtigen Straßen gegen bestimmte Auflagen langjährige Nutzungsrechte: Autofahrer zahlen die Maut nicht an den Staat, sondern an eine private Gesellschaft. Auch Krankenhäuser, Gefängnisse und Gebäude der öffentlichen Verwaltung sind immer öfter in privater Hand. Bei institutionellen Investoren sind solche Unternehmen schon seit langem beliebt. In den letzten Jahren ist das Interesse an Infrastruktur-Anlagen aber nochmals deutlich gestiegen. Schließlich sind Investoren aufgrund des Niedrigzinsumfelds verstärkt gezwungen, sich nach neuen Renditequellen umzusehen. Neben Immobilien rücken dabei immer häufiger auch alternative Investments in den Fokus.Und hier können insbesondere Kerninfrastrukturanlagen punkten. Sie lassen sich in vier Bereiche gliedern: Transport – darunter fallen beispielsweise Straßen, Brücken, Tunnel, Häfen und Flughäfen sowie Schienennetze -, Kommunikation – insbesondere Satelliten- und Funknetze -, Versorgungsinfrastruktur wie Öl- und Gaspipelines, Wasser- und Stromnetze sowie die Abfallwirtschaft und schließlich soziale Infrastruktur, zu der Schulen, Krankenhäuser, Gefängnisse und Verwaltungsgebäude zu rechnen sind. Anders als andere Unternehmen, die lediglich einen Infrastrukturbezug haben, – wie etwa Planungs- und Baugesellschaften, Hersteller und Förderer der benötigten Grund- und Baustoffe, aber auch die Anbieter von infrastrukturnahen Dienstleistungen wie Telekomfirmen, Flug- und Eisenbahngesellschaften oder Reedereien – verfügen die Betreiber derartiger Kerninfrastrukturanlagen über eine ganz spezielle Charakteristik.So sind die Cashflows der Betreibergesellschaften in aller Regel wesentlich besser vorhersehbar als in anderen Wirtschaftszweigen. Denn typischerweise zeichnen sich die Einrichtungen durch eine hohe Kapitalintensität, einen strikten regulatorischen Rahmen mit langfristigen Bezugs-, Absatz- oder Nutzungsverträgen, eine lange Lebensdauer und eine vielfach konjunkturunabhängige Nachfrage aus. Auch in einer Rezession müssen beispielsweise Stromnetzbetreiber die Versorgung von Städten, Gemeinden und Industrie sicherstellen.Vor allem eine strenge Regulierung und die schiere Größe bedeuten hohe Markteintrittsbarrieren und haben zur Folge, dass die Betreiber von Kerninfrastrukturanlagen häufig eine monopolähnliche Stellung innehaben. Das sorgt für eine Preissetzungsmacht. Häufig sind Nutzungs- oder Bezugsentgelte aber ohnehin regulatorisch festgezurrt. In diesem Fall ist zudem regelmäßig eine Koppelung an die Inflationsrate festgelegt, so dass die Erträge mit Preissteigerungen Schritt halten und damit einen echten Inflationsschutz bieten. Gleichzeitig bietet das Infrastruktur-Segment ansprechendes Wachstumspotenzial, das einer vermehrten Beteiligung privater Investoren bedarf. Während vor allem in den USA, aber auch in Europa teilweise marode Straßen, Stromnetze und weitere Einrichtungen in Stand zu setzen und zu halten sind, muss in vielen Schwellenländern überhaupt erst eine Infrastruktur geschaffen werden, die Bevölkerungs- und angestrebtem Wirtschaftswachstum gleichermaßen Rechnung trägt.Daraus ergeben sich interessante Investmentgelegenheiten. Eine Direktbeteiligung an Infrastrukturanlagen ist meist nur sehr kapitalstarken Investoren möglich. Vielfach greifen daher auch institutionelle Anleger zu Spezialfonds und vergleichbaren Vehikeln. Eine weitere einfache und auch für Privatanleger geeignete Möglichkeit, von den langfristig gut planbaren Erträgen über entsprechende regelmäßige Ausschüttungen zu profitieren, bieten börsennotierte Betreibergesellschaften – sogenannte Listed Infrastructure – und auf solche Gesellschaften spezialisierte offene Investmentfonds. Gut 300 Infrastrukturunternehmen weltweit sind börsennotiert; 225 davon sind dem Universum der Kerninfrastruktur zuzurechnen, auf die sich Anleger konzentrieren sollten, um von den genannten Eigenschaften zu profitieren. Bei sorgfältiger Auswahl durch ein erfahrenes Managementteam bieten auf dieses Universum spezialisierte offene Fonds einige Vorteile gegenüber anderen Beteiligungsmodellen. Zu nennen sind hier zum einen niedrige Mindestanlagesummen und die tägliche Liquidität. Anders als bei geschlossenen Infrastrukturfonds sind Ein- und Ausstieg jederzeit möglich. Zum anderen minimiert eine Streuung über circa 40 bis 50 Unternehmen aus sehr unterschiedlichen Infrastruktursektoren und Regionen die wirtschaftlichen, aber auch politische und regulatorische Risiken. Das Management muss bei der Titelauswahl die Bewertungen der jeweiligen Aktien im Blick behalten. Der tägliche Börsenhandel kann durchaus dazu führen, dass die Papiere oberhalb ihres fairen Werts notieren, was geringere prozentuale Ausschüttungen und möglicherweise Kurskorrekturen zur Folge hat. Aus dem gleichen Grund müssen Anleger bei Listed In­frastructure mit Schwankungen rechnen, die direkte Beteiligungen nicht in dem Maß aufweisen. Allerdings liegt die durchschnittliche Volatilität deutlich unterhalb derjenigen breiter Aktienindizes. Insbesondere in Korrekturphasen zeigt das Segment regelmäßig seine defensiven Qualitäten durch geringere Kursverluste und konstant hohe Ausschüttungen.