Schwache Geldwäscheabwehr wird CEOs gefährlich
Von Tobias Fischer, Frankfurt
Versäumnisse in der Geldwäscheprophylaxe erweisen sich nicht nur als Karrierekiller für Topmanager in den betreffenden Finanzinstituten, sondern bringen allzu oft auch strafrechtliche Ermittlungen gegen die Protagonisten mit sich. Jüngstes Beispiel: Die frühere Swedbank-Chefin Birgitte Bonnesen sieht sich einer im neuen Jahr erhobenen Anklage der schwedischen Behörde für Wirtschaftskriminalität ausgesetzt. Diese wirft ihr Betrug und Marktmanipulation vor, was mit bis zu sechs Jahren Haft geahndet werden könnte, wie das internationale Recherchenetzwerk OCCRP schreibt. „Die ehemalige Vorstandsvorsitzende verbreitete absichtlich oder leichtfertig gegenüber der Öffentlichkeit und den Stakeholdern der Bank irreführende Informationen über die Bemühungen der Bank, verdächtige Geldwäsche in den Geschäften der Swedbank in Estland zu stoppen, aufzudecken, zu verhindern und zu melden“, sagte demnach der Chefankläger der Behörde.
Bonnesen hatte erstmals im Februar 2019 von Medien erhobene Vorwürfe, dass über die estnische Swedbank-Niederlassung Gelder in Milliardenhöhe gewaschen worden seien, augenscheinlich wider besseren Wissens mit Aussagen quittiert, dass es keine Probleme gebe. Großinvestoren der Bank soll sie zudem vorab über bevorstehende Untersuchungen informiert haben. Ende März 2019 jagte der Verwaltungsrat Bonnesen vom Hof, eine Stunde vor Beginn der Hauptversammlung wurde ihre Demission bekanntgegeben.
In der Geldwäsche-Saga um Danske Bank und Swedbank war vorübergehend Ruhe in den nordischen Instituten eingekehrt. Die machten eher von zukunftsweisenden Aufräumaktionen im Gefolge des Skandals, der beide Institute verbindet, statt von immer neuen Schreckensmeldungen aus der Vergangenheit von sich reden. Zumindest im Fall der Swedbank ist das seit dem neuen Jahr anders. Der Fall Bonnesen hat die unrühmliche jüngere Historie der Swedbank wieder in die Öffentlichkeit gerückt. Klar ist auch: Der Skandal wäre ohnehin längst nicht vom Tisch. Zwar hatte die schwedische Finanzaufsicht das Institut im März 2020 mit umgerechnet knapp 360 Mill. Euro belangt, doch stehen noch die Prüfungsergebnisse der ermittelnden Behörden in Estland und den USA aus, die weitere empfindliche Strafen nach sich ziehen dürften. Das gilt auch für die Danske Bank.
Der einstige Meinl-Bank-Vorstandschef Peter Weinzierl wiederum wartet in Großbritannien weiterhin auf seine Auslieferung in die USA. Im Mai 2021 war der Österreicher, an dem bis dahin über Jahre eine Palette von Vorwürfen, die von Marktmanipulation und Steuerhinterziehung über betrügerischen Bankrott bis hin zu Geldwäsche reichen, abgeperlt war, auf Betreiben der US-Justiz dingfest gemacht worden. Sie wirft ihm in Verbindung mit dem Korruptionsskandal um den brasilianischen Odebrecht-Konzern Geldwäsche vor (vgl. BZ vom 8.6.2021).
Ermittlungen gegen Hamers
In den Niederlanden laufen Ermittlungen wegen Defiziten in der Geldwäscheprävention gegen UBS-Chef Ralph Hamers in seiner Zeit als CEO der ING sowie gegen Chris Vogelzang als früheren Retailchef der ABN Amro. Als die Bank sich im April vergangenen Jahres in einem Vergleich mit der Staatsanwaltschaft auf Zahlung von knapp einer halben Milliarde Euro einigte und klar wurde, dass Vogelzang und zwei weitere Ex-Vorstandsmitglieder der ABN Amro als Verdächtige betrachtet werden, war Vogelzang auf seinem 2019 erklommenen Posten als Vorstandschef der Danske Bank nicht mehr tragbar.
Auch Hamers, der seit November 2020 bei UBS die Geschäfte führt, steht auf wackligem Boden. Als die ING noch unter seiner Ägide Ende 2018 wegen Schwächen in der Geldwäscheprävention zu einer Strafe von 775 Mill. Euro verdonnert wurde, musste nur Finanzchef Koos Timmermans gehen. Erhebt die seit einem Jahr ermittelnde niederländische Staatsanwaltschaft aber Anklage gegen Hamers, dürfte er an der UBS-Spitze nicht mehr tragbar sein.
Glimpflich ist Eduardo Leemann davongekommen. Ein Gericht hat den langjährigen CEO der mittlerweile abgewickelten Zürcher Falcon Private Bank im Dezember vom Vorwurf freigesprochen, für Bankpräsident Khadem al-Qubaisi Gelder gewaschen zu haben. Gleichwohl darf Leemann fünf Jahre lang keine führenden Positionen in von der Schweizer Aufsicht Finma kontrollierten Instituten ausüben, berichtete das Branchenportal „Finews.ch“.