Unicredit hebt Gewinnziel erneut an
bl Mailand
Unicredit hat für das dritte Quartal weit bessere Zahlen vorgelegt als erwartet. Bei um etwa 10% steigenden Erträgen schoss der Nettogewinn um 61,6% auf 1,7 (i.V. 1,0) Mrd. Euro nach oben. Ohne das Russlandgeschäft ergibt sich ein Gewinn von 1,3 Mrd. Euro. CEO Andrea Orcel, der das Gewinnziel für das Gesamtjahr bereits Ende Juli von 3,3 auf 4 Mrd. Euro angehoben hatte, erhöhte es nun weiter auf 4,8 Mrd. Euro.
Der CEO sprach vom besten Neunmonatsergebnis der vergangenen zehn Jahre. Dabei profitierte die Bank einerseits von dem höheren Zinsniveau in Form eines ausgeweiteten Zinsüberschusses, andererseits aber von einer weiteren Reduzierung der Risikovorsorge – trotz wachsender konjunktureller Risiken – die Orcel aber nicht sehr beunruhigen.
Das Niveau ausfallgefährdeter Kredite wurde brutto auf 2,8 (4,6) % zurückgeführt. Die operativen Kosten sind weiter gesenkt worden. Auch die kommerzielle Dynamik hält laut Orcel an. Der CEO stellte den Aktionären eine Ausschüttung in Form einer Dividende oder eines Aktienrückkaufs mindestens auf dem Niveau des Vorjahres von 3,75 Mrd. Euro „oder besser“ in Aussicht. Ende September wurde die zweite Tranche eines Aktienrückkaufs im Volumen von 1 Mrd. Euro gestartet.
Die Börse reagierte positiv auf die Zahlen. Der Aktienkurs legte zu, und Analysten etwa von Equity Sim oder UBS bestätigten ihre Kaufempfehlung für das Papier. Jefferies erwartet die baldige komplette Abschreibung des Russlandgeschäfts. Per Ende September hat die Bank ihr Engagement dort um 50% auf 3,1 Mrd. Euro reduziert.
Orcel bestätigte die Ziele des Strategieplans bis 2024. Er will bis dahin 16 Mrd. Euro an die Aktionäre ausschütten – in Form von Dividenden und Aktienrückkaufprogrammen. Nach seiner Ansicht erntet das Institut mit den „exzellenten Resultaten“ derzeit die Früchte der in seiner bisher 18-monatigen Amtszeit eingeleiteten Transformation des Hauses. Orcel hat die Bank stark umgebaut und seine Machtposition gestärkt. Er hat Prozesse vereinfacht, sich einen direkten Zugriff auf das Italiengeschäft, das für fast die Hälfte des Geschäftsvolumens steht, gesichert und die Digitalisierung vorangetrieben. Und er hat das Managementteam größtenteils ausgetauscht. In den vergangenen Monaten musste eine ganze Reihe weiterer Spitzenkräfte gehen, die Orcel selbst eingesetzt hatte, darunter der erst seit wenig mehr als einem halben Jahr amtierende Kommunikationschef Manrico Lucchi.
Orcel hat in puncto Ertragskraft und Ausschüttung an die Aktionäre geliefert. Mit einer Eigenkapitalquote (CET1) von 15,4% und einer Aufwandsquote von 50,2% liegt das Institut auch im Hinblick auf die Kapitalausstattung und bei den Kostenstrukturen im Vergleich zu den Konkurrenten im Vorderfeld.
Geplante Übernahmen etwa von Monte dei Paschi, BPM, der russischen Otkritie-Bank oder der Commerzbank sind dagegen aus unterschiedlichen Gründen nicht zustande gekommen. Orcel verweist darauf, dass er sich auf die interne Reorganisation und die Erfüllung des Strategieplans konzentriere und Akquisitionen nur dann sinnvoll seien, wenn sie dabei hülfen, die Ziele schneller zu erreichen. Unicredit hat italienische Staatstitel im Umfang von 36,8 Mrd. Euro im Portfolio, davon sind 15,2 Mrd. Euro zu schwankenden Marktpreisen (Fair Value) bewertet. Unabhängige Experten sehen bei italienischen Banken ein erhebliches systemisches Risiko, sollte es infolge eines wachsenden Spreads zwischen deutschen und italienischen Anleihen zu Kursverlusten bei den Bonds kommen. Auch Unicredit hat die Exposures in italienischen Bonds zuletzt etwas reduziert.
Unicredit | ||
Konzernzahlen nach IFRS (ohne Russland) | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Erträge | 13 718 | 13 067 |
Zinsüberschuss | 6 737 | 6 393 |
Provisionsergebnis | 5 158 | 5 032 |
Handelsergebnis | 1 580 | 1 320 |
Operative Kosten | 6 883 | 7 120 |
Operatives Ergebnis | 6 454 | 5 119 |
Rückstellungen für Kredite | 381 | 827 |
Nettogewinn | 4 007 | 2 694 |
Aufwandsquote (in %) | 50,2 | 54,5 |
Hartes Eigenkapital ( %) | 15,41 | 15,50 |
Börsen-Zeitung |