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Stabile Erträge mit Risikoprämien - Alternative Ucits

Börsen-Zeitung, 21.10.2014 Das aktuelle und vermutlich noch weiter anhaltende Spannungsfeld aus Niedrigzinsniveau und erhöhter Regulierung stellt institutionelle Anleger vor große Herausforderungen. Es wird zunehmend schwieriger werden, mit...

Stabile Erträge mit Risikoprämien - Alternative Ucits

Das aktuelle und vermutlich noch weiter anhaltende Spannungsfeld aus Niedrigzinsniveau und erhöhter Regulierung stellt institutionelle Anleger vor große Herausforderungen. Es wird zunehmend schwieriger werden, mit traditionellen Investmentansätzen die gegebenen Anlageziele zu erreichen, ohne das Risiko deutlich zu erhöhen. Insbesondere auch die höheren regulatorischen Anforderungen in Bezug auf Transparenz, Liquidität und Bewertbarkeit schränken die Anlagemöglichkeiten weiter ein. Korrelation der AssetklassenVor diesem Hintergrund wenden sich institutionelle Anleger auf der Suche nach Zusatzerträgen bei gleichzeitig stabilen Renditen vermehrt dem Konzept der Risikoprämien zu, insbesondere wenn diese als sogenannte “alternative Ucits-Strategien” investierbar sind. Denn ein besonderes Merkmal dieser Strategien ist die höhere Stabilität ihrer Korrelationen zueinander – auch in volatilen Marktphasen -, speziell im Vergleich zu Korrelationen traditioneller Assetklassen. Dadurch ermöglichen Portfolien, die aus diversifizierten Risikoprämien bestehen (inklusive Long/Short-Elementen), die Erwirtschaftung eines absolut positiven Ertrags bei insgesamt niedrigerem Risiko.Die Funktionsweise einer solchen alternativen Ucits-Strategie kann ein intensiver Blick auf die Mean-Reversion-Risikoprämie im Aktienmarkt verdeutlichen, welche auch beschrieben werden kann als Unterschied der Rendite gemessen über mehrere Tage im Vergleich zur Summe der täglichen Renditen über denselben Zeitraum. Diese Risikoprämie war aufgrund ihrer besonders interessanten Elemente bereits Bestandteil diverser akademischer Publikationen. Sie geht davon aus, dass globale Aktienmärkte tendenziell dazu neigen, aufgrund unterschiedlicher fundamentaler Ursachen regelmäßig wieder zu ihrem kurzfristigen Mittelwert zurückzukehren. Dabei spielen zum Beispiel die Ineffizienz von Märkten, irrationales Anlegerverhalten, Optionsgeschäfte und Arbitragestrategien eine Rolle.Die Grundlage der Mean-Reversion-Strategie bildet eine simple – konträre – Methodologie: Kaufen, wenn der Aktienmarkt unter seinem kurzfristigen Durchschnitt notiert, bzw. verkaufen, wenn der Aktienmarkt über seinem kurzfristigen Durchschnitt notiert. In beiden Szenarien ist die Größe der eingegangenen Position proportional zum Abstand zwischen dem aktuellen Niveau des Aktienmarkts und seinem kurzfristigen Durchschnitt. Insbesondere bei solch konträren Marktstrategien ist dabei die Steuerung des eingegangenen Risikos essenziell, um sich nicht zu früh und zu stark gegen einen Markttrend zu positionieren.Aufgrund der Berechnung dieser Risikoprämie mit ihren impliziten Eigenschaften profitieren Investoren einer solchen Strategie generell am meisten in einem höheren Volatilitätsumfeld (“long Vega”) und somit grundsätzlich gegensätzlich zu häufig eingesetzten Momentum-Strategien bzw. Trendfolgern. Diese vorteilhaften Korrelationseigenschaften zeigen sich sowohl im verringerten Risiko als auch in den jährlichen Ergebnissen dieses Absolute-Return-Ansatzes mit meist positiven Renditen sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Aktienmärkten. Volatilität-CarryEine weitere Risikoprämie, die den hier diskutierten Anforderungen genügen würde, ist die Volatilität-Carry. Die Volatilität misst die Schwankungsbreite eines Basiswertes über einen gewissen Zeitraum, wobei zwischen der realisierten (historischen) Volatilität und der impliziten (erwarteten) Volatilität unterschieden wird. Im Aktienmarkt lässt sich sehr gut beobachten, dass die implizite Volatilität tendenziell über der realisierten Volatilität liegt – die Differenz wird als Carry bezeichnet. Fundamentale Gründe für diese Carry sind beispielsweise die Risikoaversion von Investoren, die Notwendigkeit von Portfolioabsicherungen sowie die grundsätzliche Unsicherheit von zukünftigen Marktentwicklungen.Die Grundlage der Volatilität-Carry-Strategie besteht somit in der Realisierung von Ertragschancen aus der Differenz der impliziten und realisierten Volatilität eines Aktienmarktes, wobei die (höhere) implizite Volatilität verkauft und die (niedrigere) realisierte Volatilität gekauft wird. Als Betrachtungszeitraum liegt das Zeitfenster von einem Monat im Fokus der meisten Marktakteure. Obwohl diese Carry-Strategie langfristig sehr erfolgreich sein kann, birgt sie auch gewisse Risiken im kurzfristigen Bereich, insbesondere in Marktkrisen. Da die Aktienmarktentwicklung und die Volatilität grundsätzlich negativ zueinander korreliert sind, steigt die Volatilität meist bei fallenden Aktienkursen, was für eine solche Strategie Verluste bedeuten könnte. Zur Minimierung dieser Risiken gibt es diverse Möglichkeiten, wobei jede einzelne detailliert mit Vor- und Nachteilen betrachtet werden muss.Aufgrund der Berechnung dieser Risikoprämie mit ihren impliziten Eigenschaften profitieren Investoren einer solchen Strategie generell am Meisten in einem niedrigen Volatilitätsumfeld (“short Vega”), also grundsätzlich gleichlaufend zu traditionellen Aktieninvestments. Durch den Einsatz von sinnvollen Techniken im Risikomanagement können jedoch auch mit dieser Risikoprämie regelmäßig positive Renditen entsprechend einem Absolute-Return-Ansatz erzielt werden, möglichst unabhängig von der Aktienmarktentwicklung. Hohe DiversifikationsvorteileInstitutionelle Anleger schätzen bei solchen Risikoprämien nicht zuletzt die vergleichsweise geringe Korrelation zu traditionellen Assetklassen wie Aktien oder Renten, weshalb der Einsatz dieser Strategien aufgrund der positiven Diversifikationseigenschaften bereits bei kleiner Beimischung zu einer größeren Stabilität der gesamten Investments führen kann.Beispielhaft sei hier die Entwicklung der beiden Strategien seit Berechnung im Juni 2001 aufgezeigt, auch im Vergleich zu einem Aktienindex (Europäische Blue Chips) sowie einem Rentenindex (Deutsche Staatsanleihen). Es ist deutlich zu erkennen, dass diese beiden Risikoprämien bereits einzeln betrachtet ein vorteilhaftes Risiko-Rendite-Profil aufweisen, wobei die positiven Diversifikationseigenschaften – erkennbar an der verringerten Volatilität und dem geringeren Draw-down – insbesondere in der Kombination dieser beiden Strategien hervortreten. (Europäische Aktien: Euro Stoxx 50 TR; Deutsche Staatsanleihen: iBoxx 7 – 10 Jahre TR)Der Einsatz solcher alternativer Ucits-Strategien ermöglicht institutionellen Investoren die Erwirtschaftung von stabilen Erträgen aus der Assetklasse Aktien bei einem vergleichbaren Risiko-Rendite-Profil zu deutschen Staatsanleihen. Dies ist insbesondere im aktuellen Niedrigzinsumfeld von großer Bedeutung, da sich zukünftig – anders als bei den Risikoprämien – die vergangenen Renditen bei deutschen Staatsanleihen wohl kaum mehr erzielen lassen. Zusätzlich sollten die deutliche Reduzierung der Volatilität und des maximalen Draw-down zu geringeren Risikokapitalanforderungen führen. Aus unserer Sicht sind solche alternativen Ucits-Strategien mit Fokus auf Risikoprämien somit im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine sehr gute Investment-Alternative für institutionelle Investoren.—-Sergej Crasovschi, Director Multi Asset Solutions Citigroup Global Markets Deutschland AG