Frankreich

Société Générale überrascht Analysten

Die französische Großbank Société Générale hat im dritten Quartal zwar weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang war aber nicht so stark wie befürchtet. Entsprechend legte der Aktienkurs am Freitag zu.

Société Générale überrascht Analysten

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Société Générale meldet sich mit soliden Ergebnissen zurück, nachdem ihr der Rückzug aus Russland im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 1,48 Mrd. Euro beschert hatte. Zwar hat Frankreichs drittgrößte börsennotierte Bank mit einem Nettogewinn von 1,5 Mrd. Euro im dritten Quartal 6,4% weniger als im Vorjahreszeitraum verdient, doch das war mehr als erwartet. Analysten hatten im Schnitt mit 1 Mrd. Euro gerechnet. Entsprechend positiv reagierten Investoren, so dass die Société-Génér

ale-Aktie am Freitag an der Börse von Paris 2,6% auf 24,10 Euro zulegte. Zunächst hatte sie sogar den CAC 40 angeführt, doch die vorsichtigen Aussagen haben vermutlich die Begeisterung etwas gedämpft.

Société-Générale-Chef Frédéric Oudéa, der 2023 das Ruder an Slawomir Krupa, den Chef der CIB-Sparte, übergeben wird, sprach von einem geopolitisch und wirtschaftlich immer komplexeren Umfeld. Das schlug sich auch in der Risikovorsorge wieder. So legte Société Générale mit 456 Mill. Euro mehr als doppelt so viel für Kreditausfälle zurück als ein Jahr zuvor. „Die Qualität unseres Kreditportfolios bleibt sehr gut“, er­klärte Oudéa. „Aber wir ziehen es vor, eine vorsichtige und verantwortungsbewusste Rückstellungspolitik zu betreiben, um uns auf das Jahr 2023 vorzubereiten, das aus makroökonomischer Sicht sehr unsicher bleibt.“ Deshalb werde Société Générale diesen Kurs bis Ende des Jahres fortsetzen.

Kreditrisiken reduziert

Die im Zusammenhang mit Russland verbliebenen Kreditrisiken wurden von 2,6 Mrd. Euro Ende Juni auf zuletzt 2,3 Mrd. Euro reduziert. Sie sind im Vergleich zu Ende 2021 um 30% gesunken. Das tatsächliche Ausfallrisiko schätzt die Bank auf weniger als 1 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr geht sie nach wie vor davon aus, dass ihre Risikovorsorge 30 bis 35 Basispunkte betragen wird. Das entspricht 1,7 bis 1,9 Mrd. Euro. Zum Vergleich: 2021 betrug die Risikovorsorge nur 13 Basispunkte.

Die Gesamteinnahmen legten dank der dynamischen Marktaktivitäten, des starken Geschäfts mit festverzinslichen Papieren und Währungen sowie des Beratungs- und Finanzierungsgeschäfts 2,3% auf 6,83 Mrd. Euro zu. Dagegen bekam Société Générale im französischen Privatkundengeschäft das eingetrübte Um­feld zu spüren. Während die Einnahmen dort mit 2,18 Mrd. Euro um 0,5% stiegen, erhöhte sich die Risikovorsorge von 8 Mill. auf 196 Mill. Euro. Zwar blieb das Niveau der Zahlungsausfälle sehr niedrig, doch hat die Banque de France die Zinsen für das Sparbuch Livret A im August von 1% auf 2% erhöht. Société Générale werde jedoch im französischen Privatkundengeschäft nicht sofort von den steigenden Zinsen profitieren können, da die Immobilienkredite feste Zinssätze hätten, sagte Oudéa.

Unter dem Strich verdiente die Bank im französischen Privatkundengeschäft mit einem Nettoergebnis von 343 Mill. Euro 27% weniger als im Vorjahreszeitraum. Sie ist gerade dabei, in Frankreich die Filialen ihrer beiden Marken Société Générale und Crédit du Nord zu fusionieren. Juristisch soll der Zusammenschluss am 1. Januar 2023 erfolgen.

Angesichts von zuletzt 1,5% höheren Verwaltungskosten bleibt die Bank trotz der hohen Inflation und des unsicheren Umfeldes zuversichtlich, sie im Griff zu behalten. Sie hat deshalb jetzt die Prognose für die Aufwand-Ertrag-Quote für das Ge­samtjahr auf 64% statt zuvor 64% bis 66% präzisiert.

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