Italien

Wachstum durch Banc­assurance

Italiens Banken bauen ihr Bancassurance-Geschäft aus. Kurz vor Weihnachten schlossen BPM und BPER diesbezüglich neue Vereinbarungen.

Wachstum durch Banc­assurance

bl Mailand

Italiens Banken setzen zunehmend auf Bancassurance. Unicredit und BPM bevorzugen Partnerschaften mit Versicherungen, Intesa Sanpaolo hat ein integriertes Modell mit eigenem Versicherungsgeschäft.

Kurz vor Weihnachten hat BPER, die viertgrößte Bank des Landes, eine Vereinbarung mit Unipol Sai Assicurazioni im Bereich Leben-, Sach- und Gesundheitsversicherungen um fünf Jahre verlängert. BPER-Großaktionär Unipol, der mit 19,9% beteiligt ist, hat die Partnerschaft auf die Volksbank von Sondrio ausgeweitet, an der er 9,9% der Anteile hält.

Quasi zeitgleich hat Italiens drittgrößte Bank BPM eine Vereinbarung mit Crédit Agricole Assurance (CAA) im Bereich Schadenversicherung abgeschlossen. Die „langfristige strategische Übereinkunft“ sieht vor, dass die Bank für 260 Mill. Euro Beteiligungen von 65% an der Banca BPM Assicurazioni sowie an der Vera Assicurazioni an die Franzosen ab­gibt. Die Abgabe der zweiten Beteiligung ist an die Voraussetzung gebunden, dass die BPM die derzeit von der zur Generali gehörenden Cattolica Assicurazioni gehaltenen Anteile zurückkauft. Die Partnerschaft ist für eine Laufzeit von 20 Jahren abgeschlossen. Die CAA-Mutter Crédit Agricole hatte Anfang des Jahres eine Beteiligung von 9,2% an der BPM erworben.

Das Versicherungsgeschäft ist für Italiens Banken eine einträgliche Ertragsquelle mit guten Wachstumsperspektiven. Denn die Italiener sind traditionell unterversichert, vor allem im Schadenbereich, aber auch bei Kranken- und Gesundheitsversicherungen. Die Banken wollen ihre Filialen dazu nutzen, ihren Kunden auch Versicherungen anzubieten.

Die HVB-Mutter Unicredit hat Anfang dieses Jahres eine vertiefte Zusammenarbeit mit der Allianz in 13 Ländern vereinbart – darunter die Hauptmärkte Italien und Deutschland. 15 Millionen Kunden sollen damit Zugang zu Allianz-Produkten erhalten. Umgekehrt werden 30 Millionen Allianz-Kunden in den betroffenen Ländern Bankdienstleistungen von Unicredit angeboten. Bestehende Vereinbarungen im Leben- und Nichtlebenbereich in Italien wurden gleichzeitig bis 2027 verlängert. Die Partner wollen gemeinsam integrierte Plattformen und Servicemodelle entwickeln und gemeinsame Investitionen in Marketing, Ausbildung und Digitalisierung von Prozessen tätigen. Die beiden Institute arbeiten seit 1996 zusammen. Unicredit hat weitere Partnerschaften mit Unipol und CNP in Italien, Generali in Osteuropa und Munich Re in Österreich. CEO Andrea Orcel sieht gute Chancen, vor allem im Bereich der Krankenversicherungen.

Konkurrent und Marktführer Intesa Sanpaolo hat das eigene Versicherungsgeschäft, das in Turin angesiedelt ist, in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Gleichzeitig hat die Bank Versicherungen dazugekauft und etwa die Mehrheit am Krankenversicherer RBM Salute erworben. Damit gehört Intesa Sanpaolo zu den führenden Anbietern in diesem Sektor in Italien. Im Bereich Leben ist das Institut die Nummer 1 im Land. 2021 hat die Bank außerdem für 390 Mill. Euro den Schadenversi­cherer Cargeas Assicurazioni mit 600000 Kunden von der BNP Paribas Cardif übernommen. Intesa San­paolo will den Anteil ihrer Kunden, die gleichzeitig eine Versicherungspolice haben, deutlich erhöhen.