Streit um offene Immobilienfonds verschärft sich
Streit um offene Immobilienfonds verschärft sich
Kritisches Gutachten der Bürgerbewegung Finanzwende – Deka und Commerz Real verteidigen Stabilität der Fonds
wbr Frankfurt
Ein von der Bürgerbewegung Finanzwende am Donnerstag vorgelegtes Gutachten hat offene Immobilienfonds scharf kritisiert und die Risikodarstellung bemängelt. Die Analyse von Fondsanalyst Stefan Loipfinger zeige, dass diese Fonds, die häufig als sichere Geldanlage beworben würden, Schwachstellen aufwiesen. Kritik gibt es insbesondere an Risikobewertungen, Kosten und Renditeversprechen. Mit einem Volumen von über 125 Mrd. Euro per Ende Oktober 2024 und Millionen von Anlegern sind offene Immobilienfonds angesichts von vereinzelten Abwertungen und Mittelabflüssen in den vergangenen Monaten verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.
Große Unterschiede bei den Fonds
Zwei der größten Anbieter, Deka Immobilien und Commerz Real, haben auf die Vorwürfe reagiert. Deka betont, dass sie ausschließlich in gewerbliche Immobilien investiere und keine Wohnimmobilienfonds anbiete. Die Fonds der Deka, die exklusiv über Sparkassen vertrieben würden, hätten in der Vergangenheit eine stetige positive Rendite erzielt – auch während der Niedrigzinsphase.
Laut Deka lag die Wertentwicklung der großen, etablierten Fonds im Jahr 2024 bei 2 bis 3% nach Abzug der Kosten. Für 2025 erwartet das Unternehmen eine ähnlich stabile Entwicklung. Man setze auf geografische Diversifikation und investiere auch außerhalb Deutschlands, was die Fonds weniger anfällig für lokale Marktschwankungen mache.
Stabilität bewahren
„Die Deka-Fonds weisen weiterhin eine hohe Vermietungsquote auf“, betont ein Sprecher. Die aktuelle Marktlage mit niedrigen Leerständen und einem schwachen Neubau helfe ebenfalls, die Stabilität zu bewahren. Liquiditätsreserven und kontinuierliche Zuflüsse erlaubten es, in Phasen schwacher Märkte gezielt zu investieren.
Zum Thema Transparenz verweist die Deka auf die Beratungspraxis der Sparkassen. Kunden würden mit standardisierten Risikoskalen und umfassenden Informationen über Risiken und Kosten aufgeklärt. Die entsprechenden Unterlagen entsprächen den rechtlichen Vorgaben und enthielten Hinweise sowohl zur historischen als auch zur zukünftigen Entwicklung der Fonds.
„Nicht nachvollziehen“
Commerz Real, Anbieter des Hausinvest-Fonds, wies die Vorwürfe von Finanzwende ebenfalls entschieden zurück. „Die Aussagen können wir nicht nachvollziehen“, heißt es seitens des Unternehmens. Der Anbieter verweist auf die tägliche Anteilswertberechnung, die auf unabhängigen Verkehrswerten basiere und gemäß gesetzlicher Vorgaben alle drei Monate überprüft werde.
Offene Immobilienfonds, so Commerz Real, seien keine Anlageprodukte zur kurzfristigen Renditemaximierung, sondern „Stabilitätsanker in diversifizierten Portfolios“. Im Vergleich zu globalen Aktienfonds, die eine Volatilität von durchschnittlich 12,8% aufwiesen, liege diese beim Hausinvest bei nur 0,3%. „Die Fonds tun nach wie vor genau das, was sie tun sollen“, so ein Sprecher.
Die Commerz Real sieht auch in der aktuellen Marktlage Chancen. Die Zinssenkung der EZB Mitte 2024 habe den Markt belebt, wodurch wieder mehr Transaktionen stattfinden. Dennoch bleibt das Unternehmen vorsichtig optimistisch. Die Qualität und Lage der Immobilien seien entscheidend für langfristigen Erfolg. Büroimmobilien in Top-Lagen etwa hätten sich in den vergangenen Jahren als beständig erwiesen, auch wenn sich Anforderungen durch Themen wie New Work und Nachhaltigkeit änderten.
Unterschiedliche Sichtweisen
Die Reaktionen der Anbieter und das Gutachten spiegeln unterschiedliche Sichtweisen wider, wie offene Immobilienfonds gemanagt und verkauft werden. Beide Anbieter betonen die Stabilität und langfristige Ausrichtung ihrer Produkte sowie die Bedeutung von Transparenz und aktiver Verwaltung.
Die Kritik von Finanzwende dürfte die Debatte um offene Immobilienfonds befeuern. Mittelabflüsse, schwache Renditen und scharfe Abwertungen bei einzelnen Fonds haben zu einem Imageproblem bei offenen Immobilienfonds geführt. Die Forderung nach strengeren Vorgaben durch die Finanzaufsicht BaFin, insbesondere bei der Risikoeinstufung, dürften mit der Kritik zunehmen.