Standard Chartered kauft Aktien zurück wie nie zuvor
Standard Chartered kauft Aktien zurück wie nie zuvor
1,5 Mrd. Dollar stehen bereit – Solide Kernkapitalquote schafft Spielraum – Ergebnis deutlich über Markterwartung
hip London
Standard Chartered hat den bislang größten Aktienrückkauf ihrer Geschichte angekündigt. Wie das auf Schwellenländer fokussierte Institut mit seinen Halbjahreszahlen bekannt gab, wird das Volumen bei 1,5 Mrd. Dollar liegen. Eine Kernkapitalquote von 14,6% schafft dafür den nötigen Spielraum. Am Markt hatte man im Durchschnitt lediglich mit 14,0% und einem Rückkauf für 1,0 Mrd. Dollar gerechnet.
Im abgelaufenen Quartal lag das bereinigte Vorsteuerergebnis von 1,8 (i.V. 1,6) Mrd. Dollar um ein Zehntel über dem, was Analysten im Durchschnitt angesetzt hatten. Dazu trugen überraschend niedrige Rückstellungen für Problemkredite bei. Statt der am Markt angesetzten 237 Mill. Dollar hielt das Management 73 Mill. Dollar für ausreichend.
Geringere Risikovorsorge
Auch die anderen britischen Großbanken, die bislang ihre Ergebnisse vorgelegt haben, betrieben weniger Risikovorsorge als erwartet. Die Erträge stiegen zu konstanten Wechselkursen im Vorjahresvergleich um 7%, das Zinsergebnis um 6%. Die betrieblichen Kosten lagen um 2% unter den Erwartungen.
„Wir haben starke Ergebnisse für das erste Halbjahr vorgelegt und den Wert unseres Geschäfts als grenzüberschreitende Firmenkunden- und Investmentbank sowie führender Vermögensverwalter für vermögende Kunden demonstriert“, sagte Chief Executive William Winters.
Höheres Wachstumsziel
Für das Gesamtjahr erwartet Standard Chartered nunmehr ein Ertragswachstum von mehr als 7%. Bislang hatte man bis Ende 2026 mit einem Wachstum von 5% bis 7% jährlich gerechnet. Innerhalb dieses Zeitraums will das Institut mindestens 5 Mrd. Dollar in Form von Aktienrückkäufen und Dividenden an die Anteilseigner ausschütten.
Analysten sagen allerdings für das laufende Jahr im Durchschnitt bereits ein Ertragswachstum von um die 9% vorher. Die solide Kapitalausstattung ruft zudem Hoffnungen auf höhere Dividenden und Aktienrückkäufe hervor. Wie der UBS-Bankenexperte Jason Napier ausführt, wurden bereits in den ersten sechs Monaten des Dreijahreszeitraums von Anfang 2024 bis Ende 2026 Ausschüttungen von 2,7 Mrd. Dollar angekündigt.
Potenzial für höhere Ausschüttungen
Die Bank warte nach seinem Verständnis auf Klarheit, was „Basel 3.1“ angeht, schreibt Napier. Doch habe sie nun mitgeteilt, dass die Auswirkungen bei nicht mehr als 5% der risikogewichteten Assets liegen werden. Zudem belaufe sich die Kernkapitalquote nach dem nun angekündigten Rückkauf auf 14,0%. Da sehen auch noch andere Analysten Potenzial für höhere Ausschüttungen. Die angekündigte Zwischendividende von 9 US-Cent lag um 1 US-Cent über den Markterwartungen.
Auf die Beteiligung an China Bohai Bank wurden keine weiteren Abschreibungen vorgenommen. Allerdings schlug sich die schwache Geschäftsentwicklung bei der Bank aus der Volksrepublik darin nieder, dass der Gewinnbeitrag von Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen im ersten Halbjahr um fast ein Drittel (32%) geschrumpft ist.
Das Kreditbuch ist seit Jahresbeginn von mehr als 300 Mrd. Dollar auf 276 Mrd. geschrumpft. Die Bank rechnet für dieses Jahr mit stärkerem Wachstum in Afrika und Nahost als 2023.