Im Gespräch:Kristina Lindenbaum

„Unser Angebot kann über bestehende Schnittstellen genutzt werden“

Die DWP Bank hat als Wertpapierdienstleister eine Digital-Asset-Plattform in Betrieb genommen. Digitalisierungschefin Kristina Lindenbaum erklärt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, worauf es dabei ankommt – und womit die DWP Bank gegenüber anderen Dienstleistern punkten kann.

„Unser Angebot kann über bestehende Schnittstellen genutzt werden“

IM GESPRÄCH: KRISTINA LINDENBAUM

„Es entsteht kaum Anpassungsaufwand beim Kunden“

Die DWP-Bank-Managerin über den Aufbau der Digital-Asset-Plattform und womit man gegenüber der Konkurrenz punkten kann

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Die DWP Bank hat als Wertpapierdienstleister nun auch den Kryptohandel für ihre Kunden im Angebot. Digitalisierungschefin Kristina Lindenbaum erklärt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, worauf es dabei ankommt und was die nächsten strategischen Schritte sind beim Ausbau des Angebots.

Bei der DWP Bank schreitet der Aufbau der Digital-Asset-Plattform WpNex voran. Mit MLP hat sich im Sommer ein erstes Institut angeschlossen, dessen Anleger seit Juni dieses Jahres in Bitcoin und nun auch in Ether investieren können. „MLP ist eine der ersten Privatbanken in Deutschland, die ihr Leistungsspektrum an Finanzlösungen um Kryptowährungen erweitert hat. Der Zeitpunkt für den Marktstart war günstig, zum einen wegen des aktuellen Bullen-Markts, zum anderen werden wir mit der Micar ab Januar ein reguliertes Umfeld haben“, sagt Kristina Lindenbaum im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Als Generalbevollmächtigte verantwortet sie die Bereiche Kundenmanagement und Digitalisierung bei der DWP Bank. „Die neue Regulatorik stärkt das Vertrauen von Anlegern und Entscheidern und kann die Marktnachfrage beschleunigen.“

Unter den wenigen Krypto-Projekten etablierter Banken bieten wir bereits ein voll funktionsfähiges Geschäftsmodell an.

Lindenbaum betont den Charakter von WpNex: „Als Wertpapierdienstleister war es uns bei der Entwicklung unserer Digital-Asset-Plattform wichtig, dass unsere Kundeninstitute ihren Depotkunden die einfache und sichere Abwicklung von Investments mit digitalen Vermögenswerten anbieten können, ohne selbst eine eigene Infrastruktur aufbauen zu müssen. Unter den wenigen Krypto-Projekten etablierter Banken bieten wir mit WpNex bereits ein voll funktionsfähiges Geschäftsmodell an.“

Geringer Anpassungsaufwand

Vorteil der DWP Bank im Wettbewerb mit Kryptobörsen und anderen Kryptodienstleistern sind ihre bestehenden Schnittstellen mit rund drei Viertel aller Kreditinstitute in Deutschland. „Es entsteht für unsere Kundeninstitute nur Anpassungsaufwand in ihrem Frontend, um unser Angebot über bestehende Schnittstellen zu nutzen“, erklärt Lindenbaum.

Es benötigt keine Vorfinanzierung auf ein separates Konto, also Pre-Funding. Das ist schon ein wesentlicher Mehrwert.

Das Onboarding einer Bank könne je nach Priorisierung innerhalb von sechs bis zwölf Monaten geschehen, denn viele für den Handel von Kryptowerten benötigte Prozessschritte, wie Geldbuchung und Erstellung von Kundenbelegen, werden als Standardprozesse aus dem klassischen Wertpapiergeschäft genutzt. „Kauft der Kunde Bitcoin, werden diese analog zu einem Wertpapierkauf auf ein bei der DWP Bank geführtes Konto, hier speziell ein Kryptokonto, gebucht und direkt mit dem entsprechenden Geldkonto verknüpft. Es benötigt keine Vorfinanzierung auf ein separates Konto, also Pre-Funding. Das ist schon ein wesentlicher Mehrwert.“ Außerdem habe man als Retail-Kunde in der Kombination mit dem klassischen Aktien- und ETF-Bestand einen vollen Überblick auf sein Portfolio.

Plattform ist asset-agnostisch aufgebaut

Mit der jüngsten Anbindung der WpNex-Plattform an die Ethereum-Blockchain hat die DWP Bank technisch nun auch die Grundlage für den Handel weiterer ERC-20-Token, sogenannter Altcoins, geschaffen. „Beim Ausbau der Plattform und der Auswahl der Assets gehen wir jedoch mit der gebotenen Sorgfalt vor und bieten ausschließlich etablierte Coins an. Mit Bitcoin und Ether decken wir bereits 70% der weltweiten Marktkapitalisierung in Krypto-Assets ab.“ Dabei ist die WpNex-Plattform asset-agnostisch aufgebaut, sodass bei entstehender Nachfrage alles an tokenisierten Finanzinstrumenten aufgegleist werden kann.

Auch Kryptosparpläne sind denkbar

„Als Nächstes werden wir das Produktangebot weiter ausbauen“, sagt Lindenbaum. In diesem Zusammenhang prüft die DWP Bank derzeit die Abwicklung von DLT-basierten Mifid-II-Finanzinstrumenten. Hier schafft WpNex die technologische Brücke, um traditionelle Vermögenswerte über neue Blockchain-Infrastruktur zu managen. Auch Kryptosparpläne sind laut Lindenbaum vorstellbar. Wertpapier-Sparpläne, egal ob Aktien, Fonds oder ETFs, sind generell sehr beliebt bei vielen Anlegergruppen, vor allem kleine Depots nutzen Sparpläne zum langfristigen Vermögensaufbau. Eine Ausweitung von Sparplänen auf Krypto-Assets erscheint da folgerichtig. Grundsätzlich können Anleger auch Gattungen wie Krypto-ETPs handeln, sofern sie gelistet sind oder durch Direkthandelspartner zur Verfügung gestellt werden.

Mit solchen ETPs kann man diversifizieren, es kann auch ein sanfter Einstieg sein für Anleger, die ein direktes Investment in Kryptowährungen scheuen.

Gute Partner an Bord

In weniger als zweieinhalb Jahren hat die DWP Bank ihre Plattform für digitale Vermögenswerte, ausgehend vom Minimal Viable Product (MVP), voll marktfähig gemacht. Für den Start ging sie zum einen über Inhouse-Kapazitäten. Die Programmierung der Software zur Steuerung der Prozesse zwischen der bestehenden Wertpapierplattform mit der WpNex-Infrastruktur nahm die Tochter DWP Software vor. Zum anderen verbündeten sich die Frankfurter mit drei Partnern als Dienstleister: Tradias ist als Market Maker auf der Plattform tätig, Valantic hat das Kernbankensystem um Schnittstellen für die Prozessautomatisierung erweitert und Tangany die Verwahrung der Kryptowerte übernommen.

In dem Setup bietet die DWP Bank ihren Instituten sowohl ein Angebot für Privatkunden als auch für ihr institutionelles Kundengeschäft an. Der modulare Aufbau der Plattform erlaubt es aber, weitere Partner anzubinden, falls dies in bestimmten Fällen sinnvoll ist

Mit Inkrafttreten der EU-weiten Mica-Verordnung beginnt nun eine neue Phase, die mit Umsetzung umfangreicher Rechtsakte jenen Marktakteuren entgegenkommt, die schon die Mifid-II-Umsetzung bewältigt haben. Das sollte auch eine Rolle spielen, wenn es darum geht, weitere Banken für WpNex zu gewinnen. Bis die konkreten Zuständigkeiten und Verfahrensregeln für Kryptowerte-Dienstleister unter Micar feststehen, kann die DWP Bank aufgrund der sogenannten Grandfathering-Regelungen ihre Dienstleistungen auch ohne Micar-Lizenz ab Januar weiter anbieten und bereitet sich auf die Notifizierung vor.

In der Finanzbranche haben viele erkannt, dass Digital Assets kein Trend sind, der morgen wieder verschwindet. Dies ist auch wichtig, wenn sie nicht weiter Marktanteile an Kryptobörsen verlieren möchten.

„In der Finanzbranche haben viele erkannt, dass Digital Assets kein Trend sind, der morgen wieder verschwindet. Dies ist auch wichtig, wenn sie nicht weiter Geldabflüsse und Marktanteile an Kryptobörsen und onlinebasierte Wettbewerber verlieren möchten“, sagt Lindenbaum. „Wir sind mit unseren Kundeninstituten im Gespräch. Dabei geht es um Kryptowährungen als Basisangebot ebenso wie um den weiteren Ausbau entlang tokenisierter Werte und Kryptowertpapieren.“

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