Kreditversicherer ziehen Bilanz

Steigende Insolvenzen führen zu mehr Zahlungsausfällen

Kreditversicherer warnen vor steigenden Schäden in Deutschland. Fachkräftemangel, schleppende Digitalisierung und internationale Krisen belasten die Wirtschaft.

Steigende Insolvenzen führen zu mehr Zahlungsausfällen

„Die Stimmung ist schlecht“

Thomas Langen erwartet für Kreditversicherer weiter steigende Zahl von Insolvenzen

tl Frankfurt

Die deutschen Kreditversicherer machen sich große Sorgen um die deutsche Wirtschaft. Es gebe eine Vielzahl internationaler Krisen. Dazu kämen der Fachkräftemangel und die schleppende Digitalisierung, sagte Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Versichererverbandes GDV. „Es fehlen Wachstumsimpulse allerorten.“

Mehr und höhere Schäden

„Die Lage ist nicht gut, die Stimmung ist schlecht und die Unsicherheit ist groß“, stimmte Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im GDV in dem Pressegespräch zu Lage und Ausblick der Kreditversicherung in Deutschland ein. 2024 gebe es bei den Kreditversicherern deutlich mehr und deutlich höhere Schäden als im Vorjahr. „Aktuell gehen wir im Gesamtjahr 2024 von Leistungen der Kreditversicherer in Höhe von 1,2 Mrd. Euro aus. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um rund 20%.“ Das dürfte die Schadenquote auf 55% und die Schaden/Kostenquote auf 81% erhöhen.

Besonders stark betroffen ist die Delkredereversicherung (das sind die Exportkredit-, Investitionsgüterkredit-, Konsumentenkredit- und als wichtigster Zweig die Warenkreditversicherung). Hier dürften die Versicherer in diesem Jahr Schäden von 475 Mill. Euro (+35%) übernehmen müssen. In der Kautionsversicherung sind es nach GDV-Schätzungen 492 Mill. Euro (+15%). Damit steigen die Schadenzahlungen das dritte Jahr in Folge.

Deckungszusagen auf mehr als 600 Mrd. Euro erhöht

Langen betonte, dass die Branche in dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ihre eigenen Deckungszusagen erneut erhöht habe. „Wir werden in diesem Jahr erstmals die Marke von 600 Mrd. Euro überschreiten.“ Sowohl die Delkredere- als auch die Kautionsversicherung erreichten ein neues Rekordhoch bei den Deckungssummen.

„Die Zahlungsmoral der Kunden ist spürbar schlechter geworden“, stellt Langen fest. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wird nach GDV-Schätzungen bis Ende 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 25% auf rund 22.500 zunehmen. Für 2025 erwartet der GDV eine Verlangsamung des Zuwachses auf 5 bis 10% auf 23.500 bis 24.500 Insolvenzen. Die genaue Höhe hänge u.a. von der Wirtschaftspolitik Donald Trumps, dem Ausgang der Bundestagswahlen und dem weiteren Verlauf der internationalen Konflikte ab, so Langen.

„Die Lage ist nicht dramatisch“

Die Kreditversicherer könnten aber mit der aktuellen Situation gut umgehen. „Die Lage ist anders als etwa zu Beginn der weltweiten Corona-Pandemie nicht dramatisch.“ Die meisten Insolvenzen träfen Unternehmen, die schon länger strukturell insolvenzreif waren, kein tragfähiges Geschäftsmodell hatten und die nicht vernünftig finanziert waren. „Sie wurden nur noch durch die staatliche Unterstützung in der Pandemie künstlich am Leben gehalten.“ Die Zahl der Großinsolvenzen hat zugenommen. Im ersten Halbjahr waren es 40 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von fast 12 Mrd. Euro, darunter FTI, Esprit, Eissmann und Galeria Karstadt Kaufhof.

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