Trade Republic liebäugelt mit neuen Geldern
Bloomberg Berlin
Der Neo-Broker Trade Republic Bank, der in einem Berliner Hinterhof entstanden und laut Schätzungen 1,5 Mrd. Euro wert ist, könnte noch in diesem Jahr neue Gelder von Investoren einsammeln. Das hat Gründer Christian Hecker in einem Interview mit Bloomberg News angedeutet. Das Geld soll wohl in die Expansion der Firma fließen.
„Es ist wahrscheinlich, dass wir bis zum Jahresende noch eine weitere Finanzierungsrunde abschließen werden“, erklärt Hecker, der seine berufliche Laufbahn einst im Investment Banking von Merrill Lynch und bei der Deutsche Bank begonnen hatte. Bislang konnte Trade Republic rund 80 Mill. Euro einwerben, den Großteil vergangenes Jahr.
Peter Thiel an Bord
Als Investor mit an Bord ist der Paypal-Mitbegründer und frühe Facebook-Investor Peter Thiel, der in Frankfurt geboren wurde und dem ein gutes Gespür für Trends nachgesagt wird. „Wir sind sehr glücklich, Peter Thiel als Investor zu haben und mit ihm arbeiten zu können. Erst vor ein paar Tagen habe ich wieder mit ihm telefoniert“, sagt Hecker.
Trade Republic bietet über eine App unter anderem den Handel von Aktien, ETFs und Sparplänen an. Auf Orderprovisionen und Depotgebühren wird verzichtet, pro Transaktion fällt meist nur eine Fremdkostenpauschale von 1 Euro an. Damit ist die App deutlich billiger als viele klassische Broker.
Hecker zufolge will das Unternehmen „aggressiv wachsen“ und dafür auch bewusst Verluste in Kauf nehmen, nachdem es in den vergangenen Monaten einen „enormen Boom“ gegeben habe. „Die Kurseinbrüche zu Beginn der Pandemie haben viele wohl als geeigneten Zeitpunkt gesehen, um einzusteigen“, sagt er. Zu aktuellen Kundenzahlen schweigt sich der Firmengründer ebenso aus wie zum Firmenwert.
Laut einer Analyse von M.M. Warburg dürfte der Broker inzwischen auf 1 Million Kunden kommen. Basierend auf dieser Zahl schätzt das Bankhaus den Wert von Trade Republic auf 1,5 Mrd. Euro. „Die Chancen stehen gut, dass die tatsächliche Entwicklung noch besser ist als die vermutete. Trade Republic hat mit Abstand die stärkste Download-Statistik in den App Stores“, schrieb Analyst Marius Fuhrberg im April. „Wir erwarten, dass das Unternehmen im Jahr 2022 die Gewinnschwelle erreichen und danach starkes Margenwachstum sehen wird.“
Doch woher kommen die Erträge, wenn der Handel für Kunden nahezu kostenlos ist? Traditionelle Broker finanzieren sich durch Gebühren und Rückvergütungen von den Handelsplätzen. Letztere werden dafür gezahlt, dass die Orders dort abgewickelt werden. Hecker zufolge reichen ihm dank schlanker Strukturen die Rückvergütungen allein, um Geld verdienen zu können.
Beim Wachstum setzt er auch auf die Zusammenarbeit mit etablierten Finanzdienstleistern. HSBC Holdings ist globale Verwahrstelle für Aktien, während bei der Berliner Solarisbank das Treuhandsammelkonto für Kundengelder liegt.
Neben Deutschland, wo Trade Republic im Mai 2019 ihre Geschäfte aufnahm, ist der Broker seit ein paar Monaten auch in Österreich und Frankreich aktiv. „Mit dem Start in den beiden Ländern bin ich sehr zufrieden“, sagt Hecker. „In Österreich und Frankreich konnten wir jeweils schon mehrere Tausend Kunden gewinnen.“ Ziel sei es, in der gesamten Eurozone aktiv zu sein.
Ein Börsengang sei für ein Unternehmen wie Trade Republic irgendwann ein logischer Schritt, sagt Hecker. „Momentan ist das aber keine Option und auch am Horizont nicht erkennbar.“
Kein Thema sei ein IPO mit Hilfe eines Spac, also eines jener Börsenmäntel, die derzeit verstärkt auf der Suche nach Übernahmezielen sind. Hecker zufolge zielt das Spac-Konstrukt eher auf kurzfristigere Gewinnmaximierung ab. „Wir sind als Gründer jedoch gerade erst am Anfang und arbeiten am langfristigen Erfolg als eigenständiges Unternehmen.“