Natwest

Schatzamt platziert Natwest-Tranche

Die britische Regierung hat sich von einer weiteren Tranche ihrer Beteiligung an Natwest (zuvor Royal Bank of Scotland, RBS) getrennt. Wie UK Government Investments (UKGI) mitteilte, wurden Aktien für insgesamt 1,1 Mrd. Pfund in einem...

Schatzamt platziert Natwest-Tranche

hip London

Die britische Regierung hat sich von einer weiteren Tranche ihrer Beteiligung an Natwest (zuvor Royal Bank of Scotland, RBS) getrennt. Wie UK Government Investments (UKGI) mitteilte, wurden Aktien für insgesamt 1,1 Mrd. Pfund in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren bei institutionellen Investoren platziert. Sie wurden zu einem Preis von 190 Pence je Aktie untergebracht. Dadurch sei die Beteiligung des Schatzamts an der schottischen Großbank von 59,8 % auf 54,8 % geschrumpft. Barclays, Citi­group, Goldman Sachs und Morgan Stanley führten die Bücher. Rothschild beriet UKGI in Kapitalmarktfragen, Freshfields Bruckhaus Deringer in rechtlichen Angelegenheiten. „Der Aktienverkauf durch das Schatzamt stellt einen weiteren wichtigen Schritt dafür dar, Natwest wieder in privates Eigentum zu überführen“, sagte CEO Alison Rose.

Der auf Twitter in der Regel sehr aktive Schatzkanzler Rishi Sunak äußerte sich dort nicht zu der Platzierung, sondern gratulierte stattdessen seiner neuen Labour-Rivalin Rachel Reeves, die Oppositionsführer Keir Starmer zur Schattenkanzlerin ernannt hatte. Im März hatte Natwest für 1,1 Mrd. Pfund Aktien von UKGI zurückgekauft.

Sunaks Vorgänger George Os­borne hatte die Privatisierung der Staatsbeteiligung im August 2015 eingeleitet. Dafür nahm er einen Verlust von rund 1 Mrd. Pfund bei der ersten Platzierung in Kauf. Schon damals war klar, dass die Trennung von der Bank Jahre in Anspruch nehmen würde. „Ich war nicht der Schatzkanzler, der die RBS herausgehauen hat“, sagte Osborne in Anspielung auf seinen Labour-Vorgänger Alistair Darling, der das Institut auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit 46 Mrd. Pfund vor dem Untergang bewahrt hat. Dass er dafür mit durchschnittlich 502 Pence einen deutlich überhöhten Einstiegspreis bezahlte, sorgt heute noch in der City für Kopfschütteln.

Natwest trägt heute nicht nur einen anderen Namen. Das Institut hat nicht mehr viel mit der einst so stolzen Bank zu tun, die sich anschickte, die Welt zu erobern. Noch unter dem alten Namen verabschiedete sich die RBS vom Größenwahn der Vergangenheit und schrumpfte rasant ihre Bilanz. Sie setzt seitdem in erster Linie auf das Privat- und Firmenkundengeschäft auf dem Heimatmarkt. Natwest dürfte in den kommenden Jahren von der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie profitieren.

Kritiker werfen der Regierung vor, nach dem Motto „Buy high, sell low“ vorzugehen. Eine ehrliche Bilanz der staatlichen Rettungsaktionen während der Finanzkrise steht noch aus. Dazu müsste man auch die Finanzierungskosten der öffentlichen Hand berücksichtigen, die in einem einst von Osborne beauftragten Gutachten von Rothschild außen vor gelassen wurden. Vor Abschluss der Natwest-Privatisierung ist nicht damit zu rechnen.