S-Payment

Sparkassen digitali­sieren die Rat­häuser

Weil der Bund Kommunen zu einer Digitalisierung ihrer Dienstleistungen drängt, sieht sich der Deutsche Sparkassenverlag vor neuen Aufgaben: Rund um Zahlungsfunktionen bietet er Städten und Gemeinden neue Services an.

Sparkassen digitali­sieren die Rat­häuser

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Die Digitalisierung der Verwaltung kommt nur zögerlich voran. Mit rund 52% ist der Anteil der Bevölkerung sogar rückläufig, der innerhalb der vergangenen zwölf Monate Angebote des digitalen Rathauses in Anspruch genommen hat. Dies ergab eine Studie der Initiative D21, die sich als Denkfabrik zur Gestaltung der Informationsgesellschaft definiert. Für Bewegung sollte das 2017 beschlossene Onlinezugangsgesetz (OZG) sorgen, das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, bis 2022 ihre Verwaltungsleistungen unter dem Stichwort E-Government auch elektronisch über Verwaltungsportale anzubieten. „Mit einer gewissen Verzögerung nimmt die Entwicklung jetzt endlich Fahrt auf“, sagt Michael Stollarz, Vorsitzender der Geschäftsführung der DSV-Gruppe (Deutscher Sparkassenverlag) in Stuttgart im Gespräch mit der „Börsen-Zeitung“. Und dazu möchte nach seinen Worten die Sparkassen-Organisation einen gehörigen Teil beitragen.

 Die Sparkassen-Finanzgruppe sehe sich als natürliche Verbündete der Kommunen. Daher hat die auf Zahlungsverkehrsdienstleistungen spezialisierte Tochter der DSV-Gruppe, die S-Payment, unter einer Art Eigenmarke namens S-Public Services ihre E-Government-Produkte zusammengefasst. Dazu zählt insbesondere das E-Payment, für das die Sparkassen sich mit fast 3000 Kommunen als Kunden in Deutschland als Marktführer betrachten.

Damit deckt S-Public Services einen Bereich ab, dem das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fokus) in Berlin eine Schlüsselrolle für die Digitalisierung der Verwaltung zuschreibt. Vor diesem Hintergrund versteht sich die S-Public Services als eine Art „En­abler“, der öffentlichen Verwaltung Hilfestellung auf ihrem Weg zum digitalen Rathaus geben kann. 

„End-to-End“ lautet sein Zauberwort, was bedeutet, dass die Prozesse „fallabschließend“ sein müssten. Ein digitaler Bezahlvorgang gehöre dazu, denn mehr als 60% aller Kontakte zwischen Verwaltungen und Bürgerinnen und Bürgern haben eine Bezahlkomponente – sei es für die Marke zum Anwohnerparken, die Ausstellung eines Führungszeugnisses oder die Gebühr eines neuen Ausweises. „Die Bürgerinnen und Bürger sollen Behördengänge vom Sofa aus erledigen können“, sagt er.

Milliardensumme steht bereit

Die Hilfe, die S-Payment dabei für Kommunen leisten können, vermag über die Funktion des reinen Zahlungsvorgangs hinaus zu gehen. So verfügt S-Payment über eine Reihe plattformbasierter Tools wie einen kommunalen Einkaufsshop, einen Ticketshop für Eintrittsmanagement, ein Schulden-Management-System sowie ein System für Rechnungsservice. Die Produkte folgen laut Stollarz dem Ziel, die Digitalisierung des kommunalen Raumes zu ermöglichen und zu beschleunigen, zu dem er die Finanzverwaltung ebenso zählt wie Kultur, Sport und der innerstädtische Handel.

So reduziert den Angaben nach die Stadt Meersburg über den Einkaufsshop der S-Public Services ihre Einstandskosten um bis zu 40%. Oder spart die Stadt Essen mithilfe des Rechnungsservices für die digitale Erstellung von jährlich 5500 Rechnungen einen Betrag in der Größenordnung von 36000 Euro. Und es sei noch mehr drin: So brächte einer Stadt wie Essen laut Stollarz eine vollständige Digitalisierung aller Rechnungsprozesse eine jährliche Ersparnis im mittleren sechsstelligen Bereich. „Mit Blick auf den bereits spürbaren Fachkräftemangel in den Verwaltungen ist der Mehrwert hier unserer Einschätzung nach noch deutlich höher“, sagt der DSV-Chef.

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