Trump macht HSBC noch nicht zu schaffen
Trump macht HSBC noch nicht zu schaffen
Management bekräftigt Gewinnziele trotz US-Zollpolitik – Aktienrückkauf für bis zu 3 Mrd. Dollar angekündigt
hip London
HSBC hat mit unerwartet guten Zahlen für das Auftaktquartal aufgewartet. Die stark in der Handelsfinanzierung tätige britische Großbank rechnet nicht mit einem Ende der Globalisierung durch die Zollpolitik der USA. Die Risikovorsorge bleibt moderat. Aktionäre dürfen sich auf einen weiteren Rückkauf freuen.
Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat sich bislang nicht nennenswert auf das Geschäft der britischen Großbank HSBC ausgewirkt. „Alles in allem war es ein starkes Quartal“, sagte Chief Executive Georges Elhedery über die ersten drei Monate des Jahres und kündigte einen bis zu 3 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkauf an. „Die Dynamik in unserem Geschäft ist sehr stark.“

Das bereinigte Vorsteuerergebnis von 9,77 Mrd. Dollar lag der Pflichtveröffentlichung des Instituts zufolge um 15% über dem Schnitt der Analystenschätzungen. „HSBC hat das Jahr mit einem Paukenschlag eröffnet“, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. „Ein großer Teil der Outperformance geht auf starke Gebühreneinnahmen in den Geschäftsfeldern Devisenhandel und Wealth Management zurück.“
Moderate Risikovorsorge
Die Risikovorsorge entsprach in etwa den Markterwartungen. Die Bank stellte dafür 876 Mill. Dollar zurück. Analysten hatten im Schnitt 868 Mill. auf der Rechnung. „Bislang haben wir keinen aus den Zöllen resultierenden Stress beobachtet“, sagte Finanzchefin Pam Kaur in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Es hätten auch nicht mehr Kunden ihr Kreditlimit ausgeschöpft.
Die Finanzierung des grenzüberschreitenden Handels ist für HSBC ein zentrales Geschäft. Deshalb sieht man sich dort genau an, welche Auswirkungen die Politik der derzeitigen US-Regierung haben könnte. „Wir haben eine Reihe von Szenarien durchgespielt“, sagte Elhedery. „Das hat uns die Zuversicht gegeben, unsere Ziele zu bekräftigen.“
„Neukonfigurierung“ des Welthandels
Kaur zufolge wurde in den Szenarien wichtige Branchen wie Fahrzeugproduktion, Einzelhandel und Logistik berücksichtigt. Das Ergebnis sei, dass man einen Rückgang der Erträge im niedrigen einstelligen Prozentbereich und um rund 0,5 Mrd. Dollar höhere Wertberichtigungen auf Problemkredite für möglich halte.

„Wir glauben nicht an ein Ende der Globalisierung“, sagte Elhedery. Was man dagegen beobachte, sei eine „Neukonfigurierung“. Der Handel innerhalb von Regionen werde eine viel größere Rolle spielen, der Handel zwischen Regionen oder über Kontinente hinweg werde dagegen an Bedeutung verlieren.
Bedeutung des Yuan nimmt zu
An der dominanten Rolle des US-Dollars im Welthandel wird sich durch diese Verschiebungen seiner Meinung nach so schnell nichts ändern. Rund vier Fünftel würden in Dollar finanziert. Man beobachte zwar eine wachsende Rolle des Yuan. Allerdings bewege sich dessen Anteil lediglich zwischen 7% und 8%. „Im derzeitigen Umfeld suchen Kunden die Stärke, Stabilität und Expertise eines Partners, dem sie vertrauen“, sagte Elhedery.
HSBC habe vor der Hintergrund der handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und der Volksrepublik China nicht vor, den Sitz der Bank zu verlegen, etwa nach Hongkong. „Wir haben keine Pläne, unser Domizil auf den Prüfstand zu stellen", sagte Elhedery.
„Privilegierte Position“
Er verwies zugleich auf die „privilegierte Position“, die das Institut in der ehemaligen britischen Kronkolonie innehabe. Die chinesische Sonderwirtschaftszone werde irgendwann in diesem Jahrzehnt der größte grenzüberschreitende „Wealth Hub“ der Welt, sagte der HSBC-Chef.
Die jüngste Kapitalerhöhung der chinesischen Bank of Communications (BoCom) wird HSBC zufolge zu einer Verwässerung ihrer Beteiligung von 19,03% auf rund 16% führen. Das wird das Vorsteuerergebnis mit 1,2 Mrd. bis 1,6 Mrd. Dollar belasten, kündigte Kaur an. Vor Bekanntgabe der Zahlen war spekuliert worden, die Bank könnte die Kapitalmaßnahme zum Anlass nehmen, den Wert ihres Anteils auf den Marktwert herunterzuschreiben. „Wir sind sehr zufrieden mit unserer Partnerschaft mit BoCom“, sagte Elhedery. „Wir sind auch sehr zufrieden mit den Auswirkungen der Rekapitalisierung.“
Kritik am „Ringfencing“
Elhedery äußerte sich auch positiv zum Heimatmarkt. „Ich bin optimistisch und zuversichtlich, was die britische Wirtschafts angeht“, sagte er. Nur das sogenannte Ringfencing, die von der Aufsicht nach der Finanzkrise verordnete Brandmauer zwischen Retail Banking und riskanteren Geschäftsbereichen, ist ihm ein Dorn im Auge. Es sei „redundant geworden". So etwas gebe es nirgendwo sonst. Würde man es abschaffen oder zurückfahren, hätte das positive Folgen für die Verbraucher und die Wirtschaftsentwicklung insgesamt.
„Ein guter Start“, lobte der Bankenanalyst Edward Firth von Keefe, Bruyette & Woods die Zahlen. Doch HSBC befinde sich im Zentrum der geopolitischen Spannungen. Zudem dürften sich sinkende Zinsen auf das Zinsergebnis auswirken.