Kreditwirtschaft

Volksbank Brawo plant Fusion mit Magdeburg

Die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg strebt kräftiges Wachstum durch eine Fusion mit der Volksbank Magdeburg an. Sparen und Synergien stehen den Angaben zufolge nicht im Vordergrund.

Volksbank Brawo plant Fusion mit Magdeburg

ste Hamburg

Die Volksbank Braunschweig Wolfsburg (Volksbank Brawo) und die Volksbank Magdeburg wollen sich zusammenschließen. Die länderübergreifende Fusion des niedersächsischen Instituts, das vorläufigen Zahlen zufolge Ende 2022 auf eine Bilanzsumme von 6 Mrd. Euro kam, mit dem Institut aus der sachsen-an­haltinischen Hauptstadt (Bilanzsumme: 1,1 Mrd. Euro), wird rechtlich rückwirkend zum 1. Januar 2023 angestrebt, wie die Institute am Mittwoch mitteilten. Auf Vertreterversammlungen, die voraussichtlich am 12. und 19. Juni stattfinden werden, sind Zustimmungsquoten von jeweils 75% erforderlich. Die technische Verschmelzung ist für kommenden Herbst vorgesehen.

Die Vorstände und Aufsichtsräte beider Banken hätten sich einstimmig für die Fusion ausgesprochen. Jürgen Brinkmann, Chef der Volksbank Brawo, zeigte sich in einem Pressegespräch zuversichtlich, „dass wir das gut bewältigt bekommen“. Zum einen sei man fusionserfahren. Zum anderen verwiesen Brinkmann und Volksbank Magdeburg-Chef Uwe Fabig auf die Vorteile einer Vereinigung für alle Beteiligten.

Braunschweig-Wolfsburg und Magdeburg, schon vor der deutschen Wiedervereinigung 1990 durch eine Städtepartnerschaft miteinander verbunden, seien Wachstumsregionen. Brinkmann betonte, es gehe bei der geplanten Fusion der Banken nicht darum, Synergien zu realisieren. „Wir wollen wachsen, vor allem in Magdeburg, und gehen davon aus, dass wir Personal aufbauen werden.“ Derzeit kommen die Häuser auf 765 bzw. 128 Beschäftigte. Auch die Filialnetze – Braunschweig-Wolfsburg kommt auf 38, Magdeburg auf drei Geschäftsstellen – sollen nicht ausgedünnt werden. Die Aufwandsquote spiele keine Rolle in den Fusionsüberlegungen, so Brinkmann. Das Aufwand-Ertrag-Verhältnis spiegele die Lage eines Instituts auch nicht wider, da sie das Bewertungsergebnis außer Acht lasse.

Rekordergebnis erwartet

Brinkmann und Fabig betonten, wirtschaftliche Gründe seien nicht entscheidend für den angestrebten Zusammenschluss. Die Zinswende und einhergehende Kursabschreibungen auf Wertpapiere im Eigenbestand träfen beide Häuser aufgrund kleiner Bestände vergleichsweise milde. Man werde alle Wertpapiere im Jahresabschluss 2022 nach dem strengen Niederstwertprinzip bewerten, so Brinkmann. Die Volksbank Brawo erwartet ein neues Rekordergebnis für 2022. Beide Häuser würden genossenschaftsintern in der zweithöchsten Ratingklasse geführt, fügte Fabig hinzu.

Mit Blick auf Wachstumschancen erklärte Volksbank-Brawo-Chef Brink­mann, das Geschäftsgebiet in Magdeburg mit einer etwa gleich hohen Einwohnerzahl sei „außerordentlich attraktiv“. Die mit Milliardeninvestitionen verbundenen Pläne des US-Chipkonzerns Intel für eine Halbleiterfabrik in Magdeburg spielten „natürlich“ auch eine Rolle in den Fusionsüberlegungen. „Aber es bleibt für uns auch ein interessantes Geschäftsgebiet, sollte Intel aus irgendwelchen Gründen am Ende nicht kommen.“ Klagen des US-Konzerns über eine „schwierige Marktsituation“ und höhere Kosten sowie Spekulationen über Subventionsforderungen hatten zuletzt den von Sachsen-Anhalt erhofften Baubeginn des Großprojekts im ersten Quartal in Frage gestellt.

Brinkmann zeigte sich optimistisch, dass die notwendige qualifizierte Mehrheit in der Vertreterversammlung erreicht werde. Auch den zuletzt 10000 Mitgliedern der Volksbank Magdeburg winkt künftig eine vergleichsweise hohe Dividende von 10%. Im Zuge der Pandemie hatte das kleinere Institut die Ausschüttung auf 1% von zuvor 4% reduziert. Die Volksbank Brawo, die auf 53000 Mitglieder kommt, ist die übernehmende Bank, der Name Volksbank Magdeburg soll aber erhalten bleiben. Verwaltungssitze soll es in Braunschweig und Magdeburg geben. Aus der Zusammenführung würde eine Bank hervorgehen, die mit einer Bilanzsumme über 7 Mrd. Euro zu den 30 größten der bundesweit noch 735 genossenschaftlichen Primärinstitute gehören würde.