Versicherer wünschen sich „echte“ Digitalwährung
lee Frankfurt
Die deutsche Versicherungsbranche begrüßt die Vorarbeiten der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung eines digitalen Euro. Der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands GDV, Jörg Asmussen, hält die Pläne der Notenbanker vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und des zunehmenden internationalen Standortwettbewerbs für richtig: „Der digitale Euro ist die notwendige Weiterentwicklung der Gemeinschaftswährung Euro.“
In der Debatte über die Einführung eines digitalen Euro gehört die deutsche Versicherungsbranche mit knapp 450 Millionen Verträgen zu den bedeutenderen Stakeholdern. Vor diesem Hintergrund zeigt sich der Branchenverband GDV erfreut über den von der EZB in Aussicht gestellten Dialog über die Gestaltung der geplanten Digitalwährung. In einem Positionspapier, das am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wird, hat der Verband die aus Branchensicht wichtigsten Aspekte zusammengefasst.
Die Versicherer sorgen sich offenbar um die monetäre Souveränität des Euroraums. „Ziel muss es sein, mit dem digitalen Euro ein schnelles, sicheres und kostengünstiges Zahlungsverkehrssystem mit Zugang für alle zu schaffen“, unterstreicht Asmussen, der einst selbst im Dienste der EZB gestanden hat. Durch die Einführung des digitalen Euro könne die Notenbank der Gefahr begegnen, dass der Euroraum in eine Abhängigkeit von privaten Zahlungsverkehrslösungen oder von anderen Zentralbanken herausgegebenen Digitalwährungen gerät.
Kritisch sieht der Verband andere Ausprägungen von „digitalem Geld“ wie etwa durch Währungen gedeckte Stablecoins oder die aufgrund ihrer hohen Volatilität für den Zahlungsverkehr ungeeigneten, ungedeckten Kryptoassets wie Bitcoins. Diesen von privaten Anbietern herausgegebenen Assets fehlen Asmussen zufolge teilweise Eigenschaften von Geld.
Der GDV unterstütze die Einführung des digitalen Euro als eine „echte Währung“, unterstrich der Hauptgeschäftsführer. Aber auch beim digitalen Zentralbankgeld plädieren die Versicherer für Vorsicht. Um Gefahren für die Finanzstabilität zu vermeiden, halten sie den Vorschlag für berechtigt, den Zugang zum digitalen Euro zunächst zu begrenzen, etwa auf 3000 Euro pro Bürger. Auf diese Weise hoffen Experten, eine Destabilisierung des Bankensektors durch größere Umschichtungen von Bankeinlagen zu verhindern.
Ergänzung, nicht Ersatz
Der GDV teilt die Auffassung der EZB, dass ein digitaler Euro ausschließlich für den Zahlungsverkehr konzipiert werden solle. Dieser könne als zusätzliches Zahlungsmittel im Privatkunden-Geschäft (Retail) wie auch im Großkunden-Geschäft (Wholesale) neben das Bargeld treten. Wie beim bisherige Zentralbankgeld solle der digitale Euro als Basis und Ergänzung für private Zahlungsdienstleistungen dienen und diese keineswegs ersetzen, heißt es.
„Wichtig sind ein verlässlicher Rechtsrahmen sowie sichere und belastbare technische Infrastrukturen“, unterstreicht Asmussen. Für die Akzeptanz des digitalen Euro insbesondere im Unternehmenssektor ist es aus Sicht der Versicherer wichtig, dass der digitale Euro in das gesamte Zahlungsdienstleistungssystem eingebunden ist. „In diesem Zusammenhang sollte die Möglichkeit der Programmierbarkeit von Zahlungen ein wichtiger Aspekt in der weiteren Diskussion sein“, heißt es in dem Papier. Außerdem sei es für den Erfolg des digitalen Euro erforderlich, dass Unternehmen diesen im Zahlungsverkehr mit Kunden annehmen und zurückzahlen können. Dies bedeute auch, dass eine Umwandlung von digitalen Euro in Euro jederzeit gewährleistet sein muss.