Verdi ist entsetzt

Unicredit greift nach Commerzbank

Die Unicredit greift nach der Commerzbank. Das Finanzministerium zeigt sich überrascht, die Gewerkschaft Verdi ist schockiert. Aufsichtsrat Stefan Wittmann findet drastische Worte.

Unicredit greift nach Commerzbank

Unicredit greift überraschend nach Commerzbank

Italiener luchsen Bund Aktien ab und offenbaren 9-Prozent-Anteil – Verdi entsetzt

phh/cru/wf Frankfurt/Berlin

Die Unicredit hat sich im größeren Stil bei der Commerzbank eingekauft. Wie die Italiener am Mittwochmorgen bekannt gaben, kontrollieren sie rund 9% und deuteten an, ihre Anteile womöglich noch aufzustocken. Dafür haben die Italiener in der Nacht zuvor für 702 Mill. Euro ein 4,5-prozentiges Aktienpaket vom Bund übernommen, wie die Bundesfinanzagentur mitteilte. An der Börse weckte die Unicredit damit Übernahmefantasien. Der Aktienkurs der Commerzbank schoss am Mittwoch um rund 18% nach oben.

Bei den anderen Stakeholdern stieß das Vorgehen der Italiener hingegen auf wenig Verständnis. So soll die mit dem Aktienverkauf betraute Bundesfinanzagentur nicht realisiert haben, dass die höchstbietende Unicredit ein strategisches Interesse an der Commerzbank und bereits vorher eine größere Aktienposition aufgebaut habe, wie aus Finanzkreisen zu hören ist.

Gewerkschaft Verdi ist entsetzt

Die Gewerkschaft Verdi schäumt vor Wut: „Verdi ist entsetzt, dass der Bund Anteile im Paket verkauft und offenbar nicht damit gerechnet hat, dass ein ausländischer Konkurrent als Käufer auftreten könnte. Wie man Industriepolitik und unserem Mittelstand nützliche Maßnahmen umsetzen will, wenn man vorher das Tafelsilber in Form der Commerzbank verscherbelt, ist mir völlig schleierhaft", sagte Verdi-Mann und Commerzbank-Aufsichtsrat Stefan Wittmann gegenüber der Börsen-Zeitung.

Die Übernahme der HVB hat gezeigt, wie die UniCredit tickt: kaufen, abschöpfen, schrumpfen und Kompetenzen nach Mailand ziehen.

Stefan Wittmann, Verdi & Commerzbank-Aufsichtsrat

Die Gewerkschaft werde sich erbittert gegen diese mögliche Übernahme wehren, da sie dem deutschen Mittelstand schade und darüber hinaus tausende Arbeitsplätze vernichten würde. „Die Übernahme der HVB hat gezeigt, wie die UniCredit tickt: kaufen, abschöpfen, schrumpfen und Kompetenzen nach Mailand ziehen. Und dabei tausende Arbeitsplätze vernichten und zahlreiche Filialen schließen. Die Commerzbank ist stabil und gut ausgerichtet. Wir brauchen keine Übernahme“, so Wittmann weiter.

Commerzbank hält sich bedeckt

Die Commerzbank sei heute so stabil, dass der Staatsanteil weiter zurückgefahren werden könne, hatte Finanzstaatssekretär Florian Toncar (FDP) Anfang September gesagt. Das Bundesfinanzministerium wurde nach Angaben einer Sprecherin vom Einstieg der Unicredit überrascht. „Der Bund wird jetzt erst einmal die neue Situation analysieren“, sagte die Sprecherin.

Die Unicredit wollte sich dazu auf Nachfrge hin nicht näher äußern. Die Commerzbank teilte lediglich mit, dass Vorstand und Aufsichtsrat weiterhin im besten Interesse aller Anteilseigner und Mitarbeiter handeln werde. Nach Informationen von Reuters trat der Aufsichtsrat am Mittwochabend zusammen, um über die neue Situation zu beratschlagen.

Nebenstehender Kommentar Berichte Seite 7

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.