Wachstumstempo soll gesteigert werden
mic München
Die Allianz will ihr Wachstumstempo im laufenden Jahr wieder beschleunigen. Der Umsatz solle um 7% steigen, nachdem er im Vorjahr um nominal 2,8% zugelegt hatte, kündigt der Versicherer in dem am Freitag vorgelegten Geschäftsbericht 2022 an. Man habe in langfristiges Wachstum investiert, schreibt Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte an die Aktionäre.
Schub erwartet er von den Schaden- und Unfallversicherern der Gruppe, die ein Plus von 6 bis 8 % planen. Während auch die Lebens- und Krankenversicherer zulegen sollen, wird in der Sparte Asset Management nur mit stabilen Erlösen gerechnet. Die operativen Gewinnziele, die der Konzern anlässlich der Zahlenpräsentation 2022 genannt hatte (vgl. BZ vom 18. Februar), werden im Geschäftsbericht bekräftigt.
Im laufenden Jahr wird die Entlohnung der Mitglieder von Aufsichtsrat und Vorstand aufgestockt. Aufsichtsratsvorsitzender Michael Diekmann erhält künftig 450000 Euro pro Jahr statt 250000 Euro und wird dem Vernehmen nach damit der am drittbesten bezahlte Aufsichtsratschef im Dax40. Die Festvergütung des Stellvertreters steigt von 187500 Euro auf 225000 Euro, ein reguläres Mitglied erhält künftig 150000 Euro. Die Hauptversammlung, die letztmals 2018 eine Anhebung gebilligt hatte, soll am 4. Mai 2023 zustimmen. Der Aufschlag wird mit zunehmendem Arbeitspensum begründet.
Die Vorstände sollen bei einer 100-%-Zielerreichung künftig 5% mehr als bisher erhalten. Die Vergütung sei zuletzt 2019 angepasst worden, heißt es zur Begründung. Außerdem habe die Reduzierung des Führungsgremiums auf neun Mitglieder zu einer Erhöhung des Arbeitspensums pro Person geführt.
Im vergangenen Jahr erreichten die Vorstände ihre Vorgaben für die finanziellen Konzernziele zu 105% nach 103% im Vorjahr. Der Aufsichtsrat sprach aber allen Vorstandsmitgliedern mit Ausnahme des mittlerweile ausgeschiedenen Ivan de la Sota, dem der Geschäftsbericht eine enttäuschende Performance der Einheiten in Brasilien und Spanien ankreidet, eine aufgrund individueller Leistung höhere Zielerreichung als 105% zu. Die Vergütung von Bäte sank von 7,0 auf 6,8 Mill. Euro.
Die Allianz wird wohl weder ehemalige noch aktuelle Vorstände wegen der Milliarden-Belastungen rund um die Structured Alpha-Fonds in den USA mit Haftungsansprüchen konfrontieren, ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen. Anwälte des Aufsichtsrats sähen keine Anhaltspunkte für Ansprüche, lautet die Quintessenz der Sitzung am 15. Dezember. Der Aufsichtsrat hatte sich in allen seinen sechs regulären und drei außerordentlichen Sitzungen mit dem Thema Structured Alpha befasst. Derzeit sei noch eine Sammelklage anhängig, die von Investoren in Publikumsfonds eingereicht wurde. Das Gericht habe einem Vergleich bereits zugestimmt.
Die Gegenleistung für den Erwerb von 72% an dem griechischen Versicherer European Reliance General Insurance im Juli 2022 beziffert der Geschäftsbericht auf 207 Mill. Euro. Die vereinbarte Einbringung afrikanischer Aktivitäten in eine Kooperation mit dem Finanzdienstleister Sanlam brachte einen Verlust von 127 Mill. Euro. Die Drohverlustrückstellung für den angekündigten Verkauf von 50% plus einer Aktie ihres russischen Geschäfts von 409 Mill. Euro an Zetta Insurance begründet die Allianz mit kumulierten Verlusten von 367 Mill. Euro. Die Anwendung der Rechnungslegung für Hyperinflation (IAS29) in der Türkei, in Argentinien und im Libanon kostete die Allianz 180 Mill. Euro.