Bankenpleite

„Rückabwicklung des billigen Geldes“

Europas Assetmanager halten eine Ansteckung durch die SVB-Pleite für unwahrscheinlich. Allerdings falle der Zusammenbruch in ein schwieriges Zinsumfeld.

„Rückabwicklung des billigen Geldes“

wbr Frankfurt

Die Investmentbranche in Europa hat sich zurückhaltend zum Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) geäußert. Das Ereignis habe zwar das Potenzial, einen Teil des US-Finanzmarktes zu destabilisieren und weitere Ausverkäufe auszulösen, sagte Greg Hirt, Global CIO Multi Asset bei Allianz Global Investors (AGI). Die Reaktion der US-Notenbank dürfte aber das Risiko eines „Domino“-Effektes und eines Ausverkaufszyklus erheblich verringern. Die Maßnahmen würden die Banken in die Lage versetzen, ihre Vermögenswerte in der Bilanz zu halten, anstatt diese auf dem Markt verkaufen zu müssen. „Dies ist vor allem in einem Umfeld steigender Zinssätze von entscheidender Bedeutung, da der Marktwert dieser Vermögenswerte unter Druck bleiben wird, wenn sie zu Marktpreisen bewertet werden“, so der AGI-Investmentchef.

Allerdings bleibe der Bankensektor aus Sicht von AGI in einem Umfeld rasch steigender Zinsen und insbesondere einer inversen Renditekurve unter Druck. Dies gelte insbesondere für die US-Geschäftsbanken, da sie stark im Immobiliensektor engagiert seien.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Vorfall bei der SVB die Schwäche des gesamten Bankensektors vor dem Hintergrund einer inversen Renditekurve verdeutlicht hat“, sagt AGI-Experte Hirt und spricht von einer „Rückabwicklung des billigen Geldes“ im Technologie- und Start-up-Sektor.

Regionalbanken im Visier

Die Fondstochter der Deutschen Bank DWS glaubt, dass die Ansteckungsgefahr vorerst reduziert sei. Richtig sei, dass bei einer Schieflage die Auswirkungen nicht auf das unmittelbare Umfeld der Bank beschränkt blieben. „Das Hauptaugenmerk dürfte wahrscheinlich auf den regionalen Banken in den USA liegen.“ Analysten werden nach Einschätzung der DWS wahrscheinlich insbesondere die Vergleichsgruppe der SVB unter die Lupe nehmen. Das Fondshaus weist aber auch darauf hin, dass nachgelagerte Effekte, also das Übergreifen auf anfällige Unternehmen mit schwachen Bilanzen, wie z. B. Hochzinsanleihen, Unternehmen im Start-up-Sektor oder solche, die mit Kryptoanlagen zu tun haben, eintreten könnten. Mit der Signature Bank haben man das erste Opfer der Effekte indirekter Wirkung gesehen.

Vergleiche mit der großen Finanzkrise von 2008 scheinen, so die DWS, nicht angebracht: Die Gruppe der gefährdeten Unternehmen, die potenziell betroffen sein könnte, ist wahrscheinlich zu klein – verglichen mit der enormen Größe des US-Immobilienmarktes, der 2008 die riesigen Verluste verursacht hatte.

Anleihenbestände prüfen

Das britische Fondshaus Jupiter Asset Management glaubt, dass das Risiko eines großen Abflusses von Einlagen und anschließender Veräußerung von Anleihen und Kapitalemissionen für diversifizierte europäische Banken gering sei. Guy de Blonay, Investment Manager für Finanzaktien bei Jupiter, hält es für unwahrscheinlich, dass eine Bankenkrise entstehen könnte. Allerdings sei mit einer verstärkten Prüfung der Anleihenportfolios durch die Anleger zu rechnen.