Geldvermögen in Deutschland

Sparwelle ebbt ab, Appetit auf Fonds bleibt

Während die Sparleistung in Deutschland nach der frühen Coronaphase wieder einbricht, bleibt das Interesse an Kapitalmarktanlagen hoch, wie aus Zahlen der Bundesbank hervorgeht.

Sparwelle ebbt ab, Appetit auf Fonds bleibt

jsc Frankfurt

Die Phase der außergewöhnlich hohen Sparleistung in der Coronakrise ist vorerst vorbei, doch die Nachfrage nach Aktien und Fonds bleibt hoch: Im Startquartal legten deutsche Privathaushalte netto 84,3 Mrd. Euro zur Seite und damit ein Drittel weniger als Anfang 2021, als außergewöhnlich hohe 123,0 Mrd. Euro zusammenkamen, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag berichtete. Der Wert fiel damit moderat aus, denn im Startquartal kommen gewöhnlich deutlich mehr Mittel zusammen als jeweils in den übrigen Jahresvierteln. Zugleich gab die Sparleistung für Investmentfonds nur um gut ein Zehntel auf 22,7 Mrd. Euro nach und blieb damit im Mehrjahresvergleich auf hohem Niveau. Zuflüsse in börsennotierte Aktien stiegen im Vorjahresvergleich um mehr als das Dreifache auf 6,2 Mrd. Euro.

Derweil floss in die Kategorie des Bargelds und der Einlagen mit 9,3 Mrd. Euro auffällig wenig Geld – es handelt sich um den niedrigsten Wert seit 2016. Gewöhnlicherweise schieben private Haushalte viel mehr Mittel auf Bankkonten als in den Kapitalmarkt, doch seit einiger Zeit zwingen die Negativzinsen der Banken die Kunden zum Umdenken. Vor einem Jahr stockten die Deutschen ihre Bargeld- und Einlagenbestände noch um 48,3 Mrd. Euro auf, in der frühen Phase der Coronakrise flossen pro Quartal sogar bis zu rund 75 Mrd. Euro in diese Kategorie.

Gesamtvermögen sinkt

Die hohe Nachfrage nach Aktien und Fonds steht im Kontrast zu den Börsenkursen, die mit Beginn der breit angelegten russischen Invasion in der Ukraine deutlich nachgaben. Wegen des Kursrutsches haben die deutschen Haushalte erstmals seit zwei Jahren Geldvermögen verloren. Der gesamte Bestand gab im Startquartal­ um 36 Mrd. Euro auf 7,59 Bill. Euro nach. Trotz der zuletzt höheren Nachfrage nach Aktien und Fonds entfällt ein Großteil des Bestands mit jeweils mehr als einem Drittel weiterhin auf Bargeld und Einlagen sowie auf Versicherungen und Altersvorsorgesysteme.

Mit den Zahlen vom Startquartal zeichnen sich mehrere gegenläufige Effekte auf das Sparverhalten ab. So dürfte das Sparvolumen insgesamt fallen, weil die Menschen nach den wiederholten Lockdowns ihren Konsum wieder aufnehmen, während zugleich die Inflation die realen Einkommen schmälert und damit den Spielraum für die Geldanlage einengt. Weil Banken zugleich die psychologisch bedeutsamen Negativzinsen allmählich zurücknehmen und die Börsen weiter unter Druck stehen, fallen zugleich zwei wichtige Triebfedern des Fondsgeschäfts weg.

Gleichzeitig sorgt die hohe Inflation dafür, dass die noch immer praktisch unverzinsten Einlagen rasch an Wert verlieren, was wiederum für Sachanlagen aller Art spricht, also auch für Aktien und entsprechende Fonds. Der hohe Bestand an Wertpapiersparplänen wirkt ebenfalls einem Einbruch entgegen.

Die Schulden legten im Startquartal allerdings zu: Die Haushalte nahmen netto 19,4 Mrd. Euro auf, so dass der gesamte Berg an Verbindlichkeiten um einen nahezu identischen Betrag auf 2,06 Bill. Euro anschwoll. Pro Kopf besitzt jeder Deutsche ein Geldvermögen von durchschnittlich 90700 Euro, während nach Schulden rund 66000 Euro bleiben.

Deutsche Unternehmen wiederum stehen unterm Strich im Minus. Nicht­finanzielle Kapitalgesellschaften besitzen laut Bundesbank ein Vermögen von 6,09 Bill. Euro, wovon mehr als ein Drittel auf nichtbörsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte entfällt. Die Verbindlichkeiten wiederum kommen auf 8,04 Bill. Euro und waren im Startquartal leicht rückläufig. Unterm Strich sind Unternehmen damit mit annähernd 1,96 Bill. Euro verschuldet.

Wertberichtigt Seite 6

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