Im PodcastPhilipp Hemmersbach, Kapnative

Sind die Private Markets transparent genug für Privatanleger?

Philipp Hemmersbach von Kapnative warnt im Podcast Betting Billions die Initiatoren von Private-Markets-Fonds vor falschen Renditeversprechen gegenüber Privatanlegern.

Sind die Private Markets transparent genug für Privatanleger?

Im Podcast: Philipp Hemmersbach

Private Markets müssen transparenter werden

Kapnative-Gründer warnt im Podcast vor falschen Renditeversprechen an Privatanleger

Von Philipp Habdank, Frankfurt
phh Frankfurt

Mit Neuberger Bermann und Goldman Sachs Asset Management gaben am Montag zwei große Vermögensverwalter den Start neuer Private-Markets-Produkte für Privatanleger bekannt. Neuberger Berman lanciert einen European Long Term Investment Fund (Eltif) im Bereich Private Equity. Goldman Sachs startet einen offenen Private-Markets-Fonds für Infrastrukturinvestments. Damit sind sie nicht allein, große Vermögensverwalter buhlen immer intensiver um die Vermögen von Privatanlegern.

Je weiter sich die Branche für weniger professionelle Investoren öffnet, desto größer wird der Ruf nach mehr Transparenz. „Das größte Risiko für Private-Markets-Initiatoren liegt darin, dass die Reputation durch falsche Versprechen in Mitleidenschaft gezogen werden kann“, sagt Philipp Hemmersbach von der Plattform Kapnative bei „Betting Billions“, dem Private-Markets-Podcast der Börsen-Zeitung.

In keinem denkbaren Szenario sollte der Privatanleger in einigen Jahren dasitzen und sich fragen, warum die Renditen, die historisch im illiquiden Bereich mit institutionellen Investoren generiert wurden, nicht auch bei ihm im Depot ausgewiesen werden, so Hemmersbach. Grundsätzlich hält er es für sinnvoll, dass sich die privaten Märkte für Privatanleger öffnen. Schließlich seien über 90% aller Unternehmen nicht börsennotiert und daher in der Vergangenheit für Privatanleger nicht investierbar gewesen.

Transparenz geht über Datenbanken hinaus

Darüber hinaus würden Private-Markets-Investments zu einer breiteren Diversifizierung und zu einer höheren Gesamtportfolio-Performance führen, mit einer geringeren Korrelation zum Aktienmarkt. Das sei jedoch nur zu erreichen, „wenn man es richtig macht und verantwortungsvoll mit den Themen umgeht“, so Hemmersbach.

Transparenz bedeutet für Hemmersbach mehr als der reine Zugang zu einer Datenbank. Für den Kapnative-Gründer sei das nur der erste Schritt zur Transparenz. Noch wichtiger sei Vertrauen, das sich nur durch Verständnis bilden lasse. Dementsprechend brauche es für einen transparenten Markt sowohl eine breite Fläche an Verständnis und Schulungsmöglichkeiten, als auch die Analysefähigkeiten, um als Privatanleger oder Berater diese Daten auch verstehen und interpretieren zu können.

Hemmersbach sieht Druck auf Illiquiditätsprämien

Dass private, also nicht-öffentliche Märkte, transparenter werden müssen – darin sieht Hemmersbach keinen Widerspruch. „Ich glaube, dass Transparenz nötig sein wird und trotzdem auch Performance erzielt werden kann.“ Diese würden die Private Markets vor allem über die Illiquiditätsprämie erreichen. Hier sieht Hemmersbach die viel größere Herausforderung, da Produkte für Privatanleger, wie der Eltif, immer auch einen Liquiditätspuffer halten müssen.

Privatanlegern mit Private-Markets-Produkten jetzt historische Renditen von 15% zu versprechen und am Ende dann vielleicht nur 5 bis 8% einhalten zu können, könne laut Hemmersbach zu Reputationsproblemen führen. Man dürfe nicht außer Acht lassen, dass bei Liquiditätsquoten von durchschnittlich 10 bis 20% des Fondsvolumens aufs Jahr gerechnet durchaus 3 bis 4% Rendite verloren gehen können, die am Ende des Tages auch einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtperformance des Fonds haben können.

Kritik an Carry-Strukturen

Laut Hemmersbach sollte die versprochene Rendite immer mit der tatsächlich zu erwartenden Rendite verglichen werden. Die Erfolgsbeteiligung der Fonds-Initiatoren sollte zudem an gewisse Hürden gebunden sein.

Im institutionellen Geschäft nennt man diese Erfolgsbeteiligung „Carry“. Typisch ist ein Carry von 20%, sofern eine Mindestrendite von 8% erzielt wird. Bei Privatanleger-Produkten seien die Schwellen im Verhältnis zu der zu erwarteten Rendite der jeweiligen Assetklasse oft deutlich zu niedrig. Private-Markets-Initiatoren sollten im Hinblick auf ihre Incentivierungsstrukturen bei Privatanleger-Produkten einen ähnlichen Anspruch an sich haben wie im institutionellen Geschäft.

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