„Sparkassen haben da keine Kompetenzen“
Im Interview: Jonas Klose
„Sparkassen haben da keine Kompetenz“
Mitgründer von Pine Valley Capital beklagt fehlendes Banken-Engagement bei Energiewende
Trotz aller Nachhaltigkeitsbekenntnisse leisten Banken und Sparkassen nicht den erforderlichen Beitrag, damit Deutschland seine Klimaziele erreichen kann. Diese Meinung vertritt der ausgebildete Banker und Finanzierungsberater Jonas Klose.
Herr Klose, Sie sagen, Banken müssten pro Jahr einfach 30 Mrd. Euro in die Energiewende investieren und dann könnte Deutschland seine Klimaziele erreichen. Wie kommen Sie dazu?
Die deutschen Finanzhäuser vergeben jährlich Kredite in Höhe von etwa 2,74 Bill. Euro an Unternehmen und Privatpersonen. Nach unseren Berechnungen müssten davon 1,2% in den Ausbau der Erneuerbaren fließen, um das Volumen für die Energiewende zu schaffen. Das ist eine überschaubare Zahl. Leider werden viele wichtige Projekte nicht umgesetzt. Wir sehen bei den Banken nicht den unbedingten Willen, die Energiewende voranzutreiben.
Ist das nicht eine Milchmädchenrechnung?
Das ist ein einfacher Dreisatz, der zeigt, was finanziert werden muss und wie hoch dieser Anteil ist. Sicher ist das plakativ, aber uns geht es darum zu zeigen, dass es aktuell eine gewaltige Finanzierungslücke bei erneuerbaren Energien gibt, die Banken füllen könnten und sollten.
Geht es konkreter?
Banken tun sich schwer, mittelgroße Projekte zwischen 5 und 20 Mill. Euro zu finanzieren. Hier klafft eine Lücke, die Banken aus unserer Sicht noch viel häufiger füllen müssten. Denn hier liegt die große Masse der Projekte, deren Umsetzung für eine erfolgreiche Energiewende absolut entscheidend ist.
Wollen die Banken kein Geschäft machen, oder was ist das Problem?
Ich komme selbst aus einer Bank und kann sicher sagen: Daran liegt es nicht. Leider fehlt den Häusern teilweise die Erfahrung in dem Geschäft. Es gibt oft keine einfachen und standardisierten Prüfprozesse, die eine effiziente Abwicklung von Neugeschäftsanfragen ermöglichen. Die Prozesse in den Häusern passen nicht zu dem, was politisch in Sachen Energiewende gewollt ist und was ökonomisch notwendig ist.
Wie lange dauert es denn mit einer Kreditzusage?
Man muss mit sechs Monaten rechnen, bis der Kunde sein Geld hat. Tendenz steigend. Das ist viel zu lang und nicht angemessen, da die Prozesse in zwei bis drei Monaten darstellbar sein sollten.
Warum geht es nicht schneller?
Das liegt zum Teil daran, dass die Banken nicht genug Manpower haben, sie müssten mehr Leute auf das Thema erneuerbare Energien setzen. Oft ist auch nicht klar, welche Unterlagen eingereicht werden müssen, oder es ändern sich die Anforderungen. In einem Fall hat eine Bank drei Monate gebraucht um abzusagen. Das müsste innerhalb von einer Woche gehen.
Sind alle Banken gleich?
Bei Geschäftsbanken besteht das Interesse an großvolumigen Transaktionen ab 20 bis 30 Mill. Euro. Die Sparkassen nehmen wir in diesem Umfeld überhaupt nicht als finanzierende Banken wahr. Die haben keine Kompetenz in dem Bereich. Mit Volksbanken machen wir sehr gute Erfahrungen, die trauen sich bei der Finanzierung von erneuerbarer Energie etwas zu. Da Volksbanken aber meist nur Geschäfte bis 5 Mill. Euro machen, bleibt eine große Lücke.
Haben Sie Hoffnung, dass sich etwas ändert?
Es muss sich etwas tun, denn Banken brauchen händeringend nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten, weil sie angehalten sind, in diesem Bereich mehr zu machen – aus regulatorischer Sicht, aber auch aus Sicht der Öffentlichkeit.
Wenn man Banken so hört, sind sie oft ganz grün …
Das sind leider oft Sonntagsreden. Aber die strategischen Entscheidungen, um schlagkräftig zu sein als Haus im Bereich der erneuerbaren Energien, die werden gescheut. Energiewende wird nicht nur auf der Fläche gemacht. Sie wird nicht nur in Berlin gemacht. Sie wird auch in den Banken gemacht.
Zur Person
Nach dem Dualen Studium bei der HSH Nordbank arbeitete Jonas Klose bis 2017 im Bereich Handelsfinanzierung, bevor er sich bei Wittenburg Corporate Finance auf die M&A-Beratung von Mittelständlern spezialisierte und nebenbei seinen Bachelor an der Hamburg School of Business Administration machte. 2018 wechselte er als Partner zu Company Links, wo er sich mit dem Ausbau des Netzwerks für mittelständische Unternehmen befasste. Nach dem Abschluss als Master of Laws an der Nordakademie verschlug es ihn 2020 nach Mainz, wo er bei der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Investmentplattform Wiwin unter Vertrag ging. Im vergangenen Jahr wagte er mit Partnern den Sprung in die Selbständigkeit mit der Gründung der auf Nachhaltigkeitsthemen spezialisierten Investmentboutique Pine Valley Capital in Mainz.
Das Interview führte Wolf Brandes.
Das Interview führte Wolf Brandes.