Vermögensverwalter Pictet profitiert von der Krise der Credit Suisse
Pictet profitiert von der
Krise der Credit Suisse
Vermögensverwalter schneidet besser ab als die Branche
Reuters Zürich
Der Schweizer Vermögensverwalter Pictet hat im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Kundengelder eingesammelt als in der Vorjahresperiode. Das Neugeld kletterte auf netto über 15 Mrd. sfr, wie der nach der UBS zweitgrößte Branchenvertreter des Landes am Donnerstag mitteilte. Im gesamten Jahr 2022 waren es 4 Mrd. sfr. Rückenwind erhielt Pictet von der Krise der Credit Suisse. „Es ist offensichtlich, dass wir von unserer Stabilität profitieren“, sagte Senior-Teilhaber Renaud de Planta der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben im ersten Halbjahr etwas mehr Neugeld von Credit-Suisse-Kunden angezogen als in der Vergangenheit.“
Mit einem Wachstum der verwalteten Vermögen von etwa 5% gegenüber Jahresbeginn habe Pictet besser abgeschnitten als die Branche. Alle vier Geschäftsbereiche hätten zum Neugeld beigetragen. Pictet bedient neben Privatkunden auch Profikunden mit Anlage-Dienstleistungen. Das Institut, dessen Geschichte bis ins Jahr 1805 zurückreicht, steht im Besitz von sieben Partnern, die die Bank auch gemeinsam führen. De Planta hat dabei eine Vorrangstellung.
Der Gewinn sei in den ersten sechs Monaten wegen höherer Steuerausgaben auf 366 Mill. sfr gesunken von 380 Mill. sfr. Operativ habe das Unternehmen aber 2% mehr verdient. Pictet investiere weiterhin in Investmentspezialisten, Fondsmanager und Kundenberater im Wealth Management.
Unter dem Strich sei der Personalbestand seit Anfang des Jahres um 80 Mitarbeiter auf rund 5300 gestiegen, so de Planta. Wesentlich mehr neue Mitarbeiter stellte Julius Bär ein. „Wir haben darauf verzichtet, aktiv bei der UBS und der Credit Suisse Mitarbeiter abzuwerben“, sagte de Planta. Entsprechend habe Pictet im ersten Halbjahr nur leicht mehr Kundenberater aus dieser Gruppe angestellt als im langjährigen Durchschnitt.
Der Höhepunkt der Abflüsse bei der Credit Suisse sei sicher vorbei. „In den nächsten zwölf Monaten werden Vermögensverwalter, die viele Mitarbeiter von der CS und der UBS abgeworben haben, versuchen, auch die Kunden zu Umschichtungen zu bewegen“, erklärte de Planta.