Scharfe Kritik an fossilen Finanzierern
ak Köln
Mitglieder der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) unterstützen trotz ihres Bekenntnisses zum Klimaschutz mit Milliardensummen die Expansion fossiler Energien. In einer neuen Studie prangern die Umweltorganisationen Reclaim Finance, Urgewald und andere das Verhalten zahlreicher Banken und Assetmanager an.
Die GFANZ ist laut eigener Aussage die größte Koalition von Finanzinstitutionen, die sich für den Übergang der Weltwirtschaft zu Netto-null-Treibhausgasemissionen einsetzen. Sie war im April 2021 ins Leben gerufen worden und ist in mehrere Unterorganisationen unterteilt. So haben laut den Recherchen 56 der größten Banken in der unter dem Dach der GFANZ angesiedelten Net Zero Banking Alliance seit Beginn ihrer Mitgliedschaft insgesamt 269 Mrd. Dollar an 102 führende fossile Unternehmen geleitet. Davon entfielen 168 Mrd. Dollar auf Kreditvergaben und 101 Mrd. Dollar auf Investitionen in Bonds und Aktien.
Deutsche Bank im Visier
Größter Finanzierer ist die Citi-group, die mit gut 30 Mrd. Dollar Volumen mit Abstand den Spitzenplatz unter den fossilen Finanzierern einnimmt. Nach HSBC hat die Deutsche Bank mit 9,2 Mrd. Dollar das zweitgrößte europäische Engagement in dieser Hinsicht. Weltweit rangiert die deutsche Branchenführerin damit auf Rang 10 auf der Negativliste unter den Mitgliedern der Net Zero Banking Alliance. So seien unter anderem der kanadische Pipelinebauer Enbridge und der französische Öl- und Gaskonzern Total mit Geld versorgt worden.
Mehr Worte statt Taten
Die Umweltorganisationen fordern von den GFANZ-Mitgliedern entschlossene Taten statt Worte. „Die meisten Banken und Investoren machen weiter wie bisher“, kritisierte Reclaim-Finance-Chefin Lucie Pinson. „Sie schränken die Unterstützung fossiler Expansionisten nicht ein – trotz vollmundiger Net-Zero-Verpflichtungen, die sie gerne vor sich hertragen.“ Nur eine Hand voll von Finanzinstituten hat seit Beginn ihrer jeweiligen GFANZ-Mitgliedschaft Richtlinien verabschiedet, die die Finanzierung bzw. Investition in fossile Expansion auf Projekt- oder Unternehmensebene sinnvoll ausschließen.
Auch die DWS wird in der Studie kritisiert. Sie habe Stand September 2022 rund 10,4 Mrd. Dollar in Aktien und Anleihen fossiler Expansionisten gehalten, heißt es. Das bedeute Platz 13 im internationalen Ranking unter den Assetmanagern. In dieser Kategorie haben die US-Vermögensverwalter Blackrock und Vanguard mit 191 Mrd. Dollar bzw. 184 Mrd. Dollar mit Abstand die meisten Beteiligungen am Kapital fossiler Unternehmen. Weitere deutsche Assetmanager – Allianz Global Investors mit 4,3 Mrd. Dollar, Union (3,3 Mrd. Dollar) und Deka (2,1 Mrd. Dollar) – sind weniger bei Kohle-, Öl- und Gasförderern engagiert.