Run auf Immobilien

Versicherer gehen in der Neuanlage höhere Risiken ein - Favorit Spezialfonds

Run auf Immobilien

Die deutschen Versicherer haben einen neuen Rekord bei den Immobilieninvestments aufgestellt. Nach Verkehrswerten haben sie rund 155 Mrd. Euro in diese Assetklasse investiert. Dabei sind die Unternehmen bereit, höhere Risiken einzugehen, um ihre Renditevorstellungen zu erfüllen. tl Frankfurt – Die anhaltenden Niedrigzinsen lassen weiter steigende Immobilienquoten bei den deutschen Versicherern erwarten. Aktuell liegt sie bei rekordhohen 10,3 % der gesamten Kapitalanlagen. “Das entspricht einem Verkehrswert von rund 155 Mrd. Euro”, sagte EY-Real-Estate-Partner Dietmar Fischer bei der Vorstellung des inzwischen zwölften Trendbarometers Immobilienanlagen der Assekuranz. Basis ist die Befragung von 24 großen Lebensversicherern durch das Beratungsunternehmen EY Real Estate. Starker Wettbewerb70 % der Befragten wollen ihre Immobilienbestände weiter erhöhen. Rund drei Viertel geben zudem an, dass die Anlageklasse Immobilien bei ihnen am stärksten ausgebaut werde. Es überrascht daher nicht, dass 80 % der Versicherer Unternehmen der eigenen Branche als stärkste Konkurrenz ansehen – gleich nach privaten Investoren und Family Offices (84 %). “Auch ausländische Staatsfonds machen den Versicherern das Leben schwer”, sagte Fischer mit Bezug auf das zum Jahresanfang veröffentlichte EY-“Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2019”.Gesucht sind in erster Linie Büroobjekte in der nicht mehr ganz risikolosen Risikoklasse Core+. Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, heute mehr Risiko in Kauf zu nehmen als noch vor zwei Jahren. Anders lassen sich angesichts des dünnen Angebots und der steigenden Preise die Renditevorstellungen von immerhin 4,5 % in der Direktanlage und 5 % in der indirekten Anlage nicht erreichen.Knapp zwei Drittel des Immobilienbestandes werden direkt gehalten. Zum ersten Mal sind offene Immobilienspezialfonds die beliebteste Anlageform; 71 % der Befragten ziehen sie anderen Vehikeln vor – knapp vor fremdgenutztem Direktbestand (70 %). Es folgen offene Immobilienspezialfonds nach ausländischem Recht und geschlossene Immobilienfonds (jeweils 60 %), gefolgt von alternativen Immobilieninvestments (52 %). Büros wieder SpitzeBei den Nutzungsarten haben sich Büroimmobilien wieder an die Spitze gesetzt. Gefragt sind aber nach wie vor auch Wohnimmobilien und Logistikobjekte. Einzelhandelsobjekte sind jetzt weniger beliebt. Bei der Frage nach dem bevorzugten Standort gilt Deutschland nur noch als “attraktiv”. Im Vorjahr beurteilte eine Mehrheit der Umfrageteilnehmer den Heimatmarkt noch als “sehr attraktiv”. Auch diese Verschiebung erklärt Fischer mit dem geringen Angebot und den hohen Preisen hierzulande. Ausgewichen wird vor allem auf Nord- und Westeuropa.Eine zentrale Rolle spielen für die Versicherer bei Immobilieninvestments steuerliche Aspekte. Sie beeinflussen bei rund 60 % der Unternehmen die Anlageentscheidungen. Etwas mehr als zwei Drittel der Befragten stimmen der Aussage zu: “Wir nutzen die gängigen Grunderwerbsteuerstrukturierungen bei Share Deals in deutschen Immobilien.” Angesichts der geplanten Änderungen in diesem Bereich erwartet Fischer auf Grundlage von Gesprächen mit Versicherern noch einige Deals bis zum Jahresende. Eine Lockerung der Eigenkapitalunterlegung nach Solvency II würde bei sechs von zehn Versicherern direkte Immobilieninvestments begünstigen. Knapp zwei Drittel der Befragten finden, dass der Liquiditätsbedarf aufgrund von Solvency II das Wachstum der Immobilienquote nicht hemmt.