Rückversicherer

Swiss Re sieht Ende einer langen Durststrecke

Swiss Re peilt für dieses Jahr den höchsten Gewinn seit 2016 an. Möglich wird dies, weil der Rückversicherer die Preise ordentlich erhöht hat.

Swiss Re sieht Ende einer langen Durststrecke

dz Zürich

Nach dem herkömmlichen Rückversicherungskalender brechen die besten Zeiten für Swiss Re und Co. immer dann an, wenn die Schadenlast bei deren Kunden, also bei den Erstversicherungsunternehmen, ihren Höhepunkt erreicht hat. Wenn Axa, Zurich, Allianz etc. hohe Verluste absorbieren müssen und ihre Kapitalkraft schwindet, steigt ihr Bedarf nach Rückdeckungen von Großrisiken. Das ist der Moment, in dem die Rückversicherer ihre Preise anheben. In den Folgejahren schwillt auch ihr Gewinn an.

Dieses Muster des Versicherungszyklus ist offensichtlich nicht mehr gültig. Erst vor gut einer Woche meldete die Zurich ihren höchsten Konzerngewinn seit 2007 und der Konzern zeigt sich auch für das laufende Jahr optimistisch. Und nun sieht auch die Swiss Re eine markante, positive Trendwende in ihrem Geschäft. Nachdem der Rückversicherer in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres noch knapp unterhalb der Gewinnschwelle operiert hatte, schnellte sein Ergebnis im Schlussquartal so stark nach oben, dass 2022 doch noch ein Gewinn von 472 Mill. Dollar resultierte. Den Aktionären will der Swiss-Re-Verwaltungsrat fast das Vierfache davon, also rund 1,8 Mrd. Dollar, oder 6,4 Dollar pro Aktie als Dividende ausschütten.

Das ist nur möglich, weil das Unternehmen mit sehr großem Optimismus in die Zukunft blickt. Swiss Re hat in den vergangenen Monaten bei der Erneuerung bestehender Kontrakte Preiserhöhungen von durchschnittlich 18% durchgesetzt. Man sei die vielen Herausforderungen des vergangenen Jahres, angefangen beim Krieg in der Ukraine über die galoppierende Inflation bis zu den Nachwirkungen der Pandemie und den hohen Schäden aus heftigen Naturkatastrophen „proaktiv“ angegangen, formulierte es CEO Christian Mumenthaler auf der Bilanzmedienkonferenz im luxuriösen Glaspalast am Zürichsee, wo die Swiss Re seit noch nicht allzu langer Zeit residiert.

Hohes Gewinnversprechen

Proaktiv heißt in der Sprache des Managers, dass man die Gunst der Stunde genutzt hat, um die Preise zu erhöhen. Weil die Preiserhöhung weit über die aktuelle und erwartete Inflation hinausgehen wird, sollte ein schöner Teil davon als Gewinn in der Erfolgsrechnung von Swiss Re hängen bleiben. Der Konzern verspricht für das laufende Jahr einen Nettogewinn von 3 Mrd. Dollar. So viel hatte der Rückversicherer zuletzt 2016 verdient. Seither schrieb er kleine Gewinne, bisweilen auch Verluste. Und die Verzinsung des Eigenkapitals kam nur einmal knapp über 3% hinaus. Ohne den Wirbelsturm „Ian“, der im Oktober mit Windspitzen von bis zu 240 Kilometern pro Stunde über Florida fegte, wäre der Wiederaufstieg der Swiss Re vielleicht noch etwas rascher erfolgt. Das Ereignis verursachte bei Swiss Re einen Milliardenschaden und ließ die Gesamtaufwendungen des Konzerns für Naturkatastrophenereignisse im zurückliegenden Jahr mit 2,7 Mrd. Dollar deutlich über das langjährige Mittel emporschnellen. Wie es scheint, ist die Assekuranz für solche Ereignisse inzwischen aber besser gerüstet. Den Weg zu höheren Preisen gehen die Rückversicherer und die Erstversicherer offenbar gemeinsam und mindestens im Moment gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Markt bald wieder mit frischem Kapital überschwemmt werden könnte, was die Preise schnell wieder nach unten drücken würde.

Auf einem anderen Blatt steht die Erdbebentragödie in der Türkei und in Syrien. Die Versicherungsdurchdringung dieser Region sei sehr gering, sagte Mumenthaler. Im Mittel seien weltweit nur etwa 50% der Schäden aus Naturkatastrophen versichert. In der Erdbebenregion sei dieses Verhältnis noch schlechter.

Belastend wirkte sich im vergangenen Jahr die inflationsbedingte Aussicht auf höhere Schadenforderungen aus. Mit einer Rückstellung von 1,1 Mrd. Dollar trug Swiss Re dieser Entwicklung Rechnung. Deutlich niedriger als im Vorjahr fielen auch die Erträge aus Kapitalanlagen aus, wobei der Anstieg der Zinsen hier bald und sehr deutlich in Form höhere Erträge sichtbar werde, hieß es auf der Pressekonferenz.

Swiss Re
Konzernzahlen nach US-GAAP
in Mill. Dollar20222021
Bruttoprämienertrag4788946658
Ertrag aus Kapitalanlagen28663910
Ebit12212402
Gewinn4721437
Gewinn je Aktie (in Euro)1,634,97
Dividende (Dollar/*Franken)       6,4       5,9*
Börsen-Zeitung