Schärfere Compliance-Anforderungen

Teurer Kampf gegen Finanzkriminalität

33 Mrd. Dollar haben Deutschlands Banken im vergangenen Jahr gegen Finanzkriminalität ausgegeben. Die verlagere sich zunehmend auf den internationalen Handel, so eine Studie von Lexis Nexis. So nähmen Geldwäsche, Korruption und Bestechung zu.

Teurer Kampf gegen Finanzkriminalität

Teurer Kampf gegen Finanzkriminalität

In Deutschland wenden Banken 33 Mrd. Dollar auf – Kostenanstieg und mehr Bedrohungen

fir Frankfurt

Die Bekämpfung von Finanzkriminalität kommt Banken immer teurer zu stehen. 98% der Teilnehmer einer Studie des Datendienstleisters Lexis Nexis Risk Solutions geben an, 2023 vor allem für qualifiziertes Personal und Schulungen sowie regulatorische Anforderungen mit höheren Kosten konfrontiert gewesen zu sein. In der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) beliefen sich die Ausgaben für Compliance im Bereich Finanzkriminalität demnach auf 85 Mrd. Dollar. Davon entfielen knapp 33 Mrd. Dollar auf Deutschland und 25 Mrd. Dollar auf Frankreich, gefolgt von den Niederlanden (12) und Polen (10).

Kostenreduktion als Ziel

Befragt wurden global knapp 1.200 Führungskräfte aus Compliance-Abteilungen in Banken, davon 482 in neun EMEA-Märkten. Dazu zählen neben Deutschland Frankreich, die Niederlande und die baltischen Staaten, Polen, Kenia, Saudi-Arabien, Südafrika und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Finanzhäuser stünden vor der schwierigen Lage, einerseits die immer höheren Compliance-Anforderungen zu erfüllen und neuen Bedrohungen zu trotzen und zugleich ihre Kosten im Griff zu haben, halten die Autoren der Studie „Die wahren Kosten von Compliance im Bereich Finanzkriminalität – Europa, Naher Osten und Afrika“ fest. Vier von fünf Umfrageteilnehmern geben an, Kostensenkungen in der Compliance in den nächsten zwölf Monaten Priorität einzuräumen.

41% nannten als wichtigsten Kostentreiber Personal, was nach Ansicht der Studienautoren die Notwendigkeit hoch qualifizierter Mitarbeiter zur Erfüllung strenger Compliance-Vorschriften widerspiegelt. 34% gaben als Kostenbeschleuniger Technologie an (Software für Compliance und Kundenprüfung), 14% Aufwendungen für die Infrastruktur (Netzwerke, Telearbeit), und 11% verwiesen auf Outsourcing.

Zunehmend komplex

Dass die Kosten steigen, sei auch den sich verschlechternden geopolitischen Entwicklungen geschuldet. Denn die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie eine zunehmende Zahl von Sanktionen erhöhten die Schwierigkeiten und die Komplexität, wenn es um die Abwehr von Finanzkriminalität gehe.

Digitalisierung erhöht Risiken

Hinzu komme, dass die fortschreitende Digitalisierung in Banken die Anfälligkeit für Finanzdelikte erhöhe, insbesondere im Zahlungsverkehr und im Zusammenhang mit digitalen Währungen und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). „Kryptowährungen, digitale Zahlungssysteme und KI-Technologien, die früher einmal als Katalysatoren für den Fortschritt galten, erweisen sich nun als Werkzeuge für illegale Aktivitäten“, urteilen die Autoren.

Kunden-Identifizierung aufwendig

Auch die zeitaufwendige Identifizierung bzw. Überprüfung von Kunden trieben die Kosten. Banken sind verpflichtet, die Identität neuer, in regelmäßigen Abständen aber auch bestehender Kunden zu überprüfen. Dieser Prozess heißt Know your Customer (KYC). 42% der Befragten bezeichneten KYC als Herausforderung.

Politisch exponierte Personen im Blick

43% sagten das bezüglich der Erstellung von Kundenrisikoprofilen, und 38% sehen die Identifizierung sanktionierter Organisationen oder sogenannter politisch exponierter Personen (PEP) als besonders herausfordernd an. Angesichts immer neuer Sanktionen kann es für Finanzinstitute schwierig sein, hier immer auf dem aktuellsten Stand zu sein. PEPs sind hochrangige Entscheider, seien es Staats- und Regierungschefs, führende Parteipolitiker oder Minister, seien es Militärs, Diplomaten, Richter oder Zentralbanker. Finanzinstitute sind verpflichtet, PEPs in ihrem Kundenbestand oder als mögliche Neukunden zu identifizieren.

Handelsfinanzierung anfällig

Mehr Gefahren machten die Compliance-Profis in den vergangenen zwölf Monaten rund um den Handel aus. So sprechen jeweils fast 60% von zunehmender handelsbezogener Geldwäsche sowie von sich häufender Korruption und Bestechung innerhalb der Lieferkette. Dies deute auf eine Verlagerung des Schwerpunkts krimineller Machenschaften auf den internationalen Handel hin, befindet das in Atlanta ansässige und global tätige Datenunternehmen.

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