Schlank, aber energisch

Studie: Regulierer gehen trotz kleinerer Budgets gezielt gegen Fehlverhalten vor

Schlank, aber energisch

Die Budgets der Aufseher wachsen nur noch langsam oder schrumpfen sogar. Gleichzeitig verhängen die Behörden immer höhere Strafen. Dabei müssen sie angesichts knapper Mittel aber Prioritäten setzen.hip London – Das Wachstum der Budgets der Aufsichtsbehörden hat sich im siebten Jahr seit Beginn der Finanzkrise verlangsamt oder sogar umgekehrt. Wie aus der Global Enforcement Review der zu Duff & Phelps gehörenden Unternehmensberatung Kinetic Partners hervorgeht, wuchsen die Ausgaben der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) im vergangenen Jahr um lediglich 8 (2013: 11) %. Der Hongkonger Regulierer SFC (Securities and Futures Commission), der sich 2013 noch über einen um 31 % ausgeweiteten Haushalt freuen konnte, durfte 2014 nur 13 % mehr ausgeben. Die britische FCA (Financial Conduct Authority) musste sich sogar mit einer um 17 % gekürzten Mittelausstattung zufriedengeben.Zugleich wurden bei Fehlverhalten härtere Strafen verteilt (siehe Grafik). “Wir haben im vergangenen Jahr durch die Bank einen wesentlichen Anstieg der Geldstrafen beobachtet”, sagt Monique Melis, Managing Director bei Kinetic Partners. “Die Regulierer haben sowohl gegen Firmen als auch gegen Einzelpersonen härter durchgegriffen.” Allerdings werde der Durchschnitt durch einige wenige Strafen in nie dagewesener Höhe verzerrt, die Banken für die Manipulation der London Interbank Offered Rate (Libor) und des Devisenmarkts erhielten. So einigte sich etwa die britische Großbank Barclays im Skandal um manipulierte Wechselkurse mit den Aufsichtsbehörden in Großbritannien und den USA auf die Zahlung von insgesamt 1,53 Mrd. Pfund (vgl. BZ vom 21. Mai). Im Januar wurden die ersten Individuen abgestraft, die am Referenzzins Libor gedreht hatten. Geldstrafen gegen Einzelpersonen hätten eine stark abschreckende Wirkung, sagt Julian Korek, Head of Compliance and Regulatory Consulting bei Kinetic Partners. Anders als Geldstrafen gegen Firmen könnten sie nicht einfach als betriebliche Kosten abgeschrieben werden.Die “neue Normalität” der Regulierung bestehe aus außerordentlich schweren Strafen und zunehmendem Fokus auf individuelles Fehlverhalten, sagt Melis. Ziel der Aufseher sei es, dadurch die Firmenkulturen zu verändern. Von 2009 bis 2014 sind die von der FCA verhängten Geldstrafen im Schnitt um 1 815 % gestiegen. Bei der U. S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC), deren Haushalt im vergangenen Jahr um 1 % schrumpfte, ging es um 772 % aufwärts, bei der SEC lediglich um 50 %. In den USA war der Fokus auf die Verfolgung von Einzelpersonen stärker. Bei der SEC richteten sich 59 % der Maßnahmen gegen Individuen, bei der CFTC waren es 45 %. Die Finra (Financial Industry Regulatory Authority) erteilte 2014 so viele Berufsverbote (481) wie in keinem der zurückliegenden fünf Jahre. Bei der FCA richteten sich dagegen lediglich 29 % der Strafen gegen Einzelpersonen.Die Branche müsse sich der Gefahr bewusst sein, dass Firmen mit Geldstrafen planten und die Kosten an Kunden und Aktionäre weiterreichten. Wenn es dazu komme, verlören die Sanktionen ihren Sinn. Die Aufseher konzentrierten ihre Bemühungen auf eine geringere Zahl von meist komplexen, sehr profilierten Fällen. Auch wenn oft von Null-Toleranz die Rede sei, hätten die Behörden begrenzte Ressourcen und setzten Prioritäten. Lediglich bei der SEC seien im vergangenen Jahr mehr Verfahren eingeleitet worden als 2013. Bei FCA, CFTC und Finra sei die Zahl der Fälle rückläufig gewesen. Kinetic Partners empfiehlt den Banken, weiter in Compliance zu investieren.