Quartalszahlen

Unternehmensbank beflügelt Deutsche Bank

Die von Konzernchef Christian Sewing einst als Herzstück der Deutschen Bank bezeichnete Unternehmensbank hängt auch dank der Flaute im M&A-Geschäft die Investmentbank beim Wachstum ab.

Unternehmensbank beflügelt Deutsche Bank

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Die Unternehmensbank hat sich auch im dritten Quartal als Wachstumsmotor der Deutschen Bank erwiesen. Wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Geschäftszahlen hervorgeht, legten die Erträge der Sparte in den abgelaufenen drei Monaten um 25 % auf 1,6 Mrd. Euro zu. Es ist das vierte Quartal in Folge mit zweistelligen Wachstumsraten. Der Gewinn der Sparte stieg trotz höherer Rückstellungen für Kreditausfälle sogar um zwei Drittel auf 498 Mill. Euro.

Damit ist es der Deutschen Bank mit einiger zeitlicher Verzögerung nun doch gelungen, die Stärken ihrer von Konzernchef Christian Sewing einst als Herz der Bank bezeichneten Unternehmensbank zu akzentuieren. In den ersten Quartalen der 2019 eingeleiteten Restrukturierung hatte sich dank des Booms im Geschäft mit Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions/M&A) die Investmentbank als Wachstumstreiber erwiesen. Nun, da das Beratungsgeschäft eingebrochen ist, kann die Unternehmensbank glänzen, auch wenn die übrigen drei Sparten ebenfalls zulegen konnten.

Neben dem gestiegenen Zinsniveau, das sich nach Angaben der Deutschen Bank in allen Geschäftsfeldern der Unternehmensbank positiv auswirkte, trugen auch die provisionsgetriebenen Einnahmen aus dem Dienstleistungen zum Wachstum bei. Im Bereich Corporate Treasury Services stiegen die Erträge den Angaben zufolge um 28%, im Geschäft mit institutionellen Kunden (Institutional Client Services) um 22%, und bei den Geschäftskunden (Business Banking) legten sie um 15% zu.

Kreditgeschäft wächst

Trotz der sich vielerorts auf der Welt ankündigenden Rezession, die den Unternehmen die Investitionsfreude nehmen dürfte, legte die Deutsche Bank auch im Kreditgeschäft kräftig zu. Das Bruttokreditvolumen der Unternehmensbank stieg den Angaben zufolge um 8% oder um 10 Mrd. Euro. Zumindest für Deutschland hatte der am Vortag veröffentlichte Bank Lending Survey der Europäischen Zentralbank eine spürbar nachlassende Kreditnachfrage seitens der Unternehmen bei einer gleichzeitig restriktiveren Vergabepraxis signalisiert (vgl. BZ vom 26. Oktober). Stärker als das Kreditgeschäft wuchs das Einlagengeschäft der Unternehmensbank, das um 11% auf 30 Mrd. zulegte.

Im Verhältnis zu den konjunkturellen Krisensignalen moderat entwickelte sich die Risikovorsorge der Unternehmensbank. Nachdem im Vorjahreszeitraum Auflösungen in Höhe von 10 Mill. Euro das Spartenergebnis aufgebessert hatten, legte das Institut nun 75 Mill. Euro zurück. Konzernweit verdreifachte sich die Risikovorsorge im Kreditgeschäft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 350 Mill. Euro. Dazu trugen den Angaben zufolge vier größere Störungen der Kreditbeziehungen bei, die Finanzvorstand James von Moltke im Gespräch mit der Presse jedoch als Einzelereignisse ohne Bezug zu Energiekrise oder Konjunktureintrübung bezeichnete. Zwei der Vorfälle entfielen auf die Unternehmensbank, einer auf die Investmentbank und einer auf das Privatkundengeschäft. Bezogen auf das durchschnittliche Kreditvolumen belief sich die Risikovorsorge im dritten Quartal auf 28 Basispunkte und im Neun-Monats-Zeitraum auf 24 Basispunkte. Die für das gesamte Jahr angepeilte Marke von 25 Basispunkten sei daher zu halten. Die meisten Experten gehen aber ohnehin davon aus, dass sich der erwartete Konjunktureinbruch erst im kommenden Jahr in der Kreditrisikovorsorge der Banken niederschlagen wird.