Rheinische Sparkassen fordern mehr Wohnbauförderung
Rheinische Sparkassen bemängeln Bauförderung
RSGV-Präsident erklärt gutes Ergebnis mit Einmaleffekten
wbr Frankfurt
Die rheinischen Sparkassen haben im Jahr 2023 trotz schwieriger Rahmenbedingungen den Jahresüberschuss fast verdoppelt. Dagegen verringerte sich die Bilanzsumme der 27 Sparkassen leicht um 2% auf 187 Mrd. Euro. Im Kundenkreditgeschäft ging das Wachstum gegenüber 2022 zurück. Dabei zeigten sich sehr unterschiedliche Entwicklungen. Insbesondere das Kreditvolumen an Privatpersonen war rückläufig.
Im privaten Wohnungsbau kam es 2023 zu einem besonders starken Rückgang der Kreditnachfrage. Das Neugeschäft bei Privatpersonen brach im Vergleich zu 2022 um 38,7% auf 5,3 Mrd. Euro ein. Hiervon waren die Zusagen zur Finanzierung privater Wohnungsbaukredite mit 4,4 Mrd. Euro (−41,4%) betroffen.
RSGV-Präsident: „Der Kapitalpuffer ist völliger Blödsinn“
Der RSGV sieht im Bereich Wohnungsbau keine Besserung. Noch nie habe es in Deutschland so wenig Baugenehmigungen gegeben wie jetzt. „Richtig gut fühlen sich die Sparkassen nur, wenn es auch der Kundschaft gut geht“, sagt Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes (RSGV). Er sehe aber nicht, wo derzeit Anreize gesetzt würden.
Die Wohnungsbauförderung sei kaum noch existent, die Bauwirtschaft werde nicht wirkungsvoll gefördert. Den Banken würden zusätzliche Lasten im Bereich der Immobilienfinanzierung aufgebürdet. „Der Kapitalpuffer ist völliger Blödsinn“, sagte Breuer im Hinblick auf den sektoralen Systemrisikopuffer von 2% bei Wohnimmobilienkrediten.
Angesichts einer zunehmenden Anzahl von Insolvenzen haben die RSGV-Sparkassen ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft erhöht. Insgesamt wurden 227 Mill. Euro für Wertberichtigungen aufgewendet, 2022 waren es 53 Mill. Euro. Im Wertpapiergeschäft konnten Zuschreibungen in Höhe von 197 Mill. Euro verbucht werden.
Die Entwicklungen führten zu einem Betriebsergebnis nach Bewertung der Kredite und Wertpapiere von 2,5 Mrd. Euro. Der Jahresüberschuss belief sich auf 420,5 Mill. Euro und war somit doppelt so hoch wie 2022. „Uns allen muss aber bewusst sein, dass dieses Ergebnis durch viele einmalige Effekte getrieben ist, die aus der abrupten Zinswende der EZB resultieren und sich in dieser Form absehbar nicht wiederholen werden“, sagte Breuer.
Insbesondere die Auswirkungen der Zinswende 2022 prägten die Ertragslage und sorgten für das sehr gute operative Ergebnis. Der Zinsüberschuss verbesserte sich um fast 60% auf 4 Mrd. Euro. Zu dieser Steigerung trugen etwa zur Hälfte Sicherungsgeschäfte bei, mit denen die Sparkassen in der Vergangenheit ihre Zinsänderungsrisiken abgesichert haben.