Unsicherheit um Generali hält an
bl Mailand
Ein Aktionärsstreit, wie er seit Monaten bei der italienischen Versicherung Generali zwischen Großaktionär Mediobanca und den greisen Anteilseignern Leonardo Del Vecchio und Francesco Gaetano Caltagirone tobt, wäre noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen. Da hätte man die Angelegenheit diskret im sogenannten Salotto buono gelöst. Doch die Zeiten haben sich geändert. Italienische Geheimdienstkreise fürchten, dass ausländische Konkurrenten die Situation für einen Einstieg bei der 190 Jahre alten Generali nutzen könnten. Damit verlöre Italien eines seiner letzten großen internationalen Unternehmen.
Mit der Nominierung von Borsa-Italiana-Chairman Andrea Sironi für die Wahl zum neuen Chairman bei der Hauptversammlung am 29. April versucht die Mehrheit im Aufsichtsgremium, Pflöcke einzuschlagen. Sironi gilt als erfahren, professionell und international gut verdrahtet.
Unterdessen geht das Warten auf eine Liste alternativer Kandidaten für den Verwaltungsrat, einen alternativen Strategieplan und einen Vorschlag für den Posten des CEO, die sowohl Caltagirone als auch Del Vecchio angekündigt hatten, weiter. Rein rechtlich haben die Minderheitsaktionäre dafür bis Anfang April Zeit. De facto drängt die Zeit, denn Investoren müssen von einer neuen Strategie überzeugt werden – genauso wie davon, dass ein anderer Vorstandschef besser wäre als Philippe Donnet, der im vergangenen Dezember einen neuen Strategieplan vorgestellt hatte und ein drittes Mandat anstrebt.
Zur Unsicherheit bei Generali trägt auch bei, dass sich die Versicherungsaufsicht Ivass und die Börsenaufsicht Consob so lange Zeit lassen mit einer Entscheidung darüber, ob Caltagirone, Del Vecchio und die Stiftung CRT mit einem „abgestimmten Verhalten“ bei Generali gegen rechtliche Bestimmungen verstoßen haben.
Es geht dabei auch um die Frage, ob die drei Aktionäre bei Überschreitung einer Beteiligungsschwelle von 10% dies vorher hätten anmelden bzw. genehmigen lassen müssen. Sie kontrollieren zusammen mehr als 16% des Kapitals und hatten schon vor Abschluss eines Aktionärspakts, den Caltagirone inzwischen verlassen hat, mehr als 10% kontrolliert. Es war der amtierende Chairman Gabriele Galateri di Genola, der Ivass und Consob Anfang Februar um eine Klärung gebeten hatte. Seitdem warten alle Beteiligten auf eine Antwort. Im schlimmsten Fall für Caltagirone und Del Vecchio könnten die Stimmrechte bei 10% eingefroren werden. Weiter gerätselt wird über die Motive der greisen Aktionäre. Geschäftlicher Natur können sie kaum sein. Generali steht sehr gut da.