Allianz

Rückkehr zu alter Stärke

Die Allianz hat einen Blitzstart in das Jahr hingelegt und im ersten Quartal schon 30% des unteren Wertes ihrer Gewinnziel-Bandbreite 2021 erreicht. Die Effekte infolge der Pandemie egalisierten sich. Die Prognose erhöhte der Versicherer nicht. In der Vermögensverwaltung betreut die Allianz so viele Mittel wie nie zuvor.

Rückkehr zu alter Stärke

mic München

Getrieben vom Wegfall der Pandemie-Belastungen und von ertragsstarken Kapitalanlagen hat die Allianz ihren Nettogewinn im ersten Quartal um 81% auf 2,7 Mrd. Euro erhöht. „Wirklich ein guter Start in das Jahr“, lautete der Kommentar von Finanzvorstand Giulio Terzariol in einer telefonischen Pressekonferenz. Der Nettogewinn lag um ein Drittel höher, als die Analysten im Schnitt erwartet hatten. Der Aktienkurs stieg um 1,2% auf 213,50 Euro.

Die Coronakrise schlägt sich im Zahlenwerk nur noch im Umsatz nieder, der bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseffekte um 0,4% auf 41,4 Mrd. Euro sank. Ursache sind die reduzierten Erträge im Reiseversicherungsgeschäft von Allianz Partners. Die Tochter schrumpfte um 11%.

Die Prognose für das operative Ergebnis änderte der Versicherer nicht. Im laufenden Jahr sollen zwischen 11 und 13 Mrd. Euro erreicht werden. Terzariol verwies auf die Philosophie der Allianz, die Prognose im ersten Quartal noch nicht anzupassen. Es sei hierfür zu früh im Jahr. Der Finanzvorstand erklärte jedoch, dass die Allianz eine gute Ausgangslage für das zweite Quartal habe.

Die Effekte infolge der Coronakrise egalisierten sich weitgehend. „Die Situation ist sehr überschaubar“, sagte Terzariol. Allerdings verbergen sich hinter dem Nullsummenspiel erhebliche Beträge. Die Entlastung aus der verringerten Zahl von Autounfällen hat der Allianz 200 Mill. Euro gebracht. Diesem Betrag stehen Belastungen in gleicher Höhe gegenüber. In der Sparte Betriebsunterbrechungsversicherung addiere sich der Verlust hauptsächlich in Frankreich und Deutschland auf 100 Mill. Euro, sagte Terzariol. Der Firmenversicherer AGCS zahle für Veranstaltungsausfälle 30 Mill. Euro. Zudem sei die Profitabilität in der Reise- und in der Kreditversicherung wegen sinkender Umsätze um 50 Mill. Euro niedriger.

Vorsorge in Autoversicherung

Allerdings baute die Allianz in der Schaden- und Unfallversicherung mit einem niedrigen Abwicklungsergebnis als Bestandteil der Combined Ratio – es sank von 2,7% auf 1,1% – Reserven auf, um für das Ende der Pandemie gerüstet zu sein. Denn die Schadenfrequenz in der Autoversicherung werde wieder steigen, die Preise zögen aber möglicherweise erst verzögert an, sagte Terzariol. Man wolle gerüstet sein, um diesen Abstand überbrücken zu können.

Ausdrücklich würdigte der Vorstand den Anstieg der Solvenzquote von 207% auf 210%, Dies sei eine sehr gute Entwicklung, weil sie trotz Dividendenzahlung (1,3 Mrd. Euro) und Rückzahlung von Restricted-Tier-1-Instrumenten (1,6 Mrd. Euro) gelungen sei. Sie fuße auf der operativen Kapitalgenerierung in Höhe von 3,4 Mrd. Euro. Der Fazit des Vorstands, der sich auf der Hauptversammlung offen für neuerliche Aktienrückkäufe gezeigt hatte: „Die Kapitalbasis ist sehr stark.“ 

Ein herausragendes Ergebnis erzielte die Allianz in ihrer Sparte Vermögensverwaltung. Die Assets under Management erhöhten sich in den ersten drei Monaten des Jahres um 43 Mrd. Euro auf den Rekordwert von 2,4 Bill. Euro (siehe Grafik). Davon wurden 1,8 Bill. Euro für Dritte verwaltet, der Rest sind Allianz-Anlagen. Der Anstieg sei eine tolle Botschaft, kommentierte Terzariol –und er erwartet noch mehr: „Das ist nicht das Ende der Durchsage.“

AGI trumpft auf

Der Erfolg komme aus allen Bereichen, betonte der Vorstand. In Asien verwalte die Allianz mehr als 200 Mrd. Euro. Im Gegensatz zu früheren Quartalen stand außerdem Allianz Global Investors (AGI) diesmal nicht im Schatten des internen Konkurrenten Pimco. Während der US-Rentenfondsspezialist Nettomittelzuflüsse in Höhe von 25,5 Mrd. Euro hereinholte, kam die deutlich kleinere AGI auf stattliche 12,3 Mrd. Euro. Die Summe von 37,8 Mrd. ist der höchste quartalsweise Nettomittelzufluss seit dem vierten Quartal 2017.

Auch in der Gewinn-und-Verlus-Rechnung holt AGI auf. Sie erhöhte das operative Ergebnis um 57% auf 198 Mill. Euro, wozu auch um 7% gesunkene Kosten nach einem Personalabbau beitrugen. Derweil stagnierte Pimco bei 558 Mill. Euro. Das Ergebnis der US-Tochter wurde durch den Wechselkurs gedrückt. In der Summe erhöhte das Segment Vermögensverwaltung das operative Ergebnis um 10% auf 747 Mill. Euro. Ohne Dämpfung durch Wechselkurse hätte das Plus 16% betragen.

Mit der Schaden- und Unfallversicherung zeigte Terzaiol sich „sehr zufrieden”. Die Sparte, deren Umsatz im ersten Quartal um 1,6% sank, werde nach der Pandemie zu normalen Wachstumsraten von 2% bis 3% zurückkehren. Bereinigt um den Umsatzeinbruch von Allianz Partners habe das Minus nur 0,5% betragen. In der Autoversicherung müsse die Allianz einige Rabatte geben. Die sinkende Kostenquote (27,3% auf 27,0%) sorgte mit dafür, dass sich die Combined Ratio von 97,8% auf 93,0% verbesserte – dies ist exakt der Zielwert für das Gesamtjahr.

Das Sorgenkind der Schaden- und Unfallsparte, der Industrieversicherer AGCS, steigerte die Preise im ersten Quartal um 22%. Er verbesserte bei wechselkursbereinigtem Wachstum von knapp 3% seine Combined Ratio um 19,2 Prozentpunkte auf 98,3%. Alle AGCS-Sparten lägen unter 100%, sagte Terzariol. Man komme an einen Punkt, an dem man wieder nach Wachstum streben könne. Nur in den Financial Lines in den USA bleibe die Allianz zurückhaltend. Sie befürchtet mehr Belastungen in der D&O-Versicheurng infolge von Pleiten nach Ende der Pandemie.

Der Internetversicherer Allianz Direct, der im vergangenen Jahr ein Zehntel seines Umsatzes verlor, bleibt auf Schrumpfkurs. Im ersten Quartal sanken die Beitragseinnahmen um 11% auf 289 Mill. Euro. Terzariol erklärte, das Minus in Deutschland betrage 25%, da die Profitabilität des Geschäfts nicht gut gewesen sei (vgl. BZ vom 5. Mai). In Italien fahre die Allianz ebenfalls eine harte Linie, die Einnahmen schrumpften um 10%. Holland melde ein Erlösplus von 10%, Spanien ist nicht einbezogen. Die Combined Ratio betrug 97,2% bei coronabedingt gesunkener Schadenquote.

Bekenntnis zu Transparenz

Terzariol bekannte sich zu der vor zwei Jahren gestarteten Direkttochter: „Das ist eine sehr wichtige strategische Initiative der Allianz.“ Für das Geschäftsmodell sei zentral, eine IT-Lösung zu haben, die in mehreren Märkten implementiert werde. Wie man sich gesetzlich aufstelle und ob die deutsche Gesellschaft Niederlassungen im Ausland gründe, werde analysiert:  „Es ist nicht so kriegsentscheidend wie das Geschäftsmodell.“

Dem Eindruck, dass die Allianz – von der Initiative zur Einschränkung der Quartalsberichterstattung bis zu fehlenden Angaben zu Allianz Direct – ihre Transparenz einschränke, trat Terzariol auf Nachfrage entgegen: „Transparenz ist bei uns superwichtig.“ Wenn Zahlen nicht genannt worden seien, sei dies nicht Absicht gewesen, sondern man habe die Angaben nicht als so relevant empfunden, wie es andere getan hätten.

Wertberichtigt Seite 8

Allianz
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal  
in Mill. Euro20212020
Umsatz (Mrd.)41,442,6
Operatives Ergebnis3 3362304
  Schaden/Unfall1 5131032
  Leben/Kranken 1 212819
  Assetmanagement747679
  Corporate– 135– 228
Ergebnis vor Steuern 3 4901 892
Ertragsteuern 804409
Periodenergebnis2 6861 483
Ergebnis je Aktie (Euro)6,233,36
Eigenkapital78,380,81
Combined Ratio (%)293,097,8
Aufwand-Ertrag-Verhältnis (%)359,361,7
1) zum 31. Dezember; 2) Schaden-Kosten-Quote in der Schaden/Unfall-Sparte; 3) im Assetmana­gement Börsen-Zeitung