US-Finanzberatern stehen strengere Regeln ins Haus

Arbeitsminister will Fiduciary Rule nicht verschieben

US-Finanzberatern stehen strengere Regeln ins Haus

Von Stefan Paravicini, New YorkSo haben sich US-Finanzberater die Deregulierung der Branche unter der Regierung von Präsident Donald Trump wahrscheinlich nicht vorgestellt: Die umstrittene Fiduciary Rule, die unter der Regierung von Barack Obama im US-Arbeitsministerium erarbeitet wurde und Berater im Umgang mit steuerbegünstigten Rücklagen für den Ruhestand zu besonderer Sorgfalt verpflichtet, wird laut US-Arbeitsminister Alexander Acosta trotz der Vorbehalte der neuen Administration in Teilen schon in der nächsten Woche in Kraft treten. Künftig müssen die Berater das Interesse ihrer Kunden vor die eigenen Interessen stellen. Teurere Produkte, die Kick-backs abwerfen, sind tabu. Bisher waren die Kosten nachrangig, solange das Produkt zum Risikoprofil des Anlegers passte.Im Frühjahr hatte Trump mit einem präsidialen Erlass noch eine Verschiebung der Neuregelung um 60 Tage sowie eine Überprüfung der Folgen der Fiduciary Rule für Verbraucher und Berater angeordnet. Diese Untersuchung laufe weiter, eine rechtliche Grundlage für eine erneute Verschiebung der Fiduciary Rule sei zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht gegeben, erklärte Arbeitsminister Alexander Acosta in der vergangenen Woche in einem Gastbeitrag im “Wall Street Journal” zur Überraschung vieler Marktteilnehmer, die den strengeren Anforderungen an Finanzberater unter der neuen Regierung keine Chance mehr eingeräumt hatten. Während Anbieter von Passivprodukten wie Vanguard oder BlackRock profitieren dürften, bringen die neuen Regeln nach Einschätzung von Marktbeobachtern zusätzlichen Gegenwind für die Anbieter von aktiv gemanagten Fonds.Die Fiduciary Rule in ihrer vorliegenden Form stehe womöglich im Widerspruch zu den Zielen von Präsident Trump in Sachen Deregulierung, räumt Acosta in seinem Beitrag im “Wall Street Journal” ein. Der Minister will die strengeren Regeln dennoch in Kraft treten lassen, um die rechtlichen Risiken einer unzureichend begründeten Verschiebung zu vermeiden. Eine Überarbeitung der neuen Regeln nach Abschluss der laufenden Untersuchung zu den Folgen der neuen Regulierung schließt er nicht aus. Künftige Änderungen an den Regeln dürften nach Einschätzung von Analysten ungleich schwerer als vor Inkrafttreten der Fiduciary Rule werden. Die Hoffnungen der Branche liegen jetzt auf der Finanzmarktaufsicht SEC, die seit Jahren an einer breiter angelegten Fiduciary Rule arbeitet.Die Regierung von Barack Obama hatte vorgerechnet, dass US-amerikanischen Familien ohne verschärfte Regulierung im Umgang von Finanzberatern mit Pensionsgeldern jährlich 17 Mrd. Dollar entgehen. Kritiker entgegnen, dass die neue Regel vor allem Kleinanlegern den Zugang zu einer breiten Palette von Anlageprodukten verschließen wird.